Nachdem wir im vergangenen Jahr erstmals eine Streckenwanderung gemacht haben (Alpenüberquerung), wollen wir uns erneut an eine mehrtägige Wanderung wagen. Diesmal soll es aber etwas gemütlicher und vor allem mit weniger Höhenmetern ablaufen, wir entscheiden uns daher für den König-Ludwig-Weg, gemütliche Variante, angeboten u.a. von Alpenlandtouristik
Kategorie: 2016 König-Ludwig-Weg
In 8 Tagen vom Starnberger See zum Schloss Neuschwanstein
09.06.2016 – Anreise
Morgens machen wir uns gemütlich auf den Weg zum Hauptbahnhof Essen, der Zug fährt planmäßig erst kurz nach 9:00 Uhr ab. Dort erfahren wir, dass wir in Dortmund den Zug wechseln müssen wegen einer ‘technischen Störung’. Die Bahn schafft es zwar, den Original-/Ersatzzug am gleichen Bahnsteig bereitzustellen, leider stimmt aber weder der Wagenstandsanzeiger noch die Waggonnummer. Also irren die Reisenden auf der Suche nach ihren Plätzen über den Bahnsteig.
Nach kurzer Zeit legt sich das Chaos, wir fahren mit nur 30 Minuten Verspätung ab und kommen, nach Umstieg in München, entsprechend verspätet am Starnberger See an. Nach Bezug des Zimmers bitten wir im Hotel (Seeblick), uns eine Taxe zu bestellen, da wir noch die erste Etappe laufen wollen: von der Votivkapelle in Berg (hier wurde der König im See tot aufgefunden) zurück zum Hotel in Starnberg. Um 17:00 Uhr geht es los, nach ca. 7 km sind wir um 18:30 Uhr hungrig zurück in Starnberg.
Nun noch schnell zum Essen, wir haben uns das ‘Wirtshaus Starnberg’ ausgesucht und dort eine Kleinigkeit verspeist:
10.06.2016 – Starnberger See nach Erling
Heute wird es ernst, die erste Tagestour steht auf dem Plan. Während des Frühstücks regnet es noch, aber danach reisst der Himmel auf, so dass wir im Trockenen laufen können. Neben wunderschöner Landschaft wird man immer wieder an das Tagesziel erinnert.
Am frühen Nachmittag nähern wir uns dann dem heiligen Berg und damit Kloster Andechs.
Nach einem Mittagssnack besichtigen wir die Klosterkirche und machen uns anschließend auf den Weg zum Hotel Post in Erling. Hier beziehen wir, passend zum Wanderweg, die König-Ludwig-Suite, das schönste Zimmer der gesamten Tour.
Zum Abend dürfen wir noch einmal den Weg vom Hotel zum Kloster in Angriff nehmen, da es in Erling selber keine Möglichkeit zum Abendessen gibt. Somit kommen wir an diesem Tag auf 21,5 km. Diese Angaben sind übrigens immer die Gesamt-Tageskilometer incl. Zu- und Abwegen zu den Unterkünften und den Wegen zum Essen und Trinken. Sie liegen deshalb höher als die offiziellen Kilometer der einzelnen Etappen.
11.06.2016 – Erling nach Dießen
Am heutigen Samstag haben wir den einzigen Tag, an dem wir zwischendurch zu einer festen Uhrzeit einen Anschluss erreichen müssen: um 10:45 Uhr geht das Schiff von Herrsching nach Holzhausen. Also brechen wir um kurz nach 9:00 Uhr und einem üppigen Frühstück auf, leider im strömenden Regen. Aber das ändert nichts an dem schönen Weg.
Wir erreichen den Anleger 15 Minuten vor der Abfahrt und haben sogar noch Zeit, einen Regenschutz für Biankas Rucksack zu kaufen, denn es regnet ohne Unterbrechung. Der Gutschein des Veranstalters für die Überfahrt wird problemlos akzeptiert, so fahren wir also im Regen gut 20 Minuten über den Ammersee bis Holzhausen.
Von Holzhausen führt der Weg eine ganze Zeit durch den Wald direkt an einer Bahnlinie entlang Richtung Dießen, leider auch lange Abschnitte weit weg vom See über asphaltierte Wege. Gastronomie ist durchweg geschlossen, so dass die Laune einen ziemlichen Tiefpunkt erreicht. Dies liegt aber auch daran, dass es bis zum Nachmittag nicht aufhört zu regnen.
Nach Bezug des Zimmers im Hotel Seehof machen wir uns auf den Weg zum Marienmünster Dießen, in dem wir Kerzen für besseres Wetter anzünden.
Am Abend essen wir gut im Wirtshaus Unterbräu, in kurzer Entfernung vom Hotel gelegen.
Das großzügige Waschbecken im Hotelzimmer (bayerisch rustikal) wollen wir den Lesern nicht vorenthalten, lt. (sehr symphatischen) Hotelier hat es einen Durchmesser von 30 cm:
Zurückgelegte Kilometer: 19,5 km
12.06.2016 – Dießen nach Paterzell
Die Kerzen scheinen ihren Zweck erfüllt zu haben, es ist trocken! Also wandern wir frohen Mutes los und genießen das trockene Wetter. Heute können wir am Horizont erstmals die hohen Berge sehen.
Wir lassen es gemütlich angehen und machen zwischendurch auch Pausen, da wir erst um 14:00 Uhr in Wessobrunn sein müssen. Dort haben wir von zu Hause eine Klosterführung gebucht.
Ca. 13:30 Uhr kommen wir am Kloster an, da es gerade anfängt zu tröpfeln, gehen wir in den Raum, in dem die Führung beginnt und zahlen den Eintritt. Neben uns findet sich nur ein weiteres Paar ein, so dass wir zu Viert die sehr interessante, einstündige Führung genießen.
Nach der Besichtigung haben wir noch weitere 7 km zurück zu legen, bis wir an der Unterkunft des Tages, Gasthof Eibenwald, in Paterzell ankommen. Inzwischen scheint auch die Sonne, so dass wir noch vor dem Bezug des Zimmers ein erstes Getränk auf der Terrasse zu uns nehmen können. Das Zimmer ist schön, mit Balkon ausgestattet und im Gasthof können wir auch gut zu Abend essen. Allerdings gibt es hier in der Nähe kein Public Viewing, daher freuen wir uns umso mehr über den großen Fernseher auf dem Zimmer, immerhin findet das erste Gruppenspiel der deutschen Mannschaft bei der EM statt.
Heutige Streckenlänge: 21,6 km
13.06.2016 – Paterzell nach Peiting
Mist, wir hatten keine Gelegenheit, gestern eine Kerze anzuzünden und so laufen wir die erste Stunde im Trockenen, dann fängt es aber wieder an zu regnen. Nicht schön, aber man findet sich damit ab. Zu Hause würde man bei dem Wetter nicht vor die Türe gehen, hier ist es eigentlich gar nicht so tragisch.
Der Weg führt uns Anfangs durch Teile des Eibenwaldes und dann durch Felder bis zur Tassilo-Linde. Diese soll über 400 Jahre alt sein und hat, obwohl von innen hohl, einen Kronenumfang von ca. 27 Metern.
Der Weg Richtung Peitung führt uns auch über den Hohen Peißenberg, den ‘bayerischen Rigi’. Der Aufstieg ist beschwerlich, weil der tagelange Regen den Weg teilweise in einen Bach verwandelt hat. Der Blick, bei klarem Wetter bis zur Zugspitze, entschädigt heute leider auch nicht. Immerhin bietet die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt oben auf dem Berg einen netten Anblick.
Da unser Hotel in Peiting abseits des Wanderweges liegt, fahren wir von Hohenpeißenberg eine Station mit dem Zug bis Peiting und laufen von dort zu unserem Alpenhotel Pfaffenwinkel. Auch hier treffen wir wieder auf einen sehr sympathischen Eigentümer, der Zeit für ein Schwätzchen hat. Inzwischen hat es sogar aufgehört zu regnen, trotz Zugfahrt kommen wir auf eine Tagesstrecke von 21 Kilometern.
14.06.2016 – Peiting nach Wildsteig
Heute steht eigentlich die Ammerschlucht auf dem Programm, aber die Aussagen zur Begehbarkeit sind recht unterschiedlich. Bei der gestrigen Bahnfahrt erzählte uns eine junge Frau, man könnte problemlos durch die Schlucht. Bereits in Starnberg wurde uns seitens des Veranstalters allerdings mitgeteilt, dass die Schlucht nach tagelangem Regen kritisch und sehr rutschig sein könnte.
Also gehen wir morgens zur Touristinformation und fragen dort nach. Die Mitarbeiterin erzählt uns von schmalen Steigen, die teilweise ohne Geländer an den Hängen entlang führen und bei diesem Wetter wahrscheinlich sehr rutschig sind. Die alles entscheidende Frage: “Würden Sie heute durch die Schlucht wandern?” beantwortet sie mit einem “auf keinen Fall”. Damit ist diese Frage geklärt und wir laufen die Alternativstrecke, leider Anfangs entlang der Bundestraße auf einem Fuß-/Fahrradweg.
Vorher zünden wir noch schnell in der Kirche St. Michael zwei Kerzen für eine regenfreie Wanderung an (hat geklappt 😉 ).
Nach ca. 7 km weist uns das GPS-Gerät darauf hin, dass wir nun die Bundesstraße verlassen und einen Wanderweg etwas abseits laufen können. Das führt uns dann zum Rottenbucher Pestfriedhof, der um 1634 anlässlich eines großen Pestausbruchs entstanden ist. Dieser Ausbruch war übrigens der Anlass für das Oberammergauer Pestgelübde und damit Geburtsstunde der Passionsspiele.
So langsam zieht sich der Himmel zu und deshalb sind wir ganz froh, als wir nach knapp 17 km Wildsteig erreichen.
Wir beziehen unser Zimmer im Hotel Zur Post und informieren uns, wann ein Bus zur Wieskirche fährt. Wie wir erfahren haben, ist am nächsten Morgen ab 10:00 Uhr Gottesdienst und die Besichtigung dann unerwünscht. Deshalb wollen wir das heute noch erledigen.
Schon ziemlich beeindruckend! Wegen des einsetzenden Regens fahren wir auch wieder mit dem Bus zurück nach Wildsteig und sind froh, dass wir am Abend im Hotel essen können.
15.06.2016 – Wildsteig nach Lechbruck
Heute führt uns der Weg nach Lechbruck, ein Stück abseits des eigentlichen Wanderwegs. Wir starten um 9:00 Uhr und erfreuen uns schon beim Start am guten Wetter.
Die Berge scheinen heute zum Greifen nah und selbst Karl traut sich mal aus dem Rucksack hervor.
An der Wieskirche sind wir kurz nach 10:00 Uhr und daher beschränken wir uns auf ein paar Bilder von außen. Leider ist an dieser Stelle die Wegbeschreibung etwas ungenau und die Beschilderung lässt auch zu wünschen übrig. Zum Glück erklärt uns eine Kioskverkäuferin, wo es lang geht (unter einer Tennenzufahrt drunter her) und so finden wir den Einstieg zum ‘Brettleweg’ Richtung Steingaden.
Der Weg ist wunderschön und führt durch Wald und an einem Bach entlang. In Steingaden werfen wir einen Blick in das Welfenmünster und zünden natürlich wieder Kerzen an. Hat ja bisher größenteils geholfen.
Nachdem wir die Außenstelle der JVA Landsberg passiert haben (hier saß ein Bayern-Funktionär als Freigänger ein), kommen wir bald an den Lech, an dessen Ufer wir bis nach Lechbruck laufen.
Nach ca. 22 km erreichen wir die Pension Elisa, zu der wir nichts Weiteres sagen. Außer vielleicht, dass der Weg zur Toilette einen Limbo vorbei am Waschbecken notwendig machte …
16.06.2016 – Lechbruck nach Brunnen
Bei bestem Wetter führt uns der Weg zuerst wieder am Lech und dann im weiteren Verlauf an einem Stausee entlang. Die Berge kommen immer näher und heute werden wir wohl Schloss Neuschwanstein sehen.
Die Wanderung führt uns durch kleine Ortschaften und dann am Forggensee entlang nach Brunnen. Unterwegs der erste Blick auf das Schloss.
Wir beziehen am Nachmittag unser Quartier im Hotel Huberhof und erhalten ein Zimmer mit schönem Balkon nach hinten mit Blick auf die Berge. Da wir noch nicht genug gelaufen sind, gehen wir noch nach Schwangau zum Einkaufen und zurück, so kommen wir locker auf 25 Kilometer an diesem Tag.
17.06.2016 – Brunnen nach Füssen
Heute also der letzte Wandertag auf dem König-Ludwig-Weg. Eigentlich schade, inzwischen sind wir so im Tritt, dass wir noch einige Tage weiter laufen könnten. Nach einem guten Frühstück brechen wir bei bewölktem Himmel auf Richtung Füssen. Leider sind sowohl die Pöllatschlucht als auch die Marienbrücke gesperrt, so dass die klassischen Wege nicht gegangen werden können. Wir nehmen deshalb ab der Tegelbergbahn einen vom eigentlichen Wanderweg abweichenden Pfad, um besseren Blick auf das Schloss zu erhalten. Es hat sich gelohnt.
Nach den ganzen ruhigen Wandertagen ist es für uns fast ein Schock, als wir den Parkplatz und das Ticketcenter am Fuße des Schlossberges erreichen. Halli Galli, Reisebusse und Hunderte Touristen drängen zum Schloss, zu den Pferdekutschen und eben zum Ticketschalter. Wir gehen lieber weiter, vorher gibt uns der freundliche Herr in der Touristinformation noch den Tipp, am Lechfall vorbei zu schauen, dieser sei zur Zeit wegen der Wassermassen sehenswert.
Dafür verlassen wir den Weg doch gerne mal und es hat sich gelohnt.
Nach nur 17,5 km beziehen wir unser leider sehr lautes, da zur Hauptstraße gelegenes Zimmer im Hotel Sonne. Positiv zu erwähnen ist hier nur, dass dies das einzige Hotel der Tour war, in dem uns die Koffer auf dem Zimmer erwartet haben. In den anderen durften wir sie selber ins Zimmer bringen.
Wir schauen uns noch Füssen an und genießen es, ohne Probleme am Ziel angekommen zu sein.
Die Tour endet hier und am kommenden Tag fahren wir mit dem Mietwagen zum Tegernsee, um noch etwas zu relaxen und natürlich zu wandern. Und in Ruhe zu überlegen, welche Wanderung wir im kommenden Jahr in Angriff nehmen 😉