Zugfahrt

Nach einer Nacht, in der wir beide gut schliefen, ging es gemütlich um 9.00 Uhr zum Frühstück.
Ein besonderes Programm für den heutigen Tag gab es nicht, so sind wir ziellos durch die Stadt geschlendert. Durch kleine und größere Gassen führte unser Weg und überall waren die Menschen nett zu uns und lächelten uns an. (Ich gehe mal nicht davon aus, dass sie uns auslachten). Wir wurden während des ganzen Tages nur einmal angebettelt und dass von einem Mönch, natürlich hat Hasi ihm etwas Geld gegeben und so was für sein eigenes gutes Karma getan.

Nette Menschen auf den Straßen von Yangoon

In einem winzigen Supermarkt deckten wir uns mit Wasser und Rum für die Zugfahrt ein. Kekse und Bier hatten wir bereits gestern geholt.

Zurück im Hotel verteilten wir die Stapel an Geldscheinen für den Rest der Reise erneut, damit für den hoffentlich nicht eintretenden Falls eines Diebstahles nicht alles auf einmal geklaut würde. Lecker essen waren wir beim Chinamann und standen um 15.30 mit gepackten Sachen und frisch geduscht im Foyer.

Wir sitzen im Bus. Das Abenteuer kann beginnen. Im Internet hatte ich im Forum immer nur Andeutungen über Zugfahren in diesem Land gelesen, nie hat jemand hat konkret gesagt, ob es gut oder schlecht ist. Immer war nur die Rede von einem einmaligen Erlebnis. Ein einmaliges Erlebnis kann positiv wie auch negativ ausgelegt werden. Meine Erwartungen waren daher also eher niedrig und ich machte mich schon auf Vorwürfe von Hasi gefasst, weil das Bett für ihn zu kurz war oder es Mücken im Abteil gab.

Unser Zug fährt ein

Als der Zug in den Bahnhof einfuhr, dachte ich kurz darüber nach, wie teuer wohl eine Taxifahrt nach Mandalay wäre, denn das Schienenfahrzeug machte keinen vertrauensvollen Eindruck. Wie erfreut war ich, als ich auf meinem Platz saß! Er hatte die Ausmaße eines bequemen Fernsehsessels, ließ sich auch gut nach hinten in “fast-liege-Position” verstellen und auch die Tatsache, dass meine Reisetasche nicht im Gepäckfach Platz fand und sie daher an meinen Füßen abgestellt werden musste, störte kein bisschen.
Dann wuselten Kellner durch unseren Waggon, notierten sich die Anzahl der bestellten Biere und zu welchem Zeitpunkt man eins haben wollte. Das hatte den Vorteil, dass das Bier direkt zu Beginn der Fahrt reserviert wird und keine Engpässe entstehen. Essen konnte auch bestellt werden, da waren wir aber misstrauisch und wir hatten ja auch Kekse und Bananen.

Der freundliche Koch im Zug bei der Arbeit

Ich wollte eh nicht so viel essen und vor allem nicht trinken, denn ich wollte versuchen, bis Mandalay nicht Pipi machen zu müssen. So weit ging meine Abenteuerlust nun doch nicht. Bis Mandalay waren es 640 km. Wir werden zwischen 7.00 und 8.00 Uhr (eine genauere Angabe gab es tatsächlich nicht) dort ankommen. Pro Stunde legen wir also 85 km zurück, da werden wir schon nicht in einen Geschwindigkeitsrausch kommen.

Gemütlich kuschelte ich mich mit meinem Kissen in den Sitz, auf dem Bahnsteig ertönte ein Pfiff ……. und dann fuhr der Zug los!! Das war ein Schaukeln, Rütteln, Schwanken und Rattern. Wir haben uns umgesehen und einige konnten auch darüber lachen, wenn mit einem Mal erwachsene Menschen in ihren Sitzen hopsten, als würden sie “Hoppe Hoppe Reiter” spielen, auf jeden Fall war nun klar, warum der Zug nicht schneller fahren konnte: Er wäre mit seinen Wagons aus den Schienen gesprungen.

Nach ein paar Kilometern, also nach einer halben Stunden und Erreichen der Reisegeschwindigkeit, ließen wir Yangon hinter uns und sahen, wie es wirklich um das Land bestellt ist. Da waren Hütten, auf Holzpflöcken stehen, die Wände und das Dach notdürftig mit Strohmatten bedeckt.
Vor den Hütten hockten Frauen und Männer auf dem Boden, während halbnackte Kinder lachend um die Erwachsenen herumsprangen. Da es seit Oktober hier nicht mehr geregnet hat, lag auf allem eine dicke Schicht Staub. Der Staub hatte eine leicht rötliche Farbe, so dass auch das vermeintliche Grün von Bäumen und Sträuchern vertrocknet aussah. Im Zug verstummten die Gespräche, weil wir alle gebannt aus den Fenstern starrten. Jupp sprach dann aus, was wir alle fühlten: “Was geht es uns doch gut.”

Als es draußen dunkel wurde, schlief ich ein. Mit dem Erscheinen meines Sandmännchens hatte ich bei der Hopserei nicht gerechnet, um so erstaunter war ich, dass ich erst Mitternacht wach wurde, weil der Zug stand.
Hasi hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschlafen, lediglich ein bisschen gedöst und konnte mir berichten, dass das Bier immer pünktlich kam. Er hatte für 20.00 und für 21.00 Uhr eine Flasche Bier bestellt und jeweils 10 Minuten vorher wurde er gefragt, ob es denn recht sei, dass gleich serviert wurde. Vom Service her gesehen, also unerreichbar. Sogar das Essen, das einige bestellt hatten, muss wohl sehr gut gewesen sein.

Wir waren an einem Bahnsteig zum Halten gekommen. Sofort wurde der Zug (von außen) von 8 – 10jährigen Kindern belagert, die uns Sachen zum Essen verkaufen wollten. Gebettelt hatte keins von ihnen.
Ich überlegte, ob ich den Kindern ein paar Bonbons geben soll, wäre mir aber doof dabei vorgekommen, die Sachen aus dem Fenster zu werfen. So beschränkte ich mich auf Winken und Grimassen schneiden. Den Kindern hat das auf jeden Fall auch gefallen.

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