Als wir uns mit Andi um 8.30 beim Frühstück trafen, prosteten wir uns mit einem breiten Grinsen und leckerem Tee zu. Unser Gedanke war klar: Der Rest der Truppe war schon seit 4 Stunden auf Achse. Unser Flieger dagegen ging erst um 14.00 Uhr.
Gegen 12.30 wollten wir mit Taxen zum Flughafen fahren. Bis dahin müsste auch Axel, der sich heute Morgen in Richtung Tempelanlage aufgemacht hat, auch wieder zurück sein. Also blieben uns noch ein paar Stündchen an der schönen Poolanlage mit den Gedanken an die ersparte Busfahrt, die nicht nur aufgrund des Holy – Festes alles andere als nett werden würde.
Holy ist das Farbenfest der Inder. Aber, wo früher noch mit Farbpulvern geworfen wurde, ähnlich wie bei uns zu Karneval mit Bonbons, wird sich jetzt mit Farbwasserbeuteln beschossen. Das Farbwasser bekommt man nach ca. 14 Tagen wieder von der Haut herunter und die Klamotten sind reif für den Mülleimer. Die Busfahrt wird also bei geschlossenen Fenstern erfolgen. Dazu kommen Straßensperren, weil jedes Dörfchen heute eine Art Durchfahrtsgebühren kassiert, um so das abendliche Holy – Fest zu finanzieren.
Da war es doch am Pool schöner. Nach und nach verschwand dann einer nach dem anderen, um nach kurzer Zeit wieder frisch geduscht und mit gepackten Rücksäcken im Schatten der Bäume auf die Abfahrt zu warten.
Gerade als ich aus dem Hotelzimmer sah, um festzustellen, ob auch Heiko sich langsam auf die Socken Richtung Dusche machte, sah ich eine Gruppe von 4 Indern, die in wunderbaren Gewändern, eine große Silberschale vor sich tragend auf unserer Pool-Gruppe zu steuerte.
Geschenke, dieser Gedanke durchzuckte mich sofort. Die anderen bekommen jetzt Geschenke und ich bin im Zimmer. Sofort war ich fertig, um aus dem Zimmer zu stürzen und dann ganz zufällig rechtzeitig bei der Geschenkverteilung dabei zu sein. Doch was sollte das jetzt? Andi sprang von seiner Liege hoch, hechtete über eine kleine Hecke und sprintete in Richtung Hoteleingang. Mh, merkwürdig, da ich bleibe wohl besser sitzen und warte ab. Vielleicht teilt Heiko sein Geschenk ja mit mir. Da sehe ich, wie ein Inder Heiko und den anderen mit der Hand durchs Gesicht wischt. „Holy“ schießt es mir durch den Kopf und „bleib in dem Zimmer“.
Als Heiko ins Zimmer kam sah er lustig aus, überall im Gesicht hatte er rotes Farbpulver und schön in den 3-Tag-Bart war es einmassiert. Also vorsichtig die Sachen ausgezogen und mit Toilettenpapier das Pulver trocken vom Gesicht gewischt – natürlich habe ich vorher noch ein Foto gemacht.
Nun ging es aber zum Flughafen. Dort ging mit den Tickets und dem Einchecken alles sehr schnell. Als wir in der Wartehalle saßen, zauberte Axel einen Beutel mit Leckereien aus seinem Rucksack. Er war von Dunja für die „Gruppensprenger“.
Bei der Kontrolle vor dem Einstieg kamen wir uns dann allerdings vor wie Schwerverbrecher, es war klar, dass Nagelscheren etc. abgegeben werden mussten, aber auch Batterien und Streichhölzer? Egal, besser als Busfahrten.
Der Flug dauerte 40 min. Wir waren also gerade in der Luft, da ging es auch schon wieder runter. Fix hatten wir uns ein Taxi zu unserem Hotel in Varanasi organisiert. Das Best Western, wo wir eigentlich unterkommen sollten, war geschlossen und wir wurden kurzerhand in das daneben liegende und mit 2 Sternen mehr bewertete Clarks einquartiert. Nachdem wir die Zimmer beschlagnahmt hatten, versammelte sich die Fliegergruppe am Pool und wartete auf den Rest, der gegen 18.00 Uhr sichtlich erschöpft eintraf.
Wir ließen den Abend lustig im nahe gelegenen Hotel bei einem köstlichen Mahl und kühlem Bier ausklingen. Da es Axel an diesem Abend noch nicht so astrein ging, wurde der geplante bayerische Abend verlegt. Unter dem Gesichtpunkt, dass es morgen um 5.15 losgehen sollte, war es vielleicht keine schlechte Idee.