Tickets

DIE TICKETS SIND DA!!!!!
Abflug am 13.03. in Düsseldorf um 7.30 und Ankunft in Delhi um 22.30.
Rückflug in Delhi am 12.04. um 1.45 und Ankunft in Düsseldorf um 8.30.
Als Anlage beigefügt waren auch die Namen der anderen Teilnehmer, es sind 6 für die Reise in Rajasthan und 8 für den Rest der Reise. Nun ja, dann sind wir doch eine recht große Gruppe, aber da auch wieder darauf hingewiesen wurden, dass keine gemeinsame Besichtigung erfolgt, wird auch kein Gruppenzwang entstehen und wir können alleine anhand meiner erstellten Stadtbesichtigungsprogramme durch die Gegend tapern.

Es geht los

Der Wecker klingelt um 04.00 Uhr, Eine Zeit, zu der wir höchstens aufstehen um Pipi zu machen und dann wieder in den Federn zu kuscheln – oder von Feten nach Hause kommen. Unser Taxi (Papa) ist pünktlich da, der Kater wurde zum letzten Mal für 5 Wochen von uns gefüttert und dann kann unser Abenteuer beginnen!
Am Flughafenschalter angekommen war es kein Problem, für die Strecke Wien – Delhi Plätze am Notausgang zu bekommen.
Bei Käffchen, Wässerchen und den letzten Zigaretten warten wir nun auf unser Boarding für Wien. Mit kaum erwähnenswerter Verspätung heben wir in Düsseldorf ab. Wenn wir gewusst hätten, welches Chaos uns in Wien erwartet!
Dort angekommen hatten sich die Fluggäste zu teilen, in Richtung Weiterreise innerhalb Europas und Rest der Welt. Nachdem wir einen erneuten Sicherheitscheck hinter uns hatten, merkten wir und verschiedene andere, dass der Rest der Welt sich noch unterteilt in Rest der Welt, Delhi und Damaskus.
Also wieder raus aus der Halle, rein in den Bus, rüber zu Gate A, durch den Sicherheitscheck, feststellen, dass sich die Gate Nr. geändert hat, erneut anstellen und wieder Sicherheitscheck.
In der Wartehalle für unseren Flug nach Wien erfuhren wir, dass sich der Abflug um ca. 1 Stunde verzögern wird. Also hatten wir genug Zeit, unsere Mitreisenden unter die Lupe zu nehmen und zuchecken: Sind die in unserer Gruppe? Oder die? Später haben wir dann erfahren, dass wir genauso abgeklopft wurden.
Aus der einen Stunde Verspätung wurden dann 1,5, aber dann ging es endlich in den Flieger. Da das planmäßige Flugzeug defekt war und daher nicht zum Einsatz kam, war unsere Maschine größer und somit der Traum von unseren Plätzen am Notausgang und der Beinfreiheit ausgeträumt. Das Flugzeug war aber nur zur Hälfte ausgebucht und so hatte jeder von uns beiden eine Sitzreihe für sich. Was will man mehr?
Nach dem lecker Essen und 2 Gläsern Rotwein wird es jetzt aber Zeit für die Augenpflege, schließlich landen wir in 5 Stunden und 21 Minuten schon in Neu Delhi. Stopp! Schlafversuche vorerst abgebrochen, es gibt noch mehr Rotwein, lasst uns tanzen, lasst uns singen und da wir mit Austrian Airlines fliegen, redet das gesamte Bordpersonal wie Peter Alexander.
Beide haben wir prima geschlafen und so ging der Flug schnell rum. In Delhi angekommen, ging es mit wehenden Fahnen durch die Passkontrolle und beim Geldumtausch brauchten wir fast gar nicht warten. Draußen erwartete schon unsere Reisebegleiterin Dunja ihre Truppe. Der 1. Eindruck: sympathisch und so schön in einheimische Gewänder gehüllt. Nach und nach trudelten auch die anderen 6 ein.
Wir machten uns bekannt: Jeder sagte seinen Vornamen und wir schüttelten uns brav die Hand. Danach war klar, dass sich alle direkt duzen, auch nicht so meine Sache, da ich diese Entscheidung eigentlich selber trage. Unsere Mitreisenden waren Gudrun und Lutz, ein Ehepaar aus Eisenach und bereits zum 2. Mal mit Djoser auf Tour. Dann kam Barbara aus München, na ja und Nicola aus Freiburg, ein recht kerniges Mädchen. Zum Schluss trudelten Andi und Axel, auch aus München, ein. Die beiden hatten zuerst nichts anderes im Kopf, als sich eine Zigarette anzuzünden und machten einen eher abweisenden Eindruck.
Und los ging es zum Bus.
Hier bekam ich schon den ersten Eindruck, dass wir nicht auf einem europäischen Flughafen gelandet sind: Vor dem Flughafengebäude lagen Menschen in Decken gehüllt auf den Wegen und schliefen, einfach so! Wir packten unsere Rucksäcke in den Bus und ich kontaktete schon mit Gudrun, während Heiko sich draußen mit ihrem Mann Lutz unterhielt. Die beiden waren die einzigen, die offensichtlich älter waren als wir, die vier anderen stufte ich so auf Anfang 30zig ein.
Nach ca. 30 min. Fahrt kamen wir in unserem Hotel „Regent Continental“ an. Der erste positive Eindruck bestätigte sich auch nach der imposanten Eingangshalle mit den Zimmern. Relativ groß, sauber und kein Straßenlärm. Jetzt wurde ein bisschen ausgepackt, der Wecker auf humane 7.30 Uhr gestellt und ab ging es in die Heia. Für morgen hatten wir uns mit den anderen um 8.30 Uhr zum Frühstück verabredet.

Delhi

Nachdem wir uns in den Betten herumwälzten, wir müssen uns erst noch an die „indischen Matratzen“ gewöhnen, die aus einem Brett und einer dünnen Schaumstoffauflage bestehen, haben wir dann doch ganz gut geschlafen.
Im Gegensatz zu den Zimmern der anderen, liegt unser in Richtung Hinterhof und so wurden wir mit Vogelgezwitscher geweckt. Zum Frühstück, wo wir uns beschnupperten, gab es Toast und Marmelade, wir wollten ja vorsichtig anfangen.
Da der Bus heute offiziell nicht gebraucht wurde, haben wir das Angebot, dass wir vom Fahrer „privat“ ein bisschen gefahren werden, in Anbetracht des Trubels in der Nacht auf den Straßen dankend angenommen. Wie gebannt starrte jeder aus dem Fenster, was für ein Chaos auf den Straßen. Hier gilt wirklich noch das Recht des Stärkeren. Nach kurzer Zeit war aber festzustellen, dass dieses Durcheinander wohl doch nach irgendwelchen Regeln zu beherrschen gewesen wäre, wenn man Kenntnis von der indischen StVO hätte. Was bei uns in Deutschland zu Massenkarambolagen geführt hätte – hier passierte nichts, da wurde der Gegenverkehr ausgebremst, weil aus den eigentlich eingezeichneten (!) drei, fünf Fahrspuren gemacht wurden.
Auf dem Parkplatz des Roten Forts angekommen, waren wir in atemberaubender Geschwindigkeit von 18 Rikschafahrern umkreist. Es stießen immer mehr Händler dazu, einer verkaufte sogar Bärte, was mich sofort an „das Leben des Brian“ erinnerte und einen Heiterkeitsausbruch bei mir verursachte, an den sich meine Mitreisenden erst gewöhnen mussten….. Nach zähen Preisdiskussionen, die zum Glück Dunja für uns führte, ging es los. Der Spaß sollte uns pro Rikscha für 2 Personen und einem halben Tag 50 Rupien kosten, was ca. 1,25 € entspricht.
Zuerst ging die Fahrt zur Jamiz Masjia Moschee. Doch eigentlich war die Fahrt das Highlight des Tages. Geradezu unbeschreiblich, die Masse an Bussen, Autos, Tuk-Tuks und anderen Rikschas und wir mittendrin!
Nach Besichtigung der Moschee ging es weiter zum Gewürzbasar. Zugegeben, ich hatte seinen Besuch auch schon zu Hause fest eingeplant, aber wenn uns Dunja nicht den Weg gezeigt hätte, der durch schmale, enge Gassen führte und letztendlich eine steile Treppe hinauf, die wir nie im Leben aus eigenem Antrieb erklommen hätten: Das Erlebnis hätten wir verpasst. Oben angekommen, war es wie in einem anderen Leben, als wäre die Zeit vor hunderten von Jahren stehen geblieben. Säckeweise standen hier in einem ungeordneten Chaos Gewürze herum, von denen von denen wir manche vom Aussehen (Pfeffer) oder vom Duft (Kräuter) her zuordnen konnten. Bei manchen Sachen mussten aber wir passen.
Kurz vor Ende des Basars passierte es, gerade als ich an einem Stand vorbei ging, wurde ein Sack mit getrockneten roten Chilischoten aufgeschnitten. Sofort hatte ich die Schärfe im Hals, in der Nase und in den Augen. Nach Ende der Husten- und Niesattacke ging es aber frohen Mutes wieder zu unseren Rikschafahrern zurück, die uns dann wieder durch das Gewimmel der Stadt zum Bus brachten.
Die nächste Stationen waren das Humaynas Mausoleum, das Grab Gandhi und das India Gate. Vom Gate aus konnte jeder unternehmen, was er wollte. Wir machten uns mit Gudrun und Lutz auf die Suche nach einem Tuk-Tuk und nachdem diese erfolgreich war, fuhren wir in Richtung Connaught Place auf der Suche nach etwas Essbaren. Nachdem alle Straßenküchen und Mc. D. abgelehnt wurden, landeten wir in einem noblen Restaurant, wo wir ein Stündchen bei Bier vom Fass und Knoblauchbrot entspannten. So gestärkt, machten wir noch den unterirdischen Basar, von dem wir erst im Nachhinein hörten, dass er gefährlich für Touristen sein soll und ein paar Nebenstraßen unsicher. Wir wehrten dabei Bettler und Straßenhändler ab. Fix hatten wir diesmal ein Tuk-Tuk gefunden, das uns nach einer erneut aufregenden Fahrt vor unserem Hotel absetzte.
Um 18.30 Uhr wollten wir uns zu unserem gemeinsamen Abendessen treffen, dass auf Anraten von Dunja in ein Restaurant mit südindischen Spezialitäten stattfinden soll. Gut war es, das indische Essen. Ich kann zwar nicht genau definieren, was ich gegessen habe, aber es war vegetarisch. Wir brauchten also keine Angst zu haben, irgendein Tier gegessen zu haben, was wir zu Hause nicht mal angefasst hätten.
Zum Abschluss des Tages gab es noch ein Bierchen im Hotel, nachdem wir das erste Interneterlebnis in einem Keller hinter uns hatten, war es auch verdient. Dann ging es aufs Zimmer und die Rücksäcke wurden gepackt. Morgen wollen wir um 8.30 Uhr los. Eine 8stündige Fahrt erwartete uns.

Über Land

Den Wecker hätten wir uns heute sparen können, denn wir wurden unsanft von einer Hinterhofbewohnerin geweckt, die bei Sonnenaufgang der Meinung war, mit dem Wäschewaschen beginnen zu müssen. Der Lärm entstand durch das Schlagen von nassem Stoff auf Steine.
Nach dem Frühstück ging es wie geplant um halb neun los. Nach gut einer Stunde wurde an einer riesigen Shiva-Statue Halt gemacht. Vor der Statue stand ein kleiner Altar. Erst wurden von den Gläubigen nach diversen Verbeugungen Blümchen abgelegt, dann wurde das Glöckchen am Altar geläutet. Interessant war auch zu beobachten, dass jeder Auto oder Motorradfahrer, der an der Statue vorbeifuhr, die rechte Hand zur Stirn und dann in Richtung Shiva führte und dann weiter fuhr.
Ach ja, auf einem Motorrad hat in Indien eine 4köpfige Familie Platz. Vor dem Vater sitzt das ältere Kind, hinter dem Vater die Mutter im Damensitz und die hat das jüngere Kind auf dem Schoß.
Nach einer kurzen Teepause an einem Straßenrand, wo wir nie im Leben angehalten hätten, es aber toll schmeckte und nach einer längeren Mittagspause waren wir nach 8 Stunden am Ziel.
Der Weg zum Ziel war abenteuerlich! Was zuerst als zweispurige Straße begann, ging über in eine einspurige und endete in einer Sandpiste. Aber was wir unterwegs alles gesehen haben! Wir sind durch Dörfer gefahren, die durch ihre bunt gekleideten Frauen in ihren Saris zum Leben erweckt wurden. Zwischendurch wuselten Schulkinder in ihren Uniformen auf dem Weg nach Hause durch das Gewühl am Straßenrand. Kamelkarren fuhren an uns vorbei, wenn wir warten mussten, dass eine Lücke auf der Straße entsteht, die groß genug für den Bus ist. Die Driver der Karren konnten aufgrund ihrer erhöhten Sitzpositionen in die Busfenster hineinsehen, sie lächelten und winkten uns zu.
Dann kamen öde Landschaftsabschnitte, wo uns die Augen zufielen und wir vor uns hin dösten. An den Straßenrändern saßen hie und da ein paar Männer, deren Frauen auf den Feldern das Getreide ernteten. Dies geschah mit kleinen ca. 20 cm langen Handsicheln. Es hätte den gleichen Effekt, wenn wir zu Hause mit einer Nagelschere den Rasen kürzen würden.
Hier merkten wir schon, dass der Inder im Allgemeinen viel Zeit hat.
Dann kamen wir an unserem Hotel in Mandawar an. Wir wurden von dem Empfangskomitee bereits erwartet. Jeder bekam mit Henna-Pulver einen Punkt auf die Stirn gemalt und eine bunte Plüschkette umgehängt. Die Zimmer waren der Hit schlechthin. Wie ein kleiner Maharadscha-Palast mit gemauerter Sitzecke und in einem anderem Raum ein ebenfalls gemauertes Bett. Weiter ging es ins Bad, dass die Ausmaße eines Tanzsaales hatte. In die Wohnräume waren kleine 5eckige Nischen gemauert, in denen entweder kleine Lichter brannten oder die als Ablage dienten. Alles war verziert mit weißen Ornamenten, die auf den lehmbraunen Wänden optimal zur Geltung kamen. Wir verabredeten uns für 19.00 Uhr zum Essen. Es soll für uns ein Buffet-Essen geben.
Das gab es dann auch. Es war Spitzenklasse. Zur allgemeinen Unterhaltung tanzte noch ein ca. 3jähriges Mädchen mit ihrem ca. 6jährigen Bruder zu indischen Klängen, die vom Vater dargeboten wurden. Dann gab es noch ein Marionettenspiel und zum Schluss zog eine mandawarische Gruppe mit Trommeln und Feuerschluckern ihre Kreise um unseren Tisch.
Nach dem Essen haben wir noch gemütlich zusammen gesessen und gegen 22.00 Uhr ging es in die Heia.

Mandawar

Nach einem kleinen, aber feinen Frühstück ging es mit dem Bus in das Dorf Mandawar. Dort angekommen, führte uns ein Guide durch die verschiedenen alten Herrenhäuser, auch Havelis genannt. Diese Havelis haben 2 ineinander übergehende Innenhöfe, von denen besonders der 2. kunstvoll bemalt wurde. In den zweiten Innenhöfen lebten die Frauen, die keinerlei Zutritt zum Leben hatten und damit sie sich etwas unter „Auto“, „Boot“ oder „Flugzeug“ vorstellen konnten, wurden diese Sachen an die Wände gemalt. (Ein Scheiß-Leben). Teilweise waren die Malereien noch erstaunlich gut erhalten.
In kühlen und überdachten Innenhof des Maharadscha – Palastes, der zu einem Hotel umgebaut war, gab es nach Abschluss der Führung etwas Kühles zu trinken. Dann wurde das Dörfchen auf eigene Faust erobert. Auf nicht befestigten Straßen spielt sich hier das Familienleben ab.
Die Aufgabe die wir uns stellten, war es, für den Abend etwas zum Essen zu besorgen, denn wir wollten nicht wieder ein Buffet-Essen. Wir wussten nicht, was wir gekauft haben. Alles läuft unter dem Namen Samosa, es ist eine vegetarisch gefüllte Teigtasche, die in Öl ausgebacken wird. Wird es essbar sein? Zur Not hatten wir uns noch süße Baffies und Bananen gekauft und natürlich literweise stilles Wasser der Marke „Bisleri“.
Den Rückweg zum Hotel traten wir dann mit Lutz und Gudrun zu Fuß an. Durch die pralle Mittagshitze war es zunächst kein Vergnügen, zumal wir auch die Länge des Weges nicht abschätzen konnten. Nach kurzer Zeit kam aber auf einer Anhöhe unser Hotel in Sicht. Mit dem Ziel vor Augen, war es dann auch nicht mehr so anstrengend. Nach einer kurzen Rast in unserem Zimmer gingen wir zum Pool, der extra für uns acht gefüllt wurde. Hier verbrachten wir mit quatschen und lesen einen faulen Nachmittag.
Auffällig war, dass just zu dieser Zeit eine ohnehin korrekt geschnittene Hecke bearbeitet werden musste und verblühte Blätter aus den Hibiskusbüschen gepflückt wurden. Dunja klärte uns auf: Obwohl Touristen hier bekannt sind, ist es für die Bevölkerung ein Erlebnis, hellhäutige Menschen zu sehen, die sich nur in Badehose oder Badeanzug bekleidet in die Sonne legen.
Die am Straßenrand erstandenen und zum Transport in Zeitungspapier verpackten, Snacks haben sich als sehr gut schmeckend herausgestellt. Da aber aufgrund der Wärme der Hunger schneller gestillt war, als wir beim Einkauf dachten, blieb noch so viel übrig, dass auch Axel und Nicola noch satt wurden. Die Beiden planten, am Abend ins Dorf essen zu gehen.
Eigentlich wollten wir dem faulen Nachmittag einen ebenso faulen Abend folgen lassen, aber nach dem Motto „gemeinsam sind wir stark“, haben wir uns dann doch aufgerafft und sind alle bis auf den schwächelnden Andi, der zurück im Hotel blieb, ca. 20 min. zu Fuß ins Dorf gegangen.
Im Hellen brachen wir auf. Kurz vor dem Dorf sahen wir einen Baum, in dem sich mind. 10 männlich Pfaue bereits zur Nachtruhe begeben hatten. Uns wurde jetzt erst klar, dass die Viecher tatsächlich fliegen können. Im Dorf angekommen, fanden wir uns auf einmal in einer Hochzeitsfeier wieder, die ähnlich ablief, wie ein Rosenmontagszug. In einem mit Blumenketten geschmückten Wagen fuhr der Bräutigam und in einem anderen die Braut, gezogen von je einem Ochsengespann durch die Dorfstraße. Es wurde getrommelt und getanzt. An alle Dorfbewohner wurde süßer Reis verteilt, auch wir bekamen ihn zu essen und konnten das Angebot, mitzutanzen, gerade noch abwehren. Nachdem uns der Rummel dann doch zu viel wurde, machten wir uns auf den Rückweg. In einem wunderschön angelegten Innenhof eines Hotels machten wir Rast und spülten uns mit Bier und Lime-Soda den Staub der Straße aus unseren Kehlen. Dank der mitgeführten Taschenlampen fand unsere kleine Gruppe den mittlerweile dunklen Weg zu  unserem Hotel  gut zurück, wo wir in geselliger Runde die restlichen Süßigkeiten verteilten und noch 2 Stündchen in dem Laubengang vor unseren Zimmern saßen und plauderten. Gegen 22.30 Uhr gingen wir in die Zimmer, denn Morgen sollte um 7.30 Uhr Abfahrt sein.

Bikaner

Direkt nach Toast-Jam-Tea-Frühstück fuhr der Bus in Richtung Bikaner. Mit Zwischenstopp zum Tee trinken kamen wir dort nach 5 Stunden Fahrt an. Kurze Verschnaufpause war jetzt angesagt.
Treffen war um 13.30 Uhr, wir wollen uns das Fort ansehen.
Dort angekommen, haben wir mit Hilfe eines Guides das eindrucksvolle Fort besichtigt. Besonders hat uns das Tor begeistert, an dem in ca. 3 Meter Höhe Stahlspitzen angebracht waren. Sie sollten verhindern, dass das Fort mit Hilfe von Elefanten gestürmt wird, in dem die großen Tiere das Tor mit der Stirn aufstießen. Auch eindrucksvoll und gleichzeitig für uns Europäer nicht zu verstehen, waren Handabdrücke neben dem Eingangstor. Deren Größe ließ auf Kinder im Alter von ca. 10 – 14 Jahren schließen. Von dem Guide erfuhren wir, dass die Ehefrauen eines verstorbenen Maharaja sich hier verewigten, bevor sie Ihrem toten Gatten auf den Scheiterhafen folgten. Offiziell ist dieser Brauch mittlerweile verboten, aber in den kleinen Dörfern lassen sich immer noch Frauen mit ihren Männern verbrennen. Sie werden dann auf der einen Seite zu einer Sahti (geht in Richtung heilige Frau), auf der anderen Seite fallen sie der Familie des toten Mannes nicht zur Last.
Nach Ende der Tour fuhren wir mit Motorradrikschas zu weiteren Havelis und zum Jain-Tempel. Mit einem der Fahrer ging es anschließend über den Markt. Ein buntes Treiben war hier in der engen Gasse und überall Kühe. Eine hat es sogar gewagt, Heiko anzugreifen, aber schnell kam ihm ein Händler zur Hilfe. Unser Führer war sichtlich stolz, Touris im Schlepptau zu haben. Er grüßte nach rechts und nach links. Wer hier für wen die Attraktion war, ist wohl klar.
Zurück im Hotel gab es ein geschmackvolles Abendessen. Den Abend haben wir dann mit Andi und Axel auf der Dachterrasse ausklingen lassen. Am Anfang war der Himmel noch klar und wir konnten den Sternenhimmel bewundern, doch dann kam der Smog und der Himmel färbte sich gelb. Es stank nach Auspuffgasen und wer weiß was noch.

Jaisalmer

Nach einer unruhigen Nacht, in der es abwechselnd nach Kloake und Müllhalde stank und aufgrund der im Zimmer befindlichen Mücken nicht die angenehmste war, stand es auf der Mückenstichscala 7 : 0 für mich. Um 7.30 war der Bus bereit, um uns in 6 Stunden Fahrt in das 300 km entfernte Jaisalmer zu bringen.
Nach kurzer Fahrt machte es aber „klong“ und die Frontscheibe des Busses hatte 1.000 Risse. Nach ca. 500 Metern platzte sie ganz weg und die Scherben fielen in die Führerkabine. Zum Glück wurde keiner verletzt. Kishan, unser Fahrer, ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Die Scherben wurden aus dem Bus gefegt, er wickelte sich einen Turban und er und sein Helfer Balbier bekamen zum Schutz vor dem Fahrtwind Sonnenbrillen von uns geliehen. Da die Fahrerkabine noch zusätzlich durch eine Glastür von dem Fahrgastraum getrennt war, hatten wir keinerlei Beeinträchtigungen. So ging die Fahrt ohne Frontscheibe weiter, eine Sache, die bei uns undenkbar ist.
In unserem herrlich ruhig gelegenen Hotel gab es eine Verschnaufpause. Um 17.00 Uhr waren wir alle wieder abfahrbereit. Zuerst ging es zu einem künstlich angelegten See und dann zum sunsetpoint. Einen schönen Sonnenuntergang gab es bei den Chathis (alten Herrschergräbern) zu bestaunen und zu fotografieren.
Wieder im Hotel gab es Abendessen, zu dem der Kellner mit seiner Langsamkeit, Dummheit und den Slapstickeinlagen für dermaßen Heiterkeit sorgte, dass Heiko, der kurz ins 2 Etagen höher gelegene Zimmer gegangen war, um Autan aufzutragen, uns noch hat grölen hören können.
Das einzige Getränk, das es gut gekühlt zu kaufen gab, war Bier und so wurde auch die späte Nacht vor dem Hotel feucht fröhlich. Hier wurden auch die ersten Werbekampagnen aus der Taufe gehoben. Sie reichten von Tuk-Tuk-The Game über Tuk-Tuk-Two zu „Bisleri löscht jeden Brand“. In dieser Nacht haben bestimmt alle gut geschlafen….

Die Wüste

Heute beginnt unser Kamelabenteuer!
Um 9.00 Uhr brachte uns Kishan ca. 30 km weit in die Wüste Thar Richtung Pakistan, wo die Tierchen schon auf uns warteten. Fix wurden die Kamele verteilt, jeder bekam eins. Der Driver setzte sich hinter uns und schon ging es los. Am Anfang war es aufregend und es war schon schwierig, sich einigermaßen dem Passgang anzupassen. Nach 1 ½ Stunden, die mir wie eine halbe Stunde vorkamen, gab es den Luxus von kaltem Wasser und kalter Cola. Bei 40 Grad im Schatten, aber wo ist in der Wüste schon Schatten, ein Genuss. Da haben wir aber auch schon den großen Fehler begangen und ruck-zuck einen Liter kaltes kühles Nass in uns hineingegossen. Kurze Zeit später gluckerte es schon verdächtig in Magen und Gedärm. Nach weiteren 1 ½ Stunden, die teilweise nicht gerade Hintern schonend im Trapp geritten wurden, hieß es Lunch Time.
Für uns war ein riesiges weißes Laken unter den einzigen großen Baum der Wüste gelegt worden. Alle, total erschöpft, haben sich erst einmal auf den Bauch gelegt. Lecker Essen wurde uns zubereitet und wir bekamen wieder kalte Getränke, die wir in uns hinein schütteten. Gegen 15.30 Uhr mussten wir wieder auf die Viecher. Dabei tat uns allen der Hintern doch noch so weh! 1 Stunde noch, so wurde es abgemacht und gaaanz langsam. Zum Glück haben sich die die jungen Kameltreiber auch daran gehalten.
Im Camp angekommen, gab es zur Begrüßung feuchte kühle Tücher. Jetzt wussten wir: Wenn die Tücher gekühlt werden konnten, dann wird es mit dem Bier auch so sein. Gezischt hat es und verdient haben wir es uns auch!
Dann haben wir wieder lustige Geschichten erzählender Weise zusammen gesessen. Der von Heiko mitgebrachte Whiskey wird sein übriges getan haben, denn zum Schluss haben wir auch noch zusammen gesungen. Aber Hasi baute langsam ab… Das gute Abendessen hat er ganz ausgeschlagen und er nippte nur noch an seinem Bisleri.
Die Nacht in der Hütte war heftig. Eine Affenhitze, wo es doch immer heißt, dass es in der Wüste kalt wird, wenn die Sonne untergeht. Für die Wüste Thar gilt das nicht!! Wir hätten es den Indern gleich machen sollen und die Betten vor die Hütten gestellt.

Jaisalmer 2

Gegen 6.00 Uhr wurde ich von Mückenschwärmen geweckt, die in der Nacht bereits Heiko ausgesaugt hatten. Dem Armen ging es immer noch nicht besser. Des Öfteren musste er in Nacht das Klöchen aufsuchen. Da wir beide nicht mehr schlafen konnten, sind wir aufgestanden und haben uns nach dem Waschen vor unsere Hütte gesetzt und auf den Sonnenaufgang gewartet.
Sofort wurde uns auf einem silbernen Tablett Tee in angeschlagenen Tassen serviert. Wir konnten schon nachempfinden, wie die Engländer sich gefühlt haben mussten. Kurze Zeit später kam auch Axel, der auch eine Horrornacht hinter sich hatte, aus seiner Hütte und schielte sehnsüchtig auf unseren Tee. Kaum das er die Frage: „Wie seid ihr denn an den gekommen?“ ausgesprochen hatte, wurde auch ihm das ersehnte Heißgetränk serviert. Nach und nach kamen alle aus den Hütten, alle mit den gleichen Erlebnissen. Nach dem Frühstück, wo Heiko einen Toast „pur“ zu sich nahm, ging es per Bus, der freudig begrüßt wurde, zurück nach Jaisalmer. Bei Gudrun machte sich der Kamelritt am deutlichsten bemerkbar, die Arme hatte sich den Hintern wund gescheuert. Es hielt sie aber nicht davon ab, tapfer weiter zu lächeln.
Im Hotel angekommen, zog Heiko es vor, in erreichbarer Nähe zur Toilette und den Anti-Durchfallmittelchen zu bleiben. Wir anderen fuhren in die Stadt, um das dortige Fort zu besichtigen und natürlich ein paar Havelis. Beim letzten streikten Nicola und ich aber. Wir waren der Meinung, uns für den Rest unseres Lebens genug alte Herrenhäuser angesehen zu haben. Daher zerstreute sich nun die Gruppe. Ich machte mit Gudrun und Lutz noch die Gassen unsicher, verknipste einen weiteren Film, damit Heiko auch ja nichts verpasste und wir kauften uns zum Schluss und als Erinnerung an das wirklich schöne Städtchen Jaisalmer einen auf Seide handgemalten Elefanten. Die anderen gingen entweder direkt zurück zum Hotel oder ließen sich die Hände mit Henna bemalen.
Zum Abendessen wurden wir heute von Kishan eingeladen. Es soll Chicken-Curry geben. Die Einladung ist – wie uns Dunja versicherte – eine besondere Auszeichnung. Dies mache Kishan nur bei Gruppen, die er mag und die lustig seien. In meiner Naivität war ich der Meinung, er kocht das Essen in der Hotelküche und wir essen im Restaurant. Umso größer war mein Erstaunen, als wir uns alle im Bus versammelten. Kishan hatte die Fahrerkabine zu einer Garküche umfunktioniert. Besteck und Geschirr bekamen wir – wohl durch die Hintertür – von einem Hotelkellner gebracht. Es war ein super tolles Essen, in einer ungewöhnlichen Atmosphäre. Eine Mordsgaudi war es, wie wir, die Teller auf den Knien balancierend, das Essen in uns hineinschaufelten und registrierten, dass noch vereinzelt Hühnerfedern im Gang lagen. Demnach konnte das Federvieh, was wir gerade verspeisten, vor gar nicht langer Zeit noch fliegen.
Die schmutzigen Teller und das Besteck wurden nach unserem Mahl wieder von dem Kellner in das Hotel zurück geschmuggelt. Wir hatten in der Zwischenzeit die Korbstühle von den Rasenflächen geholt, sie vor dem Bus aufgestellt, den Super-Koch-Busfahrer dazu geholt und der taute nun richtig auf. In seinem gebrochenem Englisch erzählte er Geschichten von seinen Anfängen als Fahrer, wo er immer die falschen Orte angefahren ist, da er seine Fahrgäste nicht verstanden hat und er nicht lesen und schreiben konnte. Er konnte so herzlich über seine Fehler lachen, dass er uns alle ansteckte.
Auch die Tatsache, dass er nicht schon übermorgen in Jaipur eine neue Frontscheibe bekommen konnte, weil diese auf dem Transportweg von Delhi nach Jaipur kaputt gegangen war, konnte seine Laune nicht trüben. So ist er gezwungen, an seinem nächsten freien Tag in Jaipur nach Delhi hin und nach Reparatur wieder zurück zu fahren, denn er wollte uns als Gruppe auf jeden Fall bis zur nepalesischen Grenzen begleiten.