Ausklang

Wir hatten zwar zum Frühstück keine Verabredung getroffen, aber im Deli-Café trudelten dann doch alle zur gleichen Uhrzeit ein. Schnell wurde entschieden, dass wir mit 2 Taxen zuerst zum Hindu-Tempelkomplex Pashupati fahren werden.
Mit respektablem Abstand sahen wir dort einer Leichenverbrennung zu.
Der Tote wurde zuerst in orange farbende Tücher gehüllt. Dann wurde ihm ein brennendes Stück Holz oder Kohle in den Mund gelegt. Die männlichen Familienmitglieder (weibliche waren nicht anwesend) bekamen die Haare geschoren und banden sich orange Tücher um die Hüften. Dann wurde die Leiche hochgehoben und 7 x im Uhrzeigersinn um den Scheiterhaufen getragen.
Dies war dann auch der Zeitpunkt, wo wir der Meinung waren, dass spätestens jetzt keine Zuschauer mehr erwünscht waren und haben unseren Platz auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses verlassen.
Im Bereich eines anderen Tempels wurde ein Schaf für die Opferung vorbereitet. Mit bunter Farbe bespritzt und mit Blumen bekränzt, wartete es geduldig auf das drohende Ende. Wir gingen davon aus, dass es vorher mit einem Mittelchen beruhigt wurde. Die eigentliche Opferung sahen wir nicht mit an, haben aber auf dem Rückweg den Schafskopf auf dem Altar noch mit einem leichten Gruseln erkennen können.
Dann wanderten wir ca. 30 min. in glühender Sonne durch die Vorstadt zur heiligsten Stupa Nepals, Boudelhanth. Dort angekommen, wurde zuerst Rast eingelegt und kalte Cola zu sich genommen. Die Stupa war wirklich beeindruckend, aber nachdem wir sie uns eingehend angesehen hatten und diverse Photos machten, bestand bei Axel, Heiko und mir nicht mehr die Lust, noch weitere Häuser anzusehen. Auf einer Dachterrasse haben wir dann eine Lime-Soda getrunken, den Blick auf die Stupa genossen und gewartet, bis die andern von ihrer Besichtigungstour zurückkamen.
Den Rückweg zum Hotel haben wir dann nach zähen Preisverhandlungen mit Taxen zurückgelegt.
Für manche stand jetzt eine Siesta auf dem Programm, andere gingen noch einkaufen. Treffen zum Abendessen war 18.00 Uhr im Delima Garden. Eine vernünftige Grundlage musste heute geschaffen werden, denn Nicola, die sich mittlerweile den Titel „Königin der Herzen“ verdient hatte, wurde Schlag Mitternacht um 1 Jahr älter.
Nach dem Abendessen, wo zum letzten Mal jeder seine indische oder nepalesische Lieblingsspeise gesessen hatte, ging es in mit dem harten Kern unserer Gruppe in eine Bar. Hier wurde die lange Reise, die wir zusammen verbracht haben resümiert. Was hatten wir (vor allem ich) doch für Vorurteile und wie sind wir überrascht worden. Es haben sich schon fast Freundschaften eingestellt, von denen alle hoffen, dass sie in Deutschland per E-Mail, Brief oder Telefon weitergeführt werden. Wir schmiedeten sogar schon Pläne, wann und wohin wir das nächste Jahr – natürlich alle zusammen – reisen werden. Punkt 22.00 Uhr hieß es jedoch „Ausgangsperre“, die Bar machte zu. Aber wohin jetzt? Sogar unser relativ großes Zimmer, wäre für alle zu klein gewesen. Also ab auf die Dachterrasse. Von den Kellnern unbemerkt, die eine Etage unter uns die Restauranttische für das Frühstück eindeckten, stellten wir unter freien Himmel hoch über Kathmandu ein paar Liegen zusammen. Jemand hatte noch Teelichte aus dem Zimmer geholt und Nicola spendierte den Whiskey. Jeder hatte auch seinen Fotoapparat mitgebracht, um die letzten Bilder zu machen.
Punkt Mitternacht gab es dann für Nicola ein Ständchen und wir überreichten ihr unser Geschenk: einen ca. 40 cm großen Buddha aus Silber. Da war bei ihr die Freude groß. Lange sind wir aber nicht mehr geblieben, für morgen stand uns ein anstrengender Tag bevor.

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