Jodhpur

Heute geht es nach Jodhpur. Es sind ca. 330 km, für die wir mind. 6 Stunden einplanen müssen. Pünktlich um 7.30 Uhr versammelte sich alles im Bus und es ging los. Nach ca. 2 Stunden gab es einen Halt zum Tee trinken und Chapati essen.
Womit keiner gerechnet hat, auf einmal stießen wir auf den, mitten in der öden und kargen Gegend rechts und links von der Straße jährlich stattfindenden Kamelmarkt. Sofort hielten wir an und mischten uns unter die Inder.
Das nennt man Glück gehabt. Es war ein Genuss für Augen und Ohren. An beiden Seiten der staubigen Straße wurde alles, aber auch wirklich alles angeboten, was man in einem indischen Haushalt so braucht. Angefangen von Bettgestellen, über Höckerchen, zu bunten Teppichen und Tüchern. Besonders angetan hatte es uns der Stand, an dem es Rosinen, Nüsse und Fliegen im Mischungsverhältnis 1:1:1 zu kaufen gab und der Inder, der mit einem Gerät, das aussah wie ein umgebauter Rasierapparat mit langer Nadel neben der staubigen Straße hockte und sein Handwerk (Tatoos) bei regem Zuspruch ausübte. Kostenlos bekam man hier Hepatitis A, B, C und D und garantiert noch verschiedene andere Krankheiten.
Die anschließende kurzweilige Fahrt, während der wieder viel gelacht wurde, endete gegen 14.00 Uhr in Jodhpur, wo wir in dem Hotel wieder ein entzückendes Zimmer mit Blick auf den begrünten Innenhof bekamen. Um 15.00 Uhr wollten wir Richtung Fort aufbrechen, ein bisschen verzögerte sich die Abfahrt, weil Nicola noch auf ihr Sandwich warten musste.
Am Fort angekommen, haben wir wieder einen Guide genommen, der uns die Örtlichkeiten erklärte. Leider uferte er mit seinen Ausführungen zu sehr aus. Er erklärte uns die Anlage todernst und nicht mit dem Körnchen Humor des letzten Guides. Nach 2 Stunden des Umherwanderns und Zuhörens hatten wir nur noch einen Gedanken: Trinken und zwar viel und schnell. Wir hatten uns mit Nicola als erste abgesetzt, dann stießen auch Axel und Andi zu uns in die Cafeteria. Nach 2 Litern köstlichstes Bisleri war der größte Durst vorerst gestillt. Dann kam der nächste Gedanke: Hunger. Nach einem kurzem Fotostopp am Palast des jetzigen Maharadschas ging es zurück zum Hotel und direkt in den Garten, wo wir gut gegessen und getrunken haben. Heute hatten wir uns alle schon um 20.00 Uhr verabschiedet, denn dank Dunja geht es morgen mit dem Zug und nicht lt. Programm vorgesehen mit dem Bus nach Jaipur.

Zugfahrt

Alle standen pünktlich um 4.30 vor dem Hotel. Kishan brachte uns zum Bahnhof und fuhr mit unserem Gepäck direkt weiter. So hatten wir nur unseren Tagesrucksack dabei. Wenn ich jedoch geahnt hätte, was mich am Bahnhof erwartet, dann hätte ich die Fahrt im Bus vorgezogen.
Bereits vor dem Bahnhof stank es heftigst nach Urin. Zu dieser Uhrzeit nicht unbedingt der Duft, den ich brauche. In der Bahnhofshalle lagen mind. 50 Personen in Decken gehüllt auf dem Boden und schliefen. Es sah aus wie ein großer Schlafsaal. Jetzt wurde mir auch klar, warum es vor dem Bahnhof so stank, denn Toiletten hatte ich nicht gesehen und Pipi muss ja jeder mal. Auch auf dem Bahnsteig lag hie und da noch eine schlafende Person. Auch hier stank es ganz entsetzlich und zwischen den Gleisen sahen wir massenhaft Ratten umherhuschen und nach etwas Essbaren suchen.
Als dann Tee angeboten wurde und alle eifrig das Angebot wahrnahmen, konnte ich mich nur schütteln. Allein die Tatsache, dass ich auf den dreckigen Bahnsteig gefallen wäre, hielt mich von einem Ohnmachtsanfall ab. Erst im Zug ging es mir besser.
Im Zug hatten wir unsere Bank zuerst für uns alleine, aber dann drängten immer mehr Inder in unser Abteil und ganz zögerlich nahm eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn neben Heiko Platz. Während die Mutter möglichst unauffällig versuchte, uns zu beobachten, starrte das Kind Heiko wie ein neues Weltwunder an.

Im Hotel angekommen, das ein ehemaliger Maharadscha-Palast war, waren wir erst enttäuscht über das Zimmer, dass uns zugewiesen wurde. Das Himmel-Bettchen war ca. 1,40 breit, was uns nicht störte, aber nur ca. 1,80 lang. So haben wir dann den Manager nach einem anderen Zimmer gefragt und auch sofort eins für lange Menschen bekommen. Hier standen zwei Betten ohne Fußteil, also genau richtig. Vor unserem Zimmer hatten wir eine kleine Terrasse, auf der wir es uns sofort gemütlich machten. Die anderen aus der Gruppe waren in einem Nebentrakt untergebracht, hier waren die Zimmer wesentlich kleiner und sehr dunkel.
Um 12.00 Uhr kamen die Neuen, die den Rest der Reise mit uns verbringen sollten. Von unserem Sitzplatz hatten wir eine prima Übersicht und so hatten die Anderen bald ihre Spitznamen weg: Gerd (Ruge), Birgit (die Farblose), Kerstin (die Abgefressene), Christa (die Lufttrockene), Günter (Hutzelchen), Marlene blieb Marlene, denn der Name passte ausgezeichnet und dann waren da noch Karin und Bernd, ein Ehepaar aus Berlin.
Nach einem kurzen ersten gemeinsamen Ausflug durch Jaipur zum Palast der Winde, war es uns schnell klar, dass wir mit so einer Horde nicht durch die Gegend ziehen werden. So seilte sich die „Rajasthan-Gruppe“ schnell ab und führte die weitere Stadtbesichtigung in Eigenregie durch. Wir gingen zum Observatorium, wo Nicola und ich Stinki kennen gelernt haben, ein kleines ca. 2jähriges Mädchen, auf das der Name wirklich passte.
Anschließend haben wir uns noch bei einem Straßenhändler niedergelassen, der auf sympathische Weise sehr geschäftstüchtig war, uns Stühlchen herbeiholte und mit kühlen Getränken versorgte. Die Rückfahrt haben wir mit Nicola, Axel und Andi in einem Tuk-Tuk zurückgelegt. Die beiden Jungs saßen hinten, entgegen der Fahrrichtung und unterhielten sich mit den anderen Verkehrsteilnehmern. Nicola und Heiko plauderten rechts und links mit anderen Fahrrad- und Tuk-Tukfahrern. Meine Aufgabe, vorne sitzend, war es, den Fahrer bei Laune zu halten.
Nach kurzem Besuch am Pool und kleiner Siesta, war Treffen zum allgemeinen Kennen lernen auf der Dachterrasse angesagt. Da sich die Neuen an der rechten Tischhälfte und wir uns an der linken Tischhälfte niederließen, hätten wir uns das auch sparen können. Eigentlich wollten wir uns für den Rest des Abends im Garten versammeln, aber der wurde von einer Horde von Rotel-Leuten blockiert. So hat Dunja uns sieben (Andi schwächelte) kurzerhand zu sich auf ihre kleine Dachterrasse eingeladen. Dort konnten wir in Ruhe lästern und der Plan für den morgigen Tag ausgeheckt: Affentempel, Basar und Aufstieg zum Fort. Die Taxen wurden für 9.00 Uhr bestellt.

Jaipur

Nach und nach kamen alle zum Frühstück, so dass wir pünktlich um 9.00 Uhr losziehen konnten. Nach einer heillosen Fahrt durch turbulenten Verkehr, bogen wir in eine kleine Straße ein. Plötzlich war es ruhig um uns herum, kein Verkehr, kein Hupen, kein Lärm. Am Wegrand wurde es immer grüner und an Sträuchern blühten sogar Blumen. So etwas hatte ich das letzte Mal in Delhi vor 10 Tagen gesehen. Am Fuße des Tempels wurden die beiden Autos stehen gelassen, erst ein Teechen geschlürft und dann ging es zu Fuß weiter. Die Tempelanlage war aus dem 16. Jahrhundert und so sah sie beim ersten Blick auch aus. Erst als wir näher herankamen, erkannten wir, dass sie nicht so ungepflegt war, wie es zuerst den Anschein hatte. Ein Inder erklärte uns in recht manierlichem Englisch die Anlage und führte uns dann zu einem heiligen Mann, der in einer Art Kapelle für Ordnung sorge und uns einen orangen good luck Punkt auf die Stirn setzte. Geld wollte er erstaunlicher Weise nicht von uns haben, da er uns als Gäste angesehen hat.
Leider hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen der 20.000 Affen gesehen. War wohl schon zu spät und den Tieren daher zu heiß. Wieder auf dem Rückweg zu unseren Taxen stellten uns dann aber doch ca. 50 Affen. Ich bin von einem älteren Exemplar angegriffen worden, aber Heiko wurde umschwärmt wie sonst nur von Mücken. Wir verteilen die mitgebrachten Kekse und machten viele Fotos.
Zurück an der kleinen Teebude, gab es erneut ein Fotoshooting. Zuerst von uns als Gruppe, aber dann wollten alle anderen indischen Gäste auch mit auf ein Foto, so dass es gerade zu einem Gedränge vor dem alten Taxi, das uns als Hintergrund dienen sollte, kam.
Zurück über den ruhigen Weg und die hektischen Straßen kamen wir, nach einem weiteren Stopp an einer Tempelanlage, den unserer Fahrer vorgeschlagen hatte, geschafft im Hotel an. Jetzt war es die richtige Zeit für ein kühles Getränk. Dann trennten sich die Wege in Richtung Pool oder Bettchen. Um 17.00 Uhr hatten wir uns mit Dunja verabredet. Mit dem Taxi fuhren wir zum Neharagarh Fort, bzw. zum Fuß des Berges, auf dem es liegt. Der heftig steile Anstieg rentierte sich aber, denn wir wurden mit einem tollen Rundumblick auf Jaipur und einem klasse Sonnenuntergang belohnt. Nachdem wir dort oben gesessen haben, bis wir wirklich nichts mehr erkennen konnten, beschlossen wir, die Rikscha-Fahrer zu ignorieren und den Rückweg zum Hotel zu Fuß anzutreten.
Nach kurzer Zeit hatten sich jedoch ca. 70 Kinder um uns versammelt. Keine Ahnung, wo die auf einmal herkamen. Sie riefen uns ständig hello, hello zu.
Leider kannte Dunja den Rückweg im Dunkeln nicht so genau, zu guter Letzt hatten wir uns verlaufen. Da standen wir nun, umringt von schreienden Kindern, belächelt von den am Straßenrand stehenden Erwachsenen. Ein junger Mann zeigte uns dann den richtigen Weg durch die verwinkelten Gassen, in denen sich rechts und links von den Straßengräben die Kühe und Schweine zum Schlafen gelegt hatten. Es war heftig, die Dunkelheit, die lärmenden Kinder, der Gestank und dann fingen die Kinder auch noch an, mit Steinen nach uns zu werfen und uns mit Tritten zu attackieren. Wegen der am Rande stehenden Erwachsenen trauten wir uns nicht, ein Kind zu schnappen und zumindest kräftig zu schütteln.
So fand der Ausklang des ansonsten tollen Abends in bedrückter Stimmung statt.

Die Neuen

Heute ist der 1. Tag, an dem wir mit insgesamt 17 Leuten einen Tagesausflug machen wollen. Treffen ist um 9.00 Uhr vor dem Bus. Siehe da, 10 min. vor Abfahrt saßen die Neuen schon drin! Fensterplätze für alle!
Zuerst ging es zum Amber Fort. Zum Glück war es für uns das Letzte, denn für alle der Rajasthan-Gruppe stand fest, dass wir uns vor dem Fort in Agra drücken werden. Anschließend ging es in einen Juwelierladen, wo uns vorher noch erklärt wurde, wie mit den alten Schleifsteinen die Edelsteine geschliffen werden. Wir haben den Besuch in erster Linie deshalb gemacht, um Kishan einen Gefallen zu tun. Denn er bekommt als Busfahrer eine Kleinigkeit, wenn er eine Gruppe in einen solchen Laden bringt. Egal, ob etwas gekauft wird oder nicht. Nach der Geschäftsbesichtigung mussten 14 Leute noch 20 min. auf unsere Shoppingmonster warten, weil diese noch unbedingt in den Stoffladen nebenan gehen mussten. Damit waren die Fronten endgültig geklärt!
Anschließend waren wir noch bei den Maharaja Grabmälern. Ganz nett.
Wieder im Hotel angekommen gab es ein ausgesprochen dekadentes Highlight: Mit dem Taxi zu MC D. Für jeden gab es eine Maharadscha – Combo, bestehend aus einem Maharadscha-Chicken-Burger, Pommes und Cola mit Eiswürfeln. Ein kurzes Zögern bei den Eiswürfeln war schon da – aber dann siegte die Gier nach einem kalten Getränk. Egal, dann sitzen wir eben den Rest des Tages auf der Toilette. Zum krönenden Abschluss biss noch jeder in die von Nicola spendierte Apfeltasche. Himmlisch, dieser Zimtgeschmack.
Der fast schon erwartete Durchfall setzte nicht ein und so bin ich am Nachmittag mit Dunja, Nicola und Gudrun noch auf unserer private kleine Shopping-Tour gegangen und haben uns traumhaft schöne Stoffe gekauft. Ich will mir zu Hause aus meinem eine Bluse basteln, mal sehen, wie lange es dauert und wann sie fertig sein wird.
Um 17.30 sind Axel, Andi, Dunja, Nicola, Babs und ich ins Kino gegangen. War das schön!! Es wurde ein indischer Film (natürlich in indischer Sprache) gezeigt. Titel? Keine Ahnung, irgendwas mit .. und er liebt sie doch. Der Film dauerte 3 Stunden. Nach 1,5 Stunden war Pause, theoretisch hätten wir die Möglichkeit gehabt zu gehen, aber dann hätten wir nie in unserem Leben erfahren, ob sie sich bekommen oder ob es ein Film ohne happy end ist.
Auf der Rikscha-Rückfahrt waren wir uns einig, dass wir uns noch nie einen so grottenschlechten Film angesehen haben. Alle Handlungen waren 20min. im Voraus zu erahnen und vor besonders wichtigen Momenten (also 10 – 15 x pro Stunde) erklang ein durchdringender Gong. Noch besser aber war das Publikum an sich, bei lustigen Szenen wurde herzhaft gelacht, das kam uns ja noch bekannt vor, bei spannungsgeladenen Szenen wurde hörbar die Luft von allen Anwesenden angehalten und bei einer Klopperei wurde mitgekämpft und der Gute lautstark angefeuert. Ob wir überhaupt was von dem Film verstanden haben? Aber sicher doch, es war wie ein Stummfilm, nur mit (indischer) Sprache, aber eben alles so übertrieben dargestellt, dass keinerlei Zweifel an dem gesprochenen indischen Worten aufkommen konnte.
Im Hotel hatte sich Heiko die Zeit zuerst mit Gudrun + Lutz vertrieben und anschließend ein Schwätzchen mit dem Nepali-Kellnern auf unserer Terrasse gehalten. Lange sind wir nicht mehr aufgeblieben, die gewaschene Wäsche musste noch ordentlich gefaltet in die Rücksäcke verstaut werden und für Morgen früh war Abfahrt um 8.00 Uhr angesagt.

Agra

Um 7.50 Uhr saßen die ersten schon wieder im Bus. Wir stiegen dann mit aller Ruhe ein, nahmen uns die hintersten Plätze und wechselten uns ab, damit jeder Mal für ein Stündchen alleine sitzen und die Füße ausstrecken konnte. Nach 2,5 Stunden gab es die erste Pause, wo diejenigen, die zugunsten eines längeren Schlafes auf ihr Frühstück verzichtet hatten, dieses zu überteuerten Preisen nachholen konnten und es dann auch zähneknirschend getan habe. Nach weiteren 2,5 Stunden waren wir in Fatephur Sikrit angekommen. Die Neuen stürzten sich sofort in Richtung Kassenhäuschen, um ja alles von dem Palast zu sehen. Wir „Alten“ waren da schon ein bisschen Fort geschädigt, haben den Palast links liegen gelassen und sind dafür auf nackten Füßen in der Moschee herumgetappst. Am Stand hinter den Gebäuden gab es noch einmal etwas Kühles zu trinken und dann ging es wieder in den Bus. Nach einer Stunde Busfahrt haben wir unter Murren angehalten und uns zeigen lassen, wie Edelsteinplättchen geschliffen und anschließend in Marmorplatten als Intarsien eingelegt werden. Wir hatten alle keine Lust, nach der langen Busfahrt noch etwas zu besichtigen, aber es war super interessant und nur die heftig hohen, aber wohl gerechtfertigten Preise haben uns abgehalten, etwas als Andenken mit nach Hause zu nehmen. Dann ging es wieder in den Bus und nach ca. 10 min. hatten wir unsere Dependance für 2 Nächte in Agra erreicht. Welche Überraschung! Ein prunkvoller Bau in weißem und schwarzem Marmor. Die Zimmer hatten westl. Charakter. Es war ruhig und zur Begeisterung aller, war neben dem Hotel “Pizza Hut”. Also wird auch das Abendessen westl. Charakter haben.
Wir haben uns um 17.45 in der Lobby verabredet, um dann von der Dachterrasse eines kleinen Hotels in der Nähe den Sonnenuntergang am Taj Mahal zu sehen. Ein absolut romantischer Anblick.
Anschließend waren wir mit Babs, Axel, Andi und Nicola zum Essen verabredet. Die Kerle hatten dann doch gekniffen, aber uns hat es geschmeckt. Den Abend habe ich mit Heiko gemütlich auf unserem Hotelzimmer bei kühlem Bier und HBO verbracht. Lange haben wir nicht ausgehalten, denn wecken ist für 5.00 Uhr geplant.

Taj Mahal

Abmarsch ist um 5.30 Uhr. Das Taj Mahal schon innerlich vor Augen, hatte keiner auch nur einen Gedanken ans Liegenbleiben verschwendet. Nach ca. 10 min. Fußweg waren wir am Ziel. Für 5 $ und 500 Rupien sahen wir es dann auch, das Denkmal der ewigen Liebe. Unvergleichlich schön ist es. Es strahlt einen Eindruck der Ruhe, des Friedens und der Sinnlichkeit aus, den ich noch nie bei einem anderen Gebäude so gespürt habe. Verstärkt wurde der Eindruck von dem sanften Licht der aufgehenden Sonne und dem kühl wirkenden Rasen. Jetzt wurden aber die Fotoapparate gezückt und jeder versuchte seinen Eindruck so gut es geht aufs Foto oder den Videofilm zu bannen. Natürlich durfte auch das Lady-Di-shy-Foto nicht fehlen. Nach 3 Stunden, 2 vollen 36er Filmen und der Gewissheit, dass Taj von allen erdenklichen Positionen und mit allen zu erhaschenden Sonnen – und Lichteinstrahlungen abgelichtet zu haben, streikte dann auch mein Zeigefinger der rechten Hand und ich sah Heiko erleichtert lächeln, als ich mit den Worten: „Ich glaube, jetzt habe ich genug Bilder“ den Fotoapparat wegpackte.
Aber wer konnte es ahnen, dass uns kurz darauf ein Gärtner ansprach, der meinte, uns für ein paar Rupien eine Stelle zu zeigen, von der das Taj noch viel schöner aussieht und die Fotos noch viel besser werden? Mein flehender Blick wurde richtig gedeutet, der Mann bekam sein Geld und ich noch ein paar wirklich schöne Fotos.
Mittlerweile war es 9.15, alle bekamen Hunger und auf der Dachterrasse eines nahe gelegenen Cafés bekamen wir ein leckeres Frühstück. Die Besitzerin, eine Deutsche, führte uns anschließend auf unseren Wunsch in ihren Laden, wo wir uns eine Elefanten-Statue aus Marmor geleistet haben. Auf einmal entwickelte Andi ungeahnte Aktivitäten, er wollte erst noch ein paar Läden abklappern und sich dann erst zum Kauf einer Statue entschließen. Axel war schon vor dem Ladenbesuch in Richtung Hotelbett aufgebrochen, Heiko und mich lockte der Hotelpool. Auch Babs und Nicola wollten erst etwas Augenpflege betreiben, Lutz und Gudrun, unsere Unverwüstlichen, gingen weiter auf Achse.
Nach 2 Stündchen Sonne pur sind auch Heiko und ich Richtung Bettchen verschwunden. Gerade eingeschlafen, klingelte das Telefon. Keiner war am anderen Ende, bzw. es wurde schnell aufgelegt. Wieder eingenickt, klingelte es an der Tür. (In Indien haben alle Hotelzimmertüren Klingeln für den Zimmerservice) Der Servicemann hatte sich mit der Rechnung für unsere Poolgetränke geirrt und uns 20 Rupien, also 50 Cent, zu viel kassiert, aber Ordnung muss wohl sein. Ich schätze, er wusste nicht, wie er das Geld verbuchen sollte, es wird auch keiner da gewesen sein, den er hätte fragen können, also brachte er es zurück.
Gerade wieder in süße Taj-Mahal-Träume versunken, klingelte es erneut. Der Zimmerservice brachte uns neue Handtücher. Die hatte er zwar schon nach unserem Weggehen in der Früh gewechselt, aber es wird wohl so auf seinem Plan gestanden haben.
Über diese Slapstickeinlagen musste ich derart lachen, dass ich dann nicht mehr einschlafen konnte. Also aufstehen, Tagebuch führen, duschen und warten bis 18.30 Uhr, wo wir uns in der Lobby zum gemeinsamen Essen treffen wollten. Mit kleiner Verspätung durch Axel und Nicola, deren Massageeinlage länger als geplant dauerte, gingen wir los und waren dank Dunja wieder lecker indisch Essen.
Zum Ausklang des Abends haben wir mit Axel noch ein Bierchen bei Kishan im Bus getrunken. Zurück im Zimmer wurden die Rucksäcke wieder mal gepackt, denn Morgen geht es um 6.00 Uhr los.

Fahrtag

Kurz nach 6.00 Uhr war auch alles Abfahrt bereit, die ersten 2,5 Stunden habe ich direkt neben Heiko gesessen und es war für mich die Hölle. Eng war es und trotz der frühen Stunde haben wir uns schon gegenseitig vollgeschwitzt. Dann aber ging regelmäßig einer von uns zu Kishan ins Führerhaus oder stand im Gang, so dass ich auf der Rückbank zuerst mit Nicola und dann mit Andi zu sitzen kam. Zwar ist da hinten im Bus nicht an schlafen zu denken, denn bei jedem Huckel ist man 10 cm in die Luft gegangen, aber es war Platz für die Beine und kein direkter Nachbar, der zum Anschwitzen animierte.
Zwischendurch haben wir an einem kleinen Laden eine Teepause gemacht. Die Tassen waren da aber derart dreckig, dass ich beim Gedanken, wie viele Generationen von Indern daran gesabbert haben müssen, keinen Teedurst mehr hatte und ich war froh, nichts zum Essen bestellt zu haben. Das Mittagessen fiel auch eher bescheiden aus, aber bei der Hitze hatten wir eh nicht so den rechten Hunger. Dann wollte uns der Kellner auch beim Bezahlen bescheißen. Von 400 Rupien ging er dann auf 320 und als ich ihm wütend die Speisekarte entriss, um nach dem tatsächlichen Preis zu sehen, auf 93 Rupien herunter. Klar, dass er sich auf diese Art und Weise ums Trinkgeld gebracht hat.
Endlich um 19.00 Uhr im Hotel im Hotel angekommen, wurde fix geduscht und alle trudelten bei uns im Zimmer zur „rheinischen Nacht“ ein. Bis auf Lutz und Gudrun haben wir noch bis kurz vor Mitternacht zusammengesessen und uns über die im Bus ausgefochtenen Kämpfe der Killer-Nackenhörnchen gelacht. Verabredet haben wir uns für 9.30 zum Frühstück. Treffen wollten wir uns am Pool.

Kajarau

Um 8.00 Uhr waren Heiko und ich schon wach. Als ich die Vorhänge wegzog sah ich, wie sich Gudrun und Lutz schon auf die Socken machten, das Städtchen Kajarau zu erobern.
Um 8.30 Uhr waren wir dann schon am Pool und stellten fest, dass auch dieser Tag ein heißer werden wird.
Die Verabredung zum Frühstück ging total in die Hose. Heiko und ich sind um 9.45 mit knurrenden Mägen alleine zum Frühstück gegangen. Aber um 11.00 Uhr war der harte Kern wieder zusammen. Nicola war dann die erste von uns, die laut darüber nachdachte, dass ein Flug nach Varanasi vielleicht doch nicht so schlecht sei und ob man nicht ein paar Dollars investieren sollte, um eine 14stündige Busfahrt zu umgehen. Ich stimmte ihr zu und Andi hatten wir schnell als unseren Beschützer engagiert. Axel, der sich jetzt erst aus dem Zimmer und damit von der Toilette wegtraute, wollte dann auch mitfliegen. Heiko dann auch. Nachdem Gudrun Baldrian-Tabletten gegen ihre Flugangst versprochen wurden, hieß es für Gudrun und Lutz: Wir fliegen auch.
Die Busfahrt sollte am nächsten Morgen um 4.30 Uhr losgehen und eben ewig lange dauern. Dunja verzog das Gesicht, als wir ihr unseren Entschluss mitteilten. Für sie bedeutete es, dass sie mit den Schnarchnasen der 2. Gruppe und der Stimmungskanone Babs alleine fahren muss. Arme Dunja! Sie klärte aber alles für uns in punkto Tickets per Telefon. Die Tickets sollten am nächsten Tag am Flughafen bereit liegen und brauchten auch erst dann bezahlt werden.
Nach diesem bummeligen Pooltag haben wir uns um 15.00 Uhr mit Nicola und Babs in der Lobby verabredet, um zu den Jain – Tempeln zu fahren. Die herrliche Anlage mit ihren erotischen Schnitzereien sahen wir uns ca. 2,5 Stunden an, dann wurde etwas getrunken und anschließend habe wir noch eine kleine Privataudienz bei einem Mönch bekommen. Er sang uns etwas vor, wir haben nachgesungen und dann bekam jeder einen roten „ich bin glücklich“ Punkt auf die Stirn. Somit war auch unserer Mantra wieder gerettet.
Zurück im Hotel haben wir noch eine kurze Siesta eingelegt und uns über das Örtchen unterhalten, das wirklich sauber war, grüne Wiesen und Bäume und bunte Sträucher aufweisen konnte. Für 19.30 Uhr hatte uns Kishan wieder zum Essen im Bus eingeladen. Axel, der sich wieder nicht wohl fühlte, hatte an dem Abend wirklich was verpasst, denn sogar Balbier ging richtig aus sich heraus und wagte ein Tänzchen im Bus.

Holy

Als wir uns mit Andi um 8.30 beim Frühstück trafen, prosteten wir uns mit einem breiten Grinsen und leckerem Tee zu. Unser Gedanke war klar: Der Rest der Truppe war schon seit 4 Stunden auf Achse. Unser Flieger dagegen ging erst um 14.00 Uhr.
Gegen 12.30 wollten wir mit Taxen zum Flughafen fahren. Bis dahin müsste auch Axel, der sich heute Morgen in Richtung Tempelanlage aufgemacht hat, auch wieder zurück sein. Also blieben uns noch ein paar Stündchen an der schönen Poolanlage mit den Gedanken an die ersparte Busfahrt, die nicht nur aufgrund des Holy – Festes alles andere als nett werden würde.
Holy ist das Farbenfest der Inder. Aber, wo früher noch mit Farbpulvern geworfen wurde, ähnlich wie bei uns zu Karneval mit Bonbons, wird sich jetzt mit Farbwasserbeuteln beschossen. Das Farbwasser bekommt man nach ca. 14 Tagen wieder von der Haut herunter und die Klamotten sind reif für den Mülleimer. Die Busfahrt wird also bei geschlossenen Fenstern erfolgen. Dazu kommen Straßensperren, weil jedes Dörfchen heute eine Art Durchfahrtsgebühren kassiert, um so das abendliche Holy – Fest zu finanzieren.
Da war es doch am Pool schöner. Nach und nach verschwand dann einer nach dem anderen, um nach kurzer Zeit wieder frisch geduscht und mit gepackten Rücksäcken im Schatten der Bäume auf die Abfahrt zu warten.
Gerade als ich aus dem Hotelzimmer sah, um festzustellen, ob auch Heiko sich langsam auf die Socken Richtung Dusche machte, sah ich eine Gruppe von 4 Indern, die in wunderbaren Gewändern, eine große Silberschale vor sich tragend auf unserer Pool-Gruppe zu steuerte.
Geschenke, dieser Gedanke durchzuckte mich sofort. Die anderen bekommen jetzt Geschenke und ich bin im Zimmer. Sofort war ich fertig, um aus dem Zimmer zu stürzen und dann ganz zufällig rechtzeitig bei der Geschenkverteilung dabei zu sein. Doch was sollte das jetzt? Andi sprang von seiner Liege hoch, hechtete über eine kleine Hecke und sprintete in Richtung Hoteleingang. Mh, merkwürdig, da ich bleibe wohl besser sitzen und warte ab. Vielleicht teilt Heiko sein Geschenk ja mit mir. Da sehe ich, wie ein Inder Heiko und den anderen mit der Hand durchs Gesicht wischt. „Holy“ schießt es mir durch den Kopf und „bleib in dem Zimmer“.
Als Heiko ins Zimmer kam sah er lustig aus, überall im Gesicht hatte er rotes Farbpulver und schön in den 3-Tag-Bart war es einmassiert. Also vorsichtig die Sachen ausgezogen und mit Toilettenpapier das Pulver trocken vom Gesicht gewischt – natürlich habe ich vorher noch ein Foto gemacht.
Nun ging es aber zum Flughafen. Dort ging mit den Tickets und dem Einchecken alles sehr schnell. Als wir in der Wartehalle saßen, zauberte Axel einen Beutel mit Leckereien aus seinem Rucksack. Er war von Dunja für die „Gruppensprenger“.
Bei der Kontrolle vor dem Einstieg kamen wir uns dann allerdings vor wie Schwerverbrecher, es war klar, dass Nagelscheren etc. abgegeben werden mussten, aber auch Batterien und Streichhölzer? Egal, besser als Busfahrten.
Der Flug dauerte 40 min. Wir waren also gerade in der Luft, da ging es auch schon wieder runter. Fix hatten wir uns ein Taxi zu unserem Hotel in Varanasi organisiert. Das Best Western, wo wir eigentlich unterkommen sollten, war geschlossen und wir wurden kurzerhand in das daneben liegende und mit 2 Sternen mehr bewertete Clarks einquartiert. Nachdem wir die Zimmer beschlagnahmt hatten, versammelte sich die Fliegergruppe am Pool und wartete auf den Rest, der gegen 18.00 Uhr sichtlich erschöpft eintraf.
Wir ließen den Abend lustig im nahe gelegenen Hotel bei einem köstlichen Mahl und kühlem Bier ausklingen. Da es Axel an diesem Abend noch nicht so astrein ging, wurde der geplante bayerische Abend verlegt. Unter dem Gesichtpunkt, dass es morgen um 5.15 losgehen sollte, war es vielleicht keine schlechte Idee.

Ganges

Pünktlich ging es los zur Fahrt zum Sonnenaufgang in Richtung Ganges. Dunja hatte schon das Ruderboot organisiert. Bevor wir ins Boot einstiegen, waren 5-6jährige Mädchen um uns herum, die kleine selbst gebastelte Körbchen verkauften. In den Körbchen lagen Blumen und eine kleine Kerze. Dem Glauben nach geht ein Wunsch in Erfüllung, wenn man bei Sonnenaufgang ein solches Körbchen auf dem Ganges schwimmen lässt. Natürlich haben wir hier alle was gekauft.
Nach kurzer Bootsfahrt sahen wir aus schon die ersten Gläubigen bis zum Bauch im Wasser stehen. Es war schon ein groteskes Bild. Hier wurden Leichen verbrannt, 10 Meter weiter wuschen sich die Menschen und nach weiteren 10 Meter wurde Wäsche und Geschirr gewaschen. Dann lag eine tote Kuh im Wasser und daneben putzte sich ein Mann die Zähne und neben einem Abwasserrohr wuschen Frauen ihre farbenprächtigen Saris. Wir waren froh, dass Mutter Ganga nicht so stank, wie wir es eigentlich erwartet hatten und bekamen einen herrlichen Sonnenaufgang zu sehen.
Dann kam als nächstes das Frühstück auf einer Dachterrasse. Hilfe! Durch was für Gassen mussten wir laufen, ehe wir das Restaurant gefunden hatten! Ein Teil des Weges führte durch einen dunklen Tunnel mit Unrat, Wasser (?) und wer weiß, was noch alles. Da waren viele froh, sich vorher mein jap. Heilpflanzenöl in die Nasenlöcher geschmiert zu haben.
Auf der Dachterrasse, zu der eine schier endlose Treppe führte, hatten wir dann aber eine grandiose Aussicht auf Varanasi und den Ganges.
Mit Andi, Axel, Nicola, Gudrun und Lutz ging es nach dem Frühstück, was eins der schlechtesten war, zu einem Shop eines Seidenhändlers, wo ich zwei lange Seidenschals für insgesamt 15 € kaufte, noch etwas durch die quirlige Stadt, zurück zu den Ghats.
Heiko, Andi und ich hatten dann im wahrsten Sinne des Wortes die Nasen voll und sind zurück zum Hotel gefahren. Das Zauberwort hieß: „Pool“. Dort machten wir es uns im Schatten gemütlich und warteten, bis der Rest eintrudelte.
Verabredet waren wir für 18.00 Uhr in der Lobby. Natürlich mussten Axel und Nicola erst von mir vom Pool her- und Andi aus dem Zimmer raus getrieben werden.
Das Essen war mal wieder klasse, aber Andi konnte seine Nudeln, auf die er sich den ganzen Tag so gefreut hatte, nicht so richtig genießen. Nach der Hälfe ging er mit kurzem Gruß ins Hotel. So haben wir den bayerischen Abend wieder in einen rheinischen umgewandelt, die Berliner adoptiert und bis 23.00 Uhr zusammengesessen.