Frühstück gegen 08.00 Uhr. Nachdem unser Yvönnchen gestern den Hotelier auf recht uncharmante Weise angeranzt hat, warum es denn kein Nasi geben würde, hatte er heute alles aufgefahren, was die Küche zu bieten hat. Gut gestärkt für unseren heutigen freien Tag, starten wir zu Fuß zur Eroberung von Yogyakarta.
Die erste Station sollte der Vogelmarkt sein. Natürlich haben wir uns prompt wieder verlaufen und landeten in eine Sackgasse, an deren Ende ein Kindergarten lag. Die Türen und Fenster standen weit auf (es gab nur einen Raum) und neugierig wie wir waren, streckten wir vorsichtig unsere Köpfe hinein. Eigentlich nur die Frauen, unsere Kerle würden so etwas ja nie machen! Die Kindergärtnerin brach sofort alle Spiele ab, schickte die Kinder, alle in Uniform gekleidet, nach draußen und wies sie an, uns Langnasen die Hände zu schütteln. Ängstlich drückten sich die 3-5 jährigen um uns herum, bis sich der Mutigste ein Herz fasste und Anja (der Kleinsten aus unserer Gruppe) die Hand reichte. Nachdem die anderen merkten, dass Anja den kleinen Kerl nicht gefressen hat, wollten auf einmal alle jedem gleichzeitig die Hand schütteln. Nachdem ich den kleinen Jungs und Mädchen ihr Gruppenfoto auf dem Monitor der Digi-Kamera zeigte, gab es kein Halten mehr: Plötzlich umarmten mich 15 Kinder (ich saß noch in der Hocke). Als Lutz das gleiche mit seiner Kamera machte, wurden sie abgelenkt und ich hatte meine Freiheit wieder ;-). Zu guter Letzt gab uns die Kindergärtnerin die Adresse und bat um einen Abzug. Zwar geschah das auf javanisch, aber manchmal versteht frau auch, ohne die Sprache sprechen zu können.
Nach einem kurzen Stopp in einer Bäckerei, wo wir die wohl größte Hochzeitstorte der Welt sahen, machten wir uns auf den vermeintlich direkten Weg zum Vogelmarkt. Unterwegs trafen wir einen Mann, der uns erklärte, der Weg zum Vogelmarkt läge direkt auf seinem Heimweg und er wolle uns führen. Wir hefteten uns also an seine Fersen und kamen an einem Batik Laden an. Hier wurde uns auf eine ganz sympathische Weise die Kunst der Batik erneut erklärt. Die Bilder in dem Laden waren so schön und im Vergleich zum ersten Batik Laden so billig, dass wir an einem großen gemalten Drachen nicht vorbeigehen konnten, der dann auch eine Wand unserer Wohnung schmücken wird.
Auf einem schmalen Weg durch Hinterhöfe führte uns der Mann, der ja eigentlich nach Hause wollte, in die Werkstatt eines Gammelan-Instrumentenbauers, dann in die eines Schattenspielpuppenbauers und zum Schluss waren wir tatsächlich am Vogelmarkt angelangt. Der Vormittag war schon rum, die Sonne brannte vom Himmel und wir haben für einen Weg von ca. 20 Minuten fast 3 Stunden gebraucht. Aber es waren wunderbare Erlebnisse, da alle Menschen, die wir trafen, nett und nicht aufdringlich waren und auch wenn wir nichts kauften, uns herzlich verabschiedeten.
Der Vogelmarkt war eher ein bedrückendes Erlebnis. In engen Käfigen eingesperrt, die zudem auch noch teilweise in der prallen Sonne hingen, saßen wunderschöne bunte Singvögel. Neben weiterem Federvieh warteten auch ganz kleine Hasen und Meerschweinchen auf hungrige Käufer.
Die zweite Station war die Einkaufsstraße “Maliboro”. Mit Stadtplan und ohne Führer hatten wir sie schnell erreicht. Hier trennten wir uns, denn mit 7 Leuten wäre aus einem gemütlichen Bummel nichts geworden.
Auf zig- kilometerlänge standen auf der Maliboro – ähnlich einem Flohmarkt – Tisch an Tisch. Aber außer ein paar Einheimischen und uns sieben waren keine anderen Leute auf Schnäppchenjagd.
Heiko und ich hatten den Eindruck, dass wir in der gesamten Stadt die einzigen Touris waren, entsprechend wurden wir auch “bewundert”. Besonders Heiko hatte es den 15 – 17 jährigen Schulmädchen angetan. Mit großen Augen gingen sie an ihm vorbei, um dann hinter seinem Rücken zu kichern. Aber keiner hat uns angefasst, keiner wollte uns auf aufdringliche Art seine Waren verkaufen. Die Beute des Tages: 1 Sarong, eine Krawatte und eine neue Brille für Heiko. Die Fertigung der Gläser dauerte zwei Stunden. Da wir mit dieser Geschwindigkeit nicht gerechnet hatten, lagen unser Geld und unsere Zauberkarten sicher im Hotelsafe. Zum Glück liefen uns Gudrun und Lutz über den Weg, hatten auch noch einen 100 Euroschein dabei und haben ihn uns geliehen. So konnten wir uns den Weg zum Hotel und den Weg zurück zum Optiker sparen.
Für den langen Rückweg zum Hotel gönnten wir uns eine Rikscha. Zum Preis von umgerechnet einem Euro sollten wir zum Hotel gebracht werden.
Während der Fahrt erkannten wir (eigentlich ich), dass wir einen Umweg fuhren. Darauf aufmerksam gemacht, erklärte der Fahrer, dass er sein Englisch verbessern will und uns deshalb noch ein bisschen durch die Gegend fährt, während wir mit ihm schwätzen. So kamen wir noch zu einer kleinen Stadtrundfahrt.
Im Hotel waren wir, nachdem wir noch eine Mail nach Deutschland geschickt haben, gegen 16.00 Uhr. Den ursprünglichen Plan, heute auch noch Pizza-Hut zu plündern, werden wir fallen lassen, insgesamt 7 Stunden Abenteuer haben keine Energie mehr übrig gelassen, um wieder in die Stadt zu fahren.
Wir werden also ein Lokal auf der Straße um die Ecke aufsuchen und dann den Absacker im Hotel nehmen.
Den Absacker lasse ich ausfallen. Ich bin müde, jetzt nur den einen Satz noch zu Ende schreiben und dann Licht aus. Gute Nacht.