Pokhara

Abfahrt ist erst um 09.30 Uhr nach Pokhara. Daher genossen wir erst noch ein gemütliches Frühstück. Mit Jeeps ging es aus dem Nationalpark heraus und dann mit dem Bus weiter. Die 5 Stunden Busfahrt waren sehr relaxt, da immer wieder Fotostopps eingelegt wurden. Die Landschaft war zu herrlich, um einfach weiterzufahren. Die Berge, die riesigen Reisfelder und alles war grün und nicht so verdörrt und ausgetrocknet wie in Indien. Es waren auch kaum Autos unterwegs, da der Generalstreik heute erst beendet wurde. So konnte der Busfahrer richtig auf die Tube drücken.
In Pokhara ist es auch wieder wunderschön. Unser Hotel “Blue Heaven” hat Zimmer mit Balkon und Seeblick. Wenn jetzt nur noch der Himmel aufreißen würde … dann können wir auch das Annapurnamassiv sehen.
Kurz nach der Ankunft sind Heiko und ich mit Dunja zum Schneider gegangen. Wir wollten uns Trekkinghosen mit “Zip” auf Maß schneidern lassen.
Nicola war jetzt auch im Kaufrausch. Kurze Hosen und CDs kommen mit nach Deutschland. Sie hatte mich auch angesteckt und versprach morgen mit mir auf Shoppingtour zu gehen. Heiko wollen wir als Einkaufsberater mitnehmen. Er war von diesem Job zwar nicht begeistert, aber die Aussicht auf eine neue Treckingjacke hat ihn umgestimmt.
Auf Dunjas Rat sind wir abends Momos essen gegangen. Momos sind Teigtaschen, die mit Fleisch, Kartoffeln, Käse und/oder Spinat gefüllt sind. Sie ähneln unseren Maultaschen. Die fast einheimische Kost ließ bei dem einem und dem anderen bereits leichtes Heimweh aufkommen.
Da Babs blöde Art uns heute Abend wieder derbe auf den Keks ging, hatten Heiko und ich zusammen mit den Berlinern ein anderes Lokal für den abendlichen Absacker aufgesucht. So landeten wir in einer Bar mit überdachten Terrasse, die den lustigen Namen „Dancing Buddha“ trug. Im Grunde genommen war auch der Name ausschlaggebend für unsere Wahl. Gudrun und Lutz gingen direkt ins Hotel, da für Morgen heftig frühes Aufstehen angesagt war.
Gegen 21.30 Uhr machten auch wir uns auf den Heimweg und haben zu zweit, auf dem Balkon sitzend, den Abend ausklingen lassen.

Ruhe

Ich wurde um 7.00 Uhr von lautem Elefantentoröö geweckt. Upps, wo bin ich denn? Nachdem ich mir klar machte, dass ich praktisch mit dem Hintern im Nationalpark liege, und mir klar wurde, dass das ungewohnte Geräusch von Elefanten stammt, die lustig im Fluss badeten, machte hat das Aufstehen richtig Spaß.
Nach dem Duschen saß ich entspannt auf der Balkonterrasse und wartete auf Heiko. Der Himmel war bedeckt und vielleicht regnet es auch gleich wieder. Hatten wir ein Glück, dass wir die Touren gestern gemachten.
Nach einem tollen Frühstück mit Blick auf den Fluss und den darin badenden Elefanten, hatte sich der Himmel freigezogen und wir sind mit Andy spazieren gegangen. Ein Flussarm musste dabei überquert werden. Da hieß es Socken und Schuhe aus. Bei einem Zigarettchen haben wir dann die Füße wieder trocknen lassen. (Die gerauchten Kippen haben wir selbstverständlich eingepackt und im Hotel “entsorgt”.) Während unserer Wanderung begegneten uns Wasserbüffel, die auf ihre Wiesen getrieben wurden. Wir sagten laut, dass wir ihnen nichts tun, wenn sie uns bloß in Ruhe ließen. Sie haben uns wohl verstanden, denn es funktionierte.
Auf dem Rückweg trafen wir beim Riverroof-Restaurant bzw. davor, auf Liegestühlen sich in der Sonne aalend, Dunja, Axel und Nicola. Axels Kopf sah jetzt schon aus wie eine Leuchtdiode. Aber, in dem Alter und bei der Haarpracht muss man sich der Folgen selber bewusst sein.
Es gab einen kleinen Mittagssnack und dann gingen wir ins Hotel zurück, um die Sonne auszunutzen, damit die zu waschende Wäsche auch trocknet.
Nach dem Abendessen trafen wir uns in einem der Gartenpavillons und es wurde wieder viel und heftig und vor allem laut gelacht.

Dschungel

Um 7.15 ging es los. Wir liefen mit unserem Guide zum Fluss und falteten uns dort in einem Einbaum zusammen. Nach 3/4 Stunde Bootsfahrt, wo wir immer wieder auf die verschiedensten Vögel und Krokodile aufmerksam gemacht wurden, waren wir am Ziel angekommen: Am Startplatz für unsere Dschungelwanderung. Vorweg gab es Erläuterungen, wie wir uns verhalten müssen, wenn wir auf Rhinos stoßen. Ein leiser Pfiff und wir konnten Photos machen. Zwei Pfiffe waren das Zeichen für Angriff, jeder sollte sich dann schnellstens hinter einem Baum verstecken.
Als erstes bekamen wir einen Fußabdruck eines Rhinos zusehen. Himmel, war der groß. Vielleicht wäre es nicht so schlecht, wenn wir keinem begegnen würden? Bevor ich diese Überlegungen zur Diskussion freigeben konnte, waren wir aus dem Urwald heraus in eine Steppenlandschaft mit brusthohem Schilfgras getreten. Da pfiff der Guide auch schon. Also Kameras in Anschlag. Da stand es schon, mein erstes Rhino. Fett, bräsig und riesengroß. Zwei Pfiffe! Der Guide hatte festgestellt, dass es sich bei dem Rhino um ein Muttertier handelte, das nun sein Kleines beschützen wollte und auf uns losraste. Also Baum suchen, mitten in einer Schilfgras Landschaft! Nach einem Sprint mit verzerrten Gesichtern, fanden wir Schutz hinter dem einzigen mickrigen Baum weit und breit. Klar, dass wir uns nun fast stapelten. Zum Glück können Rhinos wirklich nicht gut sehen.
Schon spannend, so eine kleine Panikattacke.
Weiter ging es durch Wälder, Steppen, auf Baumstämmen über kleine Bäche, bis wir nach gut 3 Stunden den Fluss wieder erreichten und unsere Lodge schon sehen konnten.
Nach einem kleinen Snack und kurzer Siesta wartete um 15.00 Uhr das nächste Abenteuer auf uns: Der Elefantenritt. Aber, wie kommt man und frau auf diese riesigen Dinger rauf? Andi und Axel bestiegen unseren Elefanten artgerecht vom Rüssel aus. Da die beiden aber nicht weiter nach hinten rutschten, blieb für Heiko und mich nur der Aufstieg über den Popo. Als wir fast oben waren, ging ein Stoßgebet gen Himmel, dass der Elefant nicht gerade in dem Moment, als einer von uns an seinem Schwanz hing, pupsten oder noch was schlimmeres machen musste.
Es war schon ein erhebendes Gefühl, die Welt von dem Rücken eines Elefanten zu betrachten. Nach einer Treibjagd mit 5 Elefanten, war das erste Rhino eingekreist. Jetzt liefen die Kameras wieder heiß.
Auf dem Weg zurück, ebnete sich unser Elefant seinen Weg selber, indem er einfach Bäume wie Zahnstocher umknickte und gemütlich hie und da ein Blättchen zupfend, darüber weg stampfte.
Abends saßen wir mit Andi und Axel wieder auf der Dachterrasse, derweil sich der Rest der Truppe für einen Folklore Abend entschieden hatte. Wir hatten Spaß mit dem lustigen Kellner und an dem Zusammensitzen mit einer kleinen Gruppe, als es plötzlich anfing zu donnern und zu blitzen. Der Strom fiel aus und die Blitze erhellten die Flusslandschaft. Dann fing es an zu regnen. Lt. Kellner, war es das 1. Mal in diesem Jahr. Hagelkörner in der Größe von Walnüssen fielen vom Himmel. Axel und ich sind todesmutig fix zurück zum Hotel gelaufen und holten unsere Pullover. Es hatte sich schlagartig um 15 Grad abgekühlt.
Dank der wärmeren Bekleidung haben wir uns das Essen gut schmecken lassen. Auf unserer Terrasse zogen wir bei einem Bierchen Tagesrevue und waren uns einig, dass der heutige Tag einer der spannendsten der Reise war.

Nach Nepal

Gegen Mitternacht machten wir Pause und ich tauschte mit Andi die Plätze. Da ich in der glücklichen Lage bin, fast immer und überall schlafen zu können, war es für mich kein Problem, mir mit einer weiteren Person zwei enge Sitze teilen zu müssen. Sichtlich erleichtert gesellte sich Andi zu Heiko auf die Rückbank.
Im Morgengrauen, an der nepalesischen Grenze angekommen, hieß es Abschied zu nehmen von Kishan und Balbier. Sichtlich gerührt waren beide, als wir ihnen die Umschläge gaben, die ein kleines Trinkgeld enthielten, das wir für sie gesammelt hatten.
Ehe wir uns zum Frühstück begeben konnten, mussten Formulare ausgefüllt werden. Den Morgenimbiss hätten wir uns auch schenken können. Um uns herum nur Trecker mit Rucksäcken, die einen absolut verfilzen und verlausten Eindruck machten. (Die Trecker, nicht die Rucksäcke) Das Personal war lahm ohne Ende und schaffte es in 1,5 Stunden nicht, allen einen Tee zu servieren. Entnervt, übermüdet und nach einer Dusche sehnend, suchten wir den neuen Bus auf, der sich als noch kleiner erwies, als der vorherige. Gleiche Anzahl von Sitzplätzen, aber viel enger bestuhlt. Dunja erkannte Heikos Sitzprobleme sofort und so durfte er direkt vorne auf dem Sitz neben ihr sitzen. Andi und ich haben uns wieder die Rückbank geteilt und Babs wieder 3 Plätze beansprucht.
Als wir zwischendurch Tee-Pause machten, merkten wir den Unterschied zwischen Indien und Nepal deutlich. Die Nepali waren noch netter, sie grüßten uns mit Nemaste. Die Inder waren nicht unfreundlich uns gegenüber, aber hier wirkte es ehrlicher. Alles wirkte sauberer und wir empfanden die Luft als bedeutend sauberer.
Vor den Häusern waren kleine Vorgärten angelegt, in denen bescheidene Blümchen blühten.
Als dann auf der Weiterfahrt Babs keine Anstalten machte, auch nur einen ihrer 3 Sitze frei zu geben, beschlossen wir, sie ab sofort links liegen zu lassen. Dieses Sozialverhalten hätten wir bei einer Sozialarbeiterin nicht vermutet!
Vollkommen überrascht waren wir dann, als wir in der Rhino-Lodge, unserem Domizil im Nationalpark ankamen: 2stöckige Bungalows in einem gepflegten Blumengarten.
Da aufgrund des Generalstreiks auch die Banken offiziell geschlossen hatten, kam der Banker eben zu uns in den Garten, damit wir für die ersten Tage in Nepal „flüssig“ waren. Kundenservice auf Nepali.
Am Nachmittag machten wir noch einen kleinen Ausflug zur Elefantenaufzuchtstation. Erst mit einem Jeep zum Fluss, dann in einem Einbaum über den Fluss ging es zu den Elefanten. Die drei Kleinsten waren noch nicht angeleint. Sie waren so süß und ließen sich von uns streicheln. Wobei wir höllischen Respekt vor ihren doch schon recht großen Füßen hatten.
Abends saßen wir alle wieder zusammen auf der Dachterrasse des nahe gelegenen Restaurants, genossen ein leckeres Abendessen, das – da wir in Nepal waren – auch wieder aus Salat bestand und sahen einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Zurück im Hotel saßen Heiko und ich mit den beiden Jungs noch in einem kleinen Holzpavillion und tratschten.

Varanasi

Frohe Ostern!
Um 8.00 Uhr waren Heiko und ich langsam aber sicher soweit wach, dass wir aufstehen und frühstücken konnten. Wir nahmen unsere letzten Müsliriegel und Bisleri zu uns und machten uns anschließend Richtung Pool auf den Weg.
Gerade, als wir uns unsere Liegen von einem netter Inder ausrichten ließen, kam auch Nicola zu uns. Kurz wurde das Programm der heutigen Tage besprochen. Pool bis ca. 14.00 Uhr, dann Internet-Café, dann was essen, dann in die Stadt zu den Ghats, wo wir uns um 17.00 Uhr eine Zeremonie (Puja) am Ganges ansehen wollten.
Es ist schon schön, wenn man etwas von zu Hause hört, denn viele von unseren Freunden und Bekannten hatten auf unsere Mails geantwortet. Als wir alle Nachrichten „gecheckt“ hatten, wobei ich bei machen wieder in lautes Gelächter ausbrechen musste, warteten wir noch kurz auf Nicola und dann gab es Lunch als Stärkung für die ca. 30 min. Rikschafahrt zusammen mit den anderen in die Stadt.
Dort angekommen, knickte Babs um und fiel in den Dreck. Statt jedoch zurück zu fahren und den Fuß zu kühlen, hielt sie uns mit ihrem langsamen Humpelgang auf und würgte uns dann noch blöde Sprüche rein, als wir uns nach ihrem Befinden erkundigten.
Am Ganges angekommen, suchten wir uns gute Plätze und verfolgten zuerst gespannt und zum Schluss schon fast gelangweilt die Zeremonie zu Ehren der Elemente. Die Sache wurde für uns langweilig, weil die einzelnen Gesten für Sonne, Wasser etc. in alle Himmelsrichtungen endlos wiederholt wurden. Daran änderte auch der durchtrainierte Body des Priesters, der eine Armlänge von mir weg stand nichts.
Zurück am Hotel, haben wir mit Andi und den Berlinern noch etwas getrunken und sind dann gegen 22.00 Uhr in den Bus gestiegen.
Jetzt fing der Ärger an: In Nepal war ein Generalstreik für den übernächsten Tag ausgerufen. So hatten wir beschlossen, die Nacht durchzufahren bis ca. 13.00 Uhr, um an dem Tag, an dem der Streik beginnen sollte, bereits im Nationalpark zu sein. Auf diese Weise konnten wir ausschließen, dass wir Streik bedingt an der Grenze Indiens mehrere Tage auf das Streikende warten müssen. Daher versuchten alle lieben Mitreisenden Einzelplätze zu bekommen. Babs beanspruchte zuerst die Rückbank für sich alleine, weil sie demonstrativ humpelnd in den Bus einsteigend im Liegen fahren wollte. Andi saß vorne neben Marlene eingekeilt. Neben mich setzte sich Hutzelchen und Gerd Ruge quetschte sich zu Heiko. Axel hatte sich einen Einzelplatz erkämpft. Zum Schluss überließ Babs dann doch mir und Heiko die Rückbank. Gerd Ruge setzte sich neben Hutzelchen und Babs kassierte einen Einzelplatz und legte noch den Fuß auf einen anderen Sitz. So hatte sie 3 Sitze eingenommen.
In dieser Nacht ging es Gudrun gar nicht gut. Zu einem heftigen Husten gesellte sich auch noch hohes Fieber, aber ohne zu klagen winkte sie ab: „Es geht schon“.

Ganges

Pünktlich ging es los zur Fahrt zum Sonnenaufgang in Richtung Ganges. Dunja hatte schon das Ruderboot organisiert. Bevor wir ins Boot einstiegen, waren 5-6jährige Mädchen um uns herum, die kleine selbst gebastelte Körbchen verkauften. In den Körbchen lagen Blumen und eine kleine Kerze. Dem Glauben nach geht ein Wunsch in Erfüllung, wenn man bei Sonnenaufgang ein solches Körbchen auf dem Ganges schwimmen lässt. Natürlich haben wir hier alle was gekauft.
Nach kurzer Bootsfahrt sahen wir aus schon die ersten Gläubigen bis zum Bauch im Wasser stehen. Es war schon ein groteskes Bild. Hier wurden Leichen verbrannt, 10 Meter weiter wuschen sich die Menschen und nach weiteren 10 Meter wurde Wäsche und Geschirr gewaschen. Dann lag eine tote Kuh im Wasser und daneben putzte sich ein Mann die Zähne und neben einem Abwasserrohr wuschen Frauen ihre farbenprächtigen Saris. Wir waren froh, dass Mutter Ganga nicht so stank, wie wir es eigentlich erwartet hatten und bekamen einen herrlichen Sonnenaufgang zu sehen.
Dann kam als nächstes das Frühstück auf einer Dachterrasse. Hilfe! Durch was für Gassen mussten wir laufen, ehe wir das Restaurant gefunden hatten! Ein Teil des Weges führte durch einen dunklen Tunnel mit Unrat, Wasser (?) und wer weiß, was noch alles. Da waren viele froh, sich vorher mein jap. Heilpflanzenöl in die Nasenlöcher geschmiert zu haben.
Auf der Dachterrasse, zu der eine schier endlose Treppe führte, hatten wir dann aber eine grandiose Aussicht auf Varanasi und den Ganges.
Mit Andi, Axel, Nicola, Gudrun und Lutz ging es nach dem Frühstück, was eins der schlechtesten war, zu einem Shop eines Seidenhändlers, wo ich zwei lange Seidenschals für insgesamt 15 € kaufte, noch etwas durch die quirlige Stadt, zurück zu den Ghats.
Heiko, Andi und ich hatten dann im wahrsten Sinne des Wortes die Nasen voll und sind zurück zum Hotel gefahren. Das Zauberwort hieß: „Pool“. Dort machten wir es uns im Schatten gemütlich und warteten, bis der Rest eintrudelte.
Verabredet waren wir für 18.00 Uhr in der Lobby. Natürlich mussten Axel und Nicola erst von mir vom Pool her- und Andi aus dem Zimmer raus getrieben werden.
Das Essen war mal wieder klasse, aber Andi konnte seine Nudeln, auf die er sich den ganzen Tag so gefreut hatte, nicht so richtig genießen. Nach der Hälfe ging er mit kurzem Gruß ins Hotel. So haben wir den bayerischen Abend wieder in einen rheinischen umgewandelt, die Berliner adoptiert und bis 23.00 Uhr zusammengesessen.

Holy

Als wir uns mit Andi um 8.30 beim Frühstück trafen, prosteten wir uns mit einem breiten Grinsen und leckerem Tee zu. Unser Gedanke war klar: Der Rest der Truppe war schon seit 4 Stunden auf Achse. Unser Flieger dagegen ging erst um 14.00 Uhr.
Gegen 12.30 wollten wir mit Taxen zum Flughafen fahren. Bis dahin müsste auch Axel, der sich heute Morgen in Richtung Tempelanlage aufgemacht hat, auch wieder zurück sein. Also blieben uns noch ein paar Stündchen an der schönen Poolanlage mit den Gedanken an die ersparte Busfahrt, die nicht nur aufgrund des Holy – Festes alles andere als nett werden würde.
Holy ist das Farbenfest der Inder. Aber, wo früher noch mit Farbpulvern geworfen wurde, ähnlich wie bei uns zu Karneval mit Bonbons, wird sich jetzt mit Farbwasserbeuteln beschossen. Das Farbwasser bekommt man nach ca. 14 Tagen wieder von der Haut herunter und die Klamotten sind reif für den Mülleimer. Die Busfahrt wird also bei geschlossenen Fenstern erfolgen. Dazu kommen Straßensperren, weil jedes Dörfchen heute eine Art Durchfahrtsgebühren kassiert, um so das abendliche Holy – Fest zu finanzieren.
Da war es doch am Pool schöner. Nach und nach verschwand dann einer nach dem anderen, um nach kurzer Zeit wieder frisch geduscht und mit gepackten Rücksäcken im Schatten der Bäume auf die Abfahrt zu warten.
Gerade als ich aus dem Hotelzimmer sah, um festzustellen, ob auch Heiko sich langsam auf die Socken Richtung Dusche machte, sah ich eine Gruppe von 4 Indern, die in wunderbaren Gewändern, eine große Silberschale vor sich tragend auf unserer Pool-Gruppe zu steuerte.
Geschenke, dieser Gedanke durchzuckte mich sofort. Die anderen bekommen jetzt Geschenke und ich bin im Zimmer. Sofort war ich fertig, um aus dem Zimmer zu stürzen und dann ganz zufällig rechtzeitig bei der Geschenkverteilung dabei zu sein. Doch was sollte das jetzt? Andi sprang von seiner Liege hoch, hechtete über eine kleine Hecke und sprintete in Richtung Hoteleingang. Mh, merkwürdig, da ich bleibe wohl besser sitzen und warte ab. Vielleicht teilt Heiko sein Geschenk ja mit mir. Da sehe ich, wie ein Inder Heiko und den anderen mit der Hand durchs Gesicht wischt. „Holy“ schießt es mir durch den Kopf und „bleib in dem Zimmer“.
Als Heiko ins Zimmer kam sah er lustig aus, überall im Gesicht hatte er rotes Farbpulver und schön in den 3-Tag-Bart war es einmassiert. Also vorsichtig die Sachen ausgezogen und mit Toilettenpapier das Pulver trocken vom Gesicht gewischt – natürlich habe ich vorher noch ein Foto gemacht.
Nun ging es aber zum Flughafen. Dort ging mit den Tickets und dem Einchecken alles sehr schnell. Als wir in der Wartehalle saßen, zauberte Axel einen Beutel mit Leckereien aus seinem Rucksack. Er war von Dunja für die „Gruppensprenger“.
Bei der Kontrolle vor dem Einstieg kamen wir uns dann allerdings vor wie Schwerverbrecher, es war klar, dass Nagelscheren etc. abgegeben werden mussten, aber auch Batterien und Streichhölzer? Egal, besser als Busfahrten.
Der Flug dauerte 40 min. Wir waren also gerade in der Luft, da ging es auch schon wieder runter. Fix hatten wir uns ein Taxi zu unserem Hotel in Varanasi organisiert. Das Best Western, wo wir eigentlich unterkommen sollten, war geschlossen und wir wurden kurzerhand in das daneben liegende und mit 2 Sternen mehr bewertete Clarks einquartiert. Nachdem wir die Zimmer beschlagnahmt hatten, versammelte sich die Fliegergruppe am Pool und wartete auf den Rest, der gegen 18.00 Uhr sichtlich erschöpft eintraf.
Wir ließen den Abend lustig im nahe gelegenen Hotel bei einem köstlichen Mahl und kühlem Bier ausklingen. Da es Axel an diesem Abend noch nicht so astrein ging, wurde der geplante bayerische Abend verlegt. Unter dem Gesichtpunkt, dass es morgen um 5.15 losgehen sollte, war es vielleicht keine schlechte Idee.

Kajarau

Um 8.00 Uhr waren Heiko und ich schon wach. Als ich die Vorhänge wegzog sah ich, wie sich Gudrun und Lutz schon auf die Socken machten, das Städtchen Kajarau zu erobern.
Um 8.30 Uhr waren wir dann schon am Pool und stellten fest, dass auch dieser Tag ein heißer werden wird.
Die Verabredung zum Frühstück ging total in die Hose. Heiko und ich sind um 9.45 mit knurrenden Mägen alleine zum Frühstück gegangen. Aber um 11.00 Uhr war der harte Kern wieder zusammen. Nicola war dann die erste von uns, die laut darüber nachdachte, dass ein Flug nach Varanasi vielleicht doch nicht so schlecht sei und ob man nicht ein paar Dollars investieren sollte, um eine 14stündige Busfahrt zu umgehen. Ich stimmte ihr zu und Andi hatten wir schnell als unseren Beschützer engagiert. Axel, der sich jetzt erst aus dem Zimmer und damit von der Toilette wegtraute, wollte dann auch mitfliegen. Heiko dann auch. Nachdem Gudrun Baldrian-Tabletten gegen ihre Flugangst versprochen wurden, hieß es für Gudrun und Lutz: Wir fliegen auch.
Die Busfahrt sollte am nächsten Morgen um 4.30 Uhr losgehen und eben ewig lange dauern. Dunja verzog das Gesicht, als wir ihr unseren Entschluss mitteilten. Für sie bedeutete es, dass sie mit den Schnarchnasen der 2. Gruppe und der Stimmungskanone Babs alleine fahren muss. Arme Dunja! Sie klärte aber alles für uns in punkto Tickets per Telefon. Die Tickets sollten am nächsten Tag am Flughafen bereit liegen und brauchten auch erst dann bezahlt werden.
Nach diesem bummeligen Pooltag haben wir uns um 15.00 Uhr mit Nicola und Babs in der Lobby verabredet, um zu den Jain – Tempeln zu fahren. Die herrliche Anlage mit ihren erotischen Schnitzereien sahen wir uns ca. 2,5 Stunden an, dann wurde etwas getrunken und anschließend habe wir noch eine kleine Privataudienz bei einem Mönch bekommen. Er sang uns etwas vor, wir haben nachgesungen und dann bekam jeder einen roten „ich bin glücklich“ Punkt auf die Stirn. Somit war auch unserer Mantra wieder gerettet.
Zurück im Hotel haben wir noch eine kurze Siesta eingelegt und uns über das Örtchen unterhalten, das wirklich sauber war, grüne Wiesen und Bäume und bunte Sträucher aufweisen konnte. Für 19.30 Uhr hatte uns Kishan wieder zum Essen im Bus eingeladen. Axel, der sich wieder nicht wohl fühlte, hatte an dem Abend wirklich was verpasst, denn sogar Balbier ging richtig aus sich heraus und wagte ein Tänzchen im Bus.

Fahrtag

Kurz nach 6.00 Uhr war auch alles Abfahrt bereit, die ersten 2,5 Stunden habe ich direkt neben Heiko gesessen und es war für mich die Hölle. Eng war es und trotz der frühen Stunde haben wir uns schon gegenseitig vollgeschwitzt. Dann aber ging regelmäßig einer von uns zu Kishan ins Führerhaus oder stand im Gang, so dass ich auf der Rückbank zuerst mit Nicola und dann mit Andi zu sitzen kam. Zwar ist da hinten im Bus nicht an schlafen zu denken, denn bei jedem Huckel ist man 10 cm in die Luft gegangen, aber es war Platz für die Beine und kein direkter Nachbar, der zum Anschwitzen animierte.
Zwischendurch haben wir an einem kleinen Laden eine Teepause gemacht. Die Tassen waren da aber derart dreckig, dass ich beim Gedanken, wie viele Generationen von Indern daran gesabbert haben müssen, keinen Teedurst mehr hatte und ich war froh, nichts zum Essen bestellt zu haben. Das Mittagessen fiel auch eher bescheiden aus, aber bei der Hitze hatten wir eh nicht so den rechten Hunger. Dann wollte uns der Kellner auch beim Bezahlen bescheißen. Von 400 Rupien ging er dann auf 320 und als ich ihm wütend die Speisekarte entriss, um nach dem tatsächlichen Preis zu sehen, auf 93 Rupien herunter. Klar, dass er sich auf diese Art und Weise ums Trinkgeld gebracht hat.
Endlich um 19.00 Uhr im Hotel im Hotel angekommen, wurde fix geduscht und alle trudelten bei uns im Zimmer zur „rheinischen Nacht“ ein. Bis auf Lutz und Gudrun haben wir noch bis kurz vor Mitternacht zusammengesessen und uns über die im Bus ausgefochtenen Kämpfe der Killer-Nackenhörnchen gelacht. Verabredet haben wir uns für 9.30 zum Frühstück. Treffen wollten wir uns am Pool.

Taj Mahal

Abmarsch ist um 5.30 Uhr. Das Taj Mahal schon innerlich vor Augen, hatte keiner auch nur einen Gedanken ans Liegenbleiben verschwendet. Nach ca. 10 min. Fußweg waren wir am Ziel. Für 5 $ und 500 Rupien sahen wir es dann auch, das Denkmal der ewigen Liebe. Unvergleichlich schön ist es. Es strahlt einen Eindruck der Ruhe, des Friedens und der Sinnlichkeit aus, den ich noch nie bei einem anderen Gebäude so gespürt habe. Verstärkt wurde der Eindruck von dem sanften Licht der aufgehenden Sonne und dem kühl wirkenden Rasen. Jetzt wurden aber die Fotoapparate gezückt und jeder versuchte seinen Eindruck so gut es geht aufs Foto oder den Videofilm zu bannen. Natürlich durfte auch das Lady-Di-shy-Foto nicht fehlen. Nach 3 Stunden, 2 vollen 36er Filmen und der Gewissheit, dass Taj von allen erdenklichen Positionen und mit allen zu erhaschenden Sonnen – und Lichteinstrahlungen abgelichtet zu haben, streikte dann auch mein Zeigefinger der rechten Hand und ich sah Heiko erleichtert lächeln, als ich mit den Worten: „Ich glaube, jetzt habe ich genug Bilder“ den Fotoapparat wegpackte.
Aber wer konnte es ahnen, dass uns kurz darauf ein Gärtner ansprach, der meinte, uns für ein paar Rupien eine Stelle zu zeigen, von der das Taj noch viel schöner aussieht und die Fotos noch viel besser werden? Mein flehender Blick wurde richtig gedeutet, der Mann bekam sein Geld und ich noch ein paar wirklich schöne Fotos.
Mittlerweile war es 9.15, alle bekamen Hunger und auf der Dachterrasse eines nahe gelegenen Cafés bekamen wir ein leckeres Frühstück. Die Besitzerin, eine Deutsche, führte uns anschließend auf unseren Wunsch in ihren Laden, wo wir uns eine Elefanten-Statue aus Marmor geleistet haben. Auf einmal entwickelte Andi ungeahnte Aktivitäten, er wollte erst noch ein paar Läden abklappern und sich dann erst zum Kauf einer Statue entschließen. Axel war schon vor dem Ladenbesuch in Richtung Hotelbett aufgebrochen, Heiko und mich lockte der Hotelpool. Auch Babs und Nicola wollten erst etwas Augenpflege betreiben, Lutz und Gudrun, unsere Unverwüstlichen, gingen weiter auf Achse.
Nach 2 Stündchen Sonne pur sind auch Heiko und ich Richtung Bettchen verschwunden. Gerade eingeschlafen, klingelte das Telefon. Keiner war am anderen Ende, bzw. es wurde schnell aufgelegt. Wieder eingenickt, klingelte es an der Tür. (In Indien haben alle Hotelzimmertüren Klingeln für den Zimmerservice) Der Servicemann hatte sich mit der Rechnung für unsere Poolgetränke geirrt und uns 20 Rupien, also 50 Cent, zu viel kassiert, aber Ordnung muss wohl sein. Ich schätze, er wusste nicht, wie er das Geld verbuchen sollte, es wird auch keiner da gewesen sein, den er hätte fragen können, also brachte er es zurück.
Gerade wieder in süße Taj-Mahal-Träume versunken, klingelte es erneut. Der Zimmerservice brachte uns neue Handtücher. Die hatte er zwar schon nach unserem Weggehen in der Früh gewechselt, aber es wird wohl so auf seinem Plan gestanden haben.
Über diese Slapstickeinlagen musste ich derart lachen, dass ich dann nicht mehr einschlafen konnte. Also aufstehen, Tagebuch führen, duschen und warten bis 18.30 Uhr, wo wir uns in der Lobby zum gemeinsamen Essen treffen wollten. Mit kleiner Verspätung durch Axel und Nicola, deren Massageeinlage länger als geplant dauerte, gingen wir los und waren dank Dunja wieder lecker indisch Essen.
Zum Ausklang des Abends haben wir mit Axel noch ein Bierchen bei Kishan im Bus getrunken. Zurück im Zimmer wurden die Rucksäcke wieder mal gepackt, denn Morgen geht es um 6.00 Uhr los.