Jaisalmer 2

Gegen 6.00 Uhr wurde ich von Mückenschwärmen geweckt, die in der Nacht bereits Heiko ausgesaugt hatten. Dem Armen ging es immer noch nicht besser. Des Öfteren musste er in Nacht das Klöchen aufsuchen. Da wir beide nicht mehr schlafen konnten, sind wir aufgestanden und haben uns nach dem Waschen vor unsere Hütte gesetzt und auf den Sonnenaufgang gewartet.
Sofort wurde uns auf einem silbernen Tablett Tee in angeschlagenen Tassen serviert. Wir konnten schon nachempfinden, wie die Engländer sich gefühlt haben mussten. Kurze Zeit später kam auch Axel, der auch eine Horrornacht hinter sich hatte, aus seiner Hütte und schielte sehnsüchtig auf unseren Tee. Kaum das er die Frage: „Wie seid ihr denn an den gekommen?“ ausgesprochen hatte, wurde auch ihm das ersehnte Heißgetränk serviert. Nach und nach kamen alle aus den Hütten, alle mit den gleichen Erlebnissen. Nach dem Frühstück, wo Heiko einen Toast „pur“ zu sich nahm, ging es per Bus, der freudig begrüßt wurde, zurück nach Jaisalmer. Bei Gudrun machte sich der Kamelritt am deutlichsten bemerkbar, die Arme hatte sich den Hintern wund gescheuert. Es hielt sie aber nicht davon ab, tapfer weiter zu lächeln.
Im Hotel angekommen, zog Heiko es vor, in erreichbarer Nähe zur Toilette und den Anti-Durchfallmittelchen zu bleiben. Wir anderen fuhren in die Stadt, um das dortige Fort zu besichtigen und natürlich ein paar Havelis. Beim letzten streikten Nicola und ich aber. Wir waren der Meinung, uns für den Rest unseres Lebens genug alte Herrenhäuser angesehen zu haben. Daher zerstreute sich nun die Gruppe. Ich machte mit Gudrun und Lutz noch die Gassen unsicher, verknipste einen weiteren Film, damit Heiko auch ja nichts verpasste und wir kauften uns zum Schluss und als Erinnerung an das wirklich schöne Städtchen Jaisalmer einen auf Seide handgemalten Elefanten. Die anderen gingen entweder direkt zurück zum Hotel oder ließen sich die Hände mit Henna bemalen.
Zum Abendessen wurden wir heute von Kishan eingeladen. Es soll Chicken-Curry geben. Die Einladung ist – wie uns Dunja versicherte – eine besondere Auszeichnung. Dies mache Kishan nur bei Gruppen, die er mag und die lustig seien. In meiner Naivität war ich der Meinung, er kocht das Essen in der Hotelküche und wir essen im Restaurant. Umso größer war mein Erstaunen, als wir uns alle im Bus versammelten. Kishan hatte die Fahrerkabine zu einer Garküche umfunktioniert. Besteck und Geschirr bekamen wir – wohl durch die Hintertür – von einem Hotelkellner gebracht. Es war ein super tolles Essen, in einer ungewöhnlichen Atmosphäre. Eine Mordsgaudi war es, wie wir, die Teller auf den Knien balancierend, das Essen in uns hineinschaufelten und registrierten, dass noch vereinzelt Hühnerfedern im Gang lagen. Demnach konnte das Federvieh, was wir gerade verspeisten, vor gar nicht langer Zeit noch fliegen.
Die schmutzigen Teller und das Besteck wurden nach unserem Mahl wieder von dem Kellner in das Hotel zurück geschmuggelt. Wir hatten in der Zwischenzeit die Korbstühle von den Rasenflächen geholt, sie vor dem Bus aufgestellt, den Super-Koch-Busfahrer dazu geholt und der taute nun richtig auf. In seinem gebrochenem Englisch erzählte er Geschichten von seinen Anfängen als Fahrer, wo er immer die falschen Orte angefahren ist, da er seine Fahrgäste nicht verstanden hat und er nicht lesen und schreiben konnte. Er konnte so herzlich über seine Fehler lachen, dass er uns alle ansteckte.
Auch die Tatsache, dass er nicht schon übermorgen in Jaipur eine neue Frontscheibe bekommen konnte, weil diese auf dem Transportweg von Delhi nach Jaipur kaputt gegangen war, konnte seine Laune nicht trüben. So ist er gezwungen, an seinem nächsten freien Tag in Jaipur nach Delhi hin und nach Reparatur wieder zurück zu fahren, denn er wollte uns als Gruppe auf jeden Fall bis zur nepalesischen Grenzen begleiten.

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