Bootsfahrt und Mingun-Pagode


Ein erlebnisreicher Tag sollte uns bevorstehen.

Nach einem guten Frühstück fuhren wir um 7.00 Uhr mit dem Bus zum Hafen von Mandalay, wo unser gechartertes Boot schon auf uns wartete.

Als wir am Hafen ankamen, hielten wir erst die Luft an, nicht weil es hier gestunken hat, nein, sondern wegen der vielen armseligen Hütten, die am Flussufer standen. Lieblos waren sie zusammengeschustert, die “Wände” bestanden aus alten leeren Ölfässern, darüber waren dann Plastikplanen als Decke gespannt.

Die ärmlichen Hütten am Hafen

Wir bestiegen unser Boot und fuhren eine Stunde auf dem Ayeyarwady. In gemütlich großen Korbstühlen begannen wir den Tag und betrachteten interessiert das Ufer des großen Flusses. Es ist nicht unbedingt dicht besiedelt und wenn ein paar Hütten zu sehen sind, so wirkten sie armselig auf mich.

Wir machten unseren ersten Halt des Tages an der Anlegestelle von Mingun. Das Boot rutschte langsam auf den Sand und über ein schmales Brett balancierten wir an Land. Anscheinend war hier bekannt, dass Touristen gerne Souvenirs einkaufen, denn uns erwarteten ca. 10 Kinder, die uns Glocken, Fächer, Ketten und anderen Krimskrams andrehen wollten. Sehr hartnäckig waren sie und verfolgten uns auch eine Weile. Zum Glück hatten sie dann aber doch die Lust verloren – keiner von unserer Gruppe kaufte ihnen etwas ab.

Heiko führte unsere Gruppe an und ging geradewegs in ein Altersheim hinein. Es war hier nicht ein großes Haus, wie wir es von zu Hause gewohnt sind, sondern viele kleine Hütten, die um einen Versammlungsplatz herum errichtet wurden. Die Oberschwester begrüßte ihn und freute sich sichtlich, dass er nicht mit leeren Händen kam. Die Gruppe vor uns hatte ihm nämlich Medikamente und Verbandsmaterial gegeben, das während der Reise nicht gebraucht wurde und dieses Päckchen bekam die Frau nun ausgehändigt.

Den angebotenen Tee mussten wir leider ablehnen, denn wir hatten am heutigen Tag noch viel vor. Wir versprachen der Oberschwester aber, am Ende unserer Reise auch für die Alten zu sammeln. Wir wurden von ihr darauf hin mit den besten Wünschen für unser jetziges und unsere folgenden Leben verabschiedet.

Weiter ging es und nach einem kurzen Fußmarsch von 10 Minuten erreichten wir die Mingun Pagode. Diese Pagode sollte die größte und schönste und was weiß ich noch alles Pagode aller Zeiten und der gesamten Welt werden, wurde aber nie fertig gestellt. Seit etwa 300 Jahren steht nur der angefangene Ziegelbau, der ein Drittel der geplanten Höhe erreicht hat und sieht beeindruckend aus. Obwohl es sich nur um das Fundament einer Ruine handelt, mussten wir die Schuhe ausziehen, um die bestehende oberste Plattform zu besteigen.

Die halb verfallene Mingun Pagode

Es gingen bis auf Krätze auch alle mit, der Kerl blieb unten und trank sich ein weiteres Bier. Das erste hatte er schon kurz nach dem Ablegen des Bootes geleert.

50 Meter sind wir auf – durch ein Erdbeben teilweise zerbrochen – Stufen nach oben geklettert. Natürlich ohne ein Geländer! Oben angekommen, hatten wir dann aber einen wunderbaren Blick über den Fluss und vor allem auf eine große weiße Pagode.

Wieder heil unten abgekommen, trennten wir uns von der Gruppe und vereinbarten eine Uhrzeit, zu der wir wieder am Boot sein sollten.

Unser Weg führte uns als nächstes zur Mingun-Glocke. Eine neue Superlative, denn sie soll die größte funktionierende Glocke der Welt sein. Ich stellte mich also hinein, was bei einer Höhe von fast 4 Metern keine große Kunst war und ließ Hasi mit einem großen dicken Holzstab von außen an die Glocke klopfen. Erwartet hatte ich, dass mir die Ohren abfallen und ich für ein paar Minuten taub sein werde, aber nicht geschah. Auch auf meine Aufforderung “fester, fester”, wurde es im Inneren der Glocke nicht sehr laut.

Als ich dann mit Hasi die Plätze tauschte, trommelte ich wie blöd mit dem Holzstock auf der Glocke herum (zwei Kinder, die uns die ganze Zeit beobachteten, fanden dass zum Schreien komisch – haben daher auch keine Bonbons bekommen). Was soll ich sagen? Hier draußen klang die Glocke wunderschön.

Die Mingun Glocke

Über die unbefestigte (Haupt-) Straße weiter laufend, erreichten wir nach ein paar Minuten die kleine Molmi Pagode. Hier war im Mittelpunkt des Gebäudes mal nicht Buddha zu sehen, sondern ein Mönch. Klasse fand ich, dass man dem guten Mann eine Sonnenbrille aufgesetzt hatte.

An der Straße standen, ja soll ich sie “Restaurants” nennen?

Es waren Garküchen, hatten aber selbstgezimmerte Bierzeltgarnituren aufgestellt und alles mit Planen überdacht. Wir sahen den Frauen eine Zeitlang beim Kochen zu und beschlossen, auf dem Rückweg hier etwas Proviant für die Weiterfahrt zu kaufen.

Nun kamen wir auch zu dem Gebäude, das wir von der Plattform der Ruine aus gesehen haben. Es war die Myatheindan Pagode. Ganz in weiß gehalten, sah sie mit dem tiefblauen Himmel als Hintergrund genial schön aus. Wir steppten über die mittlerweile heißen Stufen und bestiegen so ohne große Ehrfurcht die sieben Terrassen des Gebäudes, von dessen Spitze wir wiederum einen schönen Blick in die Ferne hatten.

Die Myatheindan Pagode

Von dem Örtchen Mingun hatten wir nun alles gesehen, was wir für uns lt. unserem Reiseführer für interessant hielten. Da noch Zeit war, bis das Boot weiter fuhr, machten wir Rast in einem der zuvor beschriebenen Restaurants. Es gab Star-Cola und zum Mitnehmen ließen wir uns 4 kleine Bällchen einpacken, die in Form und Aussehen an Frikadellen erinnerten, 2 gebackene Maistaler und zwei Sachen, die aussahen wie gefüllter Blätterteig.

Das leckere fritierte Essen aus einer Garküche

Für unser Mittagessen zahlten für umgerechnet 20 Cent. Es wäre also kein großer Verlust, wenn die Speisen nicht schmecken würden.

Auf dem Weg zum Boot kamen wir noch an einem Künkelstand vorbei, der mich magisch anzog. Auf langen Brettern war hier allerlei Kunsthandwerk ausgestellt. U.a. auch Marionetten. In der Marionetten – Werkstatt waren mir die Figuren recht teuer vorgekommen, als ich an diesem Stand mit dem Feilschen fertig war, konnte ich für 2,50 eine schöne Marionette mitnehmen, die mit einem schönen, mit vielen silbernen Pailletten bestickten Kleid angezogen war.

Nach einer zweistündigen Bootfahrt erreichten wir das Dörfchen Inwa. Wir stiegen auf Pferdekutschen um und hatten leider keine gute Wahl mit unserem Zossen. Er wird garantiert nie die blaue Schleife für den Galopper des Jahres erhalten. Er ließ sich von allen anderen Gespannen überholen und war immer der letzte. Vor allem die Berliner hatten ihren Spaß, denn ihr Pferd hatte wohl ein Abonnement auf das besagte blaue Band.

NICHT der Galopper des Jahres

Im Bagaya-Kloster konnte ich eine Vielzahl der Kugelschreiber loswerden, die wir vor der Reise von Oliver geschnorrt hatten. In dem vollständig aus Teakholz erbauten Kloster saßen Kinder auf dem Boden und hatten ihre Blöcke oder einfache weiße Blätter auf kleine Bänken gelegt und schrieben. Von einem strengen Lehrer, der garantiert auch von der Rute Gebrauch machte und einem gütig aussehenden Mönch wurde der Unterricht geleitet.

Schulklasse im Bagaya Kloster

Das finster aussehende Gesicht des Lehrers hellte sich aber auf, als er die Stifte in die Hand gedrückt bekam und der Mönch murmelte etwas ………. bestimmt hat er mir gewünscht, dass ich als Dank für meine großzügige Spende in meinem nächsten Leben als Mann zur Welt kommen.

Von Müdigkeit keine Spur, eroberten wir noch ein Kloster und einen alten Wachturm. Die letzte Station erreichten wir mit dem Bus, der uns unterwegs wieder aufgesammelt hat. An einer Pagode, deren Name ich dummer Weise nicht aufgeschrieben hatte und daher nun auch nicht mehr wieder geben kann, verbrachten wir die Zeit bis zum Sonnenuntergang und fuhren mit dem Bus zurück nach Mandalay.

Auch an diesem Abend aßen wir in dem Restaurant unseres Hotels gut zu Abend. Wir saßen mit E. und O. zusammen und haben so gelacht, dass mancher aus der Gruppe bestimmt gerne bei uns gesessen hätte.

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