Und wieder klingelt der Wecker um 4.45 Uhr.
Beim Frühstück erzählte Jupp, er habe leichten Durchfall und würde nicht mit zum goldenen Felsen kommen. Das war für mich schon ein Grund, ihn ein bisschen zu bedauern und ich gab ihm noch gute Ratschläge, was er essen und trinken kann und was besser nicht, aber in Gedanken hatte ich mir seinen Platz direkt unter den Nagel gerissen. Gesagt war auch getan. Hasi hat auf der Hin- und auf der Rückfahrt eine Bank für sich alleine und ich saß hinter ihm auf dem einzigen einzelnen Platz. So war die Fahrt hin und zurück fast ein Genuss.
Nach einem kurzen Kaffeestopp erreichten wir gegen 9.00 Uhr das Basis Lager Kinpun Camp. Mit einem recht mulmigen Gefühl bestiegen wir über eine Holzrampe die Ladefläche eines LKWs. Unser Bus würde die Fahrt zum nächsten Lager nicht machen können, da die Strecke zu steil und zu eng wäre, so war die Erklärung von Heiko für den Autowechsel.
Wir hatten gerade einigermaßen Platz auf den provisorisch gezimmerten Holzbänkchen gefunden, da ging es auch schon in einem Affenzahn nach Kyaito. Die Straße war megasteil und es ging permanent hoch und den Berg wieder runter. Zu unserer Beruhigung war die enge Straße in einem guten Zustand und es schien so, als würde immer nur ein Auto auf der Straße fahren dürfen, also entweder hoch oder runter. Der Laster war aufgrund der zu überwindenden Höhenmeter nicht der Schnellste und wir brauchten für 10 km 45 Minuten.

Am Ende der Fahrt kamen wir zu einer Art Vorplatz, von wo aus wir den restlichen Weg, 3 km, zu Fuß zurücklegen mussten. Aber gaaaaaanz langsam, denn der Weg war der heftigst steilste, den ich je gegangen bin. Pilger können sich durch den schweißtreibenden Aufstieg religiöse Verdienste erwerben. Ich habe so geschwitzt und gepustet, dass es bei mir für mind. 2 Leben ausreichen müsste. Die Träger der Sänften habe ich natürlich mit todesverachtendem Blick weggeschickt, obwohl mir der Gedanke, nach oben getragen zu werden, schon gefallen hätte.

Nach einiger Zeit gab es für mich als Belohnung, dass ich schon fast den ganzen Berg geschafft hatte und nur noch ein paar Treppen zu steigen sind, eine kühle Kokosnuss zu trinken. Ein Genuss, den ich mir verdient hatte.
Am Rande der Treppenstufen hatten Händler ihre Zelte aufgeschlagen, hier gab es so viel zu sehen, dass ich auch wieder nicht vorwärts kam.
Alles Sachen, die einen medizinischen Zweck erfüllen sollen und die ich nur vom Hörensagen kannte: Schlangenhäute, Tieraugen, Bärentatzen und auch getrocknete Affen- und Bärenköpfe.
Dann waren wir aber endlich da. Zuerst hieß es wieder “Schuhe aus”. Ich hatte vergessen zu zählen, wie oft ich in diesem Urlaub die Schuhe an und aus gezogen haben, aber es war öfter als in einem der Urlaube vorher. Das Schild, das Frauen darauf hinwies, die Tempelanlage nicht mit Hosen zu betreten, wurde von mir mit einem Schmunzeln passiert. Ich ließ meine Hose natürlich an (eigentlich waren es ja zwei Hosen, die angelassen wurden), meine Knie waren bedeckt und vom Bein war daher nur der “schickliche Teil” zu sehen.
Dann sah ich ihn aber auch schon, den goldenen Felsen.

Wie eine Zipfelmütze thront die immerhin 6 Meter hohe Stupa auf dem Kopf des Findlings, der wie festgenagelt am 1100 Meter tiefen Abgrund klebt. Natürlich ist auch er von oben bis unten mit Blattgold zugeklebt. Ich frage mich, wie es möglich ist, dass auch der hintere Bereich golden ist, also da, wo man nicht so ohne weiteres hingelangen kann. Keiner der Umstehenden, die genauso heftig knipsen wie ich, kann die Frage beantworten. Auf die Frage, warum der Felsen nicht herunterfällt, von wegen der Erdanziehung und so, weiß auch keiner eine Antwort. Ich belasse es dann mal bei dem Märchen, dass sich im Inneren des Felsens ein Haar von Buddha befindet, das sorgt für das Gleichgewicht.
An dem Geländer rund um den goldenen Felsen waren von Pilgern kleine Glocken aufgehängt, so klingt auch hier die Glockenmusik, die mich von Anfang an begeistert hat.

Wie ich so mit Hasi über die Plattform laufe, kommen wir an einer Bude vorbei, die Messingglocken verkauft. Davon muss ich welche haben, ich will, dass es zu Hause auch so klingt, wie an all´ den schönen Stätten im Urlaub. 5 Messingglocken fahren mit uns nach Deutschland, in verschiedenen Größen und daher auch mit verschiedenen Tönen. Eine Spendenquittung für die Steuer haben wir auch bekommen, aber Hasi hat sich schon geweigert, die bei der Lohnsteuererklärung mit einzureichen.
Auf dem Weg den Berg wieder runter, kaufte ich noch einen Bambusstock, da werden die Glocken drangehängt, wie so eine Art Windspiel stelle ich es mir vor.
Die Rückfahrt brachte noch eine Kaffeepause und einen Tankstopp – also nichts Aufregendes.
Dafür war der Abend wieder sau lustig. Wir saßen mit Roland und Co zusammen, futterten seine Wassermelone, tranken seinen Whiskey und haben so gelacht, dass wir Tränen in den Augen hatten.