Inle-See


Die Frage nach dem Schnarcher konnte auch am Frühstückstisch nicht geklärt werden, denn alle Bewohner der Nebenzimmer hatten die Schnarchgeräusche gehört. Auf jeden Fall hatten wir so mit den Berlinern schon am Frühstückstisch unseren Spaß.

Gegen 7.30 bestiegen wir unser kleines Teakholzboot. In so ein Boot passen 4 Personen. Gestern hatten wir mit E. und O. geklärt, dass wir uns ein Boot teilen, denn keiner wollte mit Krätze fahren.

Die Flotte wartet
Hasi und O. auf großer Fahrt

Nach einer herrlichen Fahrt über den Inle-See, wo wir bereits zu Anfang die berühmten Beinruderer sahen, machten wir halt in Indein. In Abständen von 5 Tagen ist in den verschieden kleinen Städtchen rund um den See Markt, heute war eben Indein an der Reihe. Den Markt wollten Hasi und ich aber erst zum Schluss erkunden und gingen sofort los in Richtung Pagode.

Einer der berühmten Einbeinruderer vom Inle-See

Es war eine gute Entscheidung, soviel vorneweg. Die unzähligen Händler, die auf den Stufen zur Pagode ihre Waren anbieten, waren jetzt erst dabei, ihre Stände aufzubauen und so kamen wir, ohne groß aufgehalten zu werden an der Pagode an. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und hatte als Besonderheit einen riesigen Fußabdruck Buddhas zu bieten. Was uns aber viel mehr begeisterte, war das große Pagodenfeld um uns herum.

Es waren Hunderte von kleinen Stupas, die rund um die Pagode errichtet wurden. Sie standen dicht an dicht, manche waren kaum 1,50 Meter groß. Viele waren schon verwittert und wiesen Schäden durch diverse Erdbeben auf, aber alle – und das war das einmalige – alle hatten einen Kranz aus Glöckchen um ihre Spitze.

Das Pagodenfeld nahe Indein

Es war noch früh am Morgen und daher noch angenehm frisch. Der Himmel war tiefdunkelblau und um uns herum keine andere Menschenseele, die waren nämlich unten im Dörfchen auf dem Markt. In der Luft hin ein Geräusch, dass gerade zu verzaubernd war: 10.000 Glöckchen sangen mit dem leichten Wind ein Lied. Es war, als würde alles um mich herum versinken und ich hatte das Gefühl, ich wäre allein, aber nicht einsam auf der Welt. Traumhaft schön.

Diese Illusion zerbrach allerdings in dem Moment, als andere Touristen plappernd zu uns kamen. Wir machten uns also auf den Weg hinunter und kamen natürlich nicht an den Händlern vorbei, ohne dass ich eine grüne Umhängetasche gekauft habe. Praktisch ist sie. So habe ich Fotoapparat und Wasserflasche immer griffbereit und muss nicht umständlich die Sachen aus dem Rucksack holen, den Hasi als Kavalier trägt.

Wir fuhren mit den Booten weiter und erreichten die Phaung Daw U-Pagode des Dörfchens Ywa-ma am Westufer des Sees. In der Pagode waren 5 kleine Buddhafiguren, die aber nur als solche zu erkennen sind, wenn man es vorher im Reiseführer gelesen hat, oder man hat es gesagt bekommt.

Die unkenntlichen Buddha-Figuren

Also ganz ehrlich, sie sahen wie kaputte Fußbälle oder wie fast geschmolzene Schneemänner aus. Ihre Unförmigkeit verdanken die kleinen Figuren dem Blattgold, das als Glücksbringer auf sie gepappt wird. Auch hier durfte ich nicht näher heran und Hasi machte das Foto. Bis auf die Tatsachen, dass ich als Frau nicht in das Nirwana komme, sondern hoffen muss, als Mann wiedergeboren zu werden und dass ich diesen Goldklumpen nie nah genug kommen darf, bin ich ja grundsätzlich von der Religion des Buddhismus begeistert!

Gerade, als wir den Bereich der Pagode verlassen wollten, hörten wir vom Wasser her kommend, irrsinnig laute Musik. Ein vollkommen übersteuerter Kassettenrekorder quälte sich das Lied “Apfelsinen im Haar und an der Hüfte Bananen” heraus. Neugierig blieben wir stehen und gingen zur Anlegestelle. Ein reich geschmücktes Boot wurde festgemacht und ein ca. 10 jähriges Kind, was auf dem großen Thron im Boot gesessen haben musste, ging an Land.

Was war das? Ein Prinz?? Heiko wollte nicht wieder zurück in die Pagode, aber ich musste doch meine Neugierde stillen.

Das Kind wurde zu den Buddhafiguren geführt und kniete dort zum Gebet nieder. Es war mit einem phantasievollen bunt bestickten Gewand bekleidet und sehr stark geschminkt. Ich konnte nicht erkennen, ob es sich um einen Jungen oder um ein Mädchen handelt.

Das Ritual des Gebets wurde an allen vier Seiten der Figuren vollzogen. Währenddessen hatte ich die Gelegenheit, den Erklärungen eines englischsprechenden Burmesen zu lauschen. Was ich hier sah, war die Vorbereitung auf den Eintritt in ein Kloster. Die Eltern des Kindes müssen viel Geld für die Zeremonie zahlen. Dann wurde das Kind in den hinteren Bereich der Pagode geführt, lt. Erklärung des Burmesen erfolgte dort die Kopfrasur.

Die Tatsache, dass das Kind den Buddhas kein Blattgold aufgelegt hat, brachte mich zur Annahme, dass es sich um ein Mädchen gehandelt haben muss.

Wieder im Boot, begann unsere Shoppingtour zu den Werkstätten des Sees. Wir besuchten zuerst eine Weberei, hier bekam ich einen wunderschönen grünen Seidenschal, aber zuvor staunten wir noch über die Arbeitsbedingungen. Es waren neu errichtete Holzhäuser. Bei dem Letzten war zwar die Treppe in die erste Etage schon fertig und ein Teil der Bodenkonstruktion, es saßen auch schon junge Mädchen fleißig an Webstühlen – aber der Boden um die Treppe herum, der war noch nicht verlegt. Um also zu ihren Arbeitsplätzen in die erste Etage zu gelangen, müssen die Arbeiterinnen über dünne Holzplanken balancieren. Den Gedanke an die deutschen Gewerkschaften hatte bei diesem Anblick wohl jeder…..

Noch im Bau befindliche Weberei

Weiter ging es zum Schmied, hier wurde noch mit Manneskraft das Eisen über dem offenen Feuer geschmiedet. Dann zu der Zigarrenherstellung. Zehn Mädchen saßen im Halbdunklen auf dem Boden, vor sich jeweils eine Schale mit Blättern und drehten fingerfertig eine Zigarre nach der anderen.

Dem Bootsbauer konnten wir über die Schulter sehen, als er an einem Teakholzteil für sein nächstes Werk baute.

Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust auf diese Werkstätten-Tour, nachdem ich aber wieder im Boot saß, musste ich feststellen, es hat Spaß gemacht und war sehr interessant gewesen.

Nun fuhren wir mit unserem Boot durch das Gebiet der schwimmenden Gärten. Eine Sache, die ich im Reiseführer schon nachgelesen, aber nicht so richtig verstanden hatte: Wie kann ein Garten schwimmen?

Die Antwort ist so einfach, wie sie auch genial ist. Im Bereich des Seeufers wachsen viele wilde Wasserhyazinthen. Diese Blumen haben lange Wurzeln. Die Hyazinthen werden ausgegraben und in langen Reihen wieder angepflanzt, immer mit genügend Platz für ein Boot dazwischen den Reihen. Auf die Hyazinthenpflanzen, die so dicht wachsen, dass sie einen Teppich auf dem Wasser bilden, wird vorsichtig Schlick aufgeschüttet, der vorher aus dem Wasser gefischt wird. Diese Art “Erde” wird mit Tomaten, Bohnen und anderem Gemüse bepflanzt. Als Halterung im Seeboden dienen auf der einen Seite die Wurzeln der Hyazinthen und zum anderen die Stöcke, an denen das Gemüse wächst.

Mitten auf dem See liegt das Kloster Nga Phe Kyaung, auch bekannt als “Kloster der springenden Katzen”. Das war unsere letzte Station auf unserer Seerundfahrt. In dem Teakholzkloster aalten sich bei unserer Ankunft die Kätzchen in der Sonne. Ein Mönch lockte sie mit Schnalzlauten an, zeigte ihnen einen kleinen Reif und hopp, eine nach der anderen sprang durch den Reifen. Als Belohnung bekamen sie ein Leckerchen.

Im Kloster der springenden Katzen

So was werde ich mit unserem Kater zu Hause auch trainieren, wenn wir zurückkommen, hat er bestimmt wieder die Figur einer Mehlraupe und da tut ihm ein bisschen Bewegung ganz gut.

Es war ein herrlicher Tag auf dem Wasser mit blauem Himmel und Sonnenschein, der seinen Abschluss in einem chinesischen Restaurant und den Absacker mit Bier und Erdbeerlassie in einem Straßencafé fand.

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