Also doch

Ach, was hat der Kerl doch für ein gutes Herz.
Ein Blick auf die Internetseite des Auswärtigen Amtes, die Feststellung, dass dort die Sicherheitswarnungen für Indonesien aufgehoben waren und die Aussage “von mir aus können wir mit Lutz und Gudrun nach Indonesien fahren” reichte aus, um mich wieder in Urlaubsplanungshochform zu bringen.
Nach kurzer 2 tägiger Diskussion stand auch die Dauer des Urlaubs fest. Gudrun und Lutz düsen nach 29 Tagen wieder gen Deutschland, wir bleiben noch eine Woche länger und wollen am Strand vom Lombok rumhängen.

Schnell hatte ich im Büro zwei Wochen Bereitschaftsdienst getauscht und mir das ok meines Chefs abgeholt. Bei Heiko dauerte es etwas länger, weil erst abgewartet werden musste, bis sein Zimmerkollege aus dem Urlaub kam, um mit ihm die Vertretung zu klären.
Als dies dann über der Bühne war und ich schon den Finger auf dem Button “Reisebuchung” bei Djoser hatte, meldeten sich Gudrun und Lutz. Lutz´ Kollegin wird Anfang Mai 2003 60 Jahre alt, plant den runden Geburtstag groß zu feiern und will daher auch in diesem Zeitraum Urlaub haben.
Lutz schlug nun vor, am 24.05.03 zu fliegen.

Wie gehabt, ging bei mir im Büro alles glatt über die Bühne und auch Heiko hatte die Verlegung des Urlaubs innerhalb von 2 Tagen geregelt.
Als ich dann abends mit Gudrun und Lutz per Telefon die Modalitäten der Buchung klären wollte, sagten sie, dass sie vor dem 01.02. nicht buchen wollten. Dabei haben wir erst den 07.01! Noch so lange warten?
Schwupps zog ich wieder einen Flunsch und einigte mich mit den beiden, dass ich per e-mail bei Djoser nachfrage, ob für die Reise generell noch 4 Plätze frei sind und ob es ratsam wäre, zügig zu buchen.

Mit Erstauen erhielt ich nach knapp einem Tag auf meine Mail die Mitteilung, dass für den Abflug 24.05.2003 noch genügend Plätze zur Verfügung stünden und auch eine Verlängerungswoche auf Lombok möglich wäre.

So weit so gut, mein Seelenfriede war wieder hergestellt.

Bis, ja bis mein Herzallerliebster das Thema “Streik im öffentlichen Dienst” ansprach. Nach dem jetzigen Stand der Dinge stehen die Zeichen auf Arbeitskampf und es wird gemunkelt, dass er drei Wochen dauern soll.
Wo das Problem liegt?
Als Ende letzen Jahres der Mülheimer Oberbürgermeister aufgrund einer Affäre mit seiner Referentin seinen Hut nehmen musste, wurde von Seiten der Verwaltung der 1. oder 2. Sonntag im Monat Mai für die Neuwahl vorgeschlagen. So wäre genug Zeit, um alles EDV-technisch zu regeln, eine evtl. Stichwahl vorzubereiten etc.
Auf Wunsch des Ältestenrates wurde jedoch der 23.03. für die Wahl und der 06.04. für die Stichwahl festgelegt.
Aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit wird es eh knapp werden, alles vorschriftsmäßig geregelt zu bekommen. Falls jetzt ein 3wöchiger Streik angesetzt wird, dann wird unweigerlich die Wahl verschoben und zwar auf einen Sonntag Ende Mai.
Vor der Wahl wird Heiko grundsätzlich keinen Urlaub bekommen, es sei denn, er hat bereits eine Buchung vorgenommen.

Dies haben wir alles Lutz und Gudrun mitgeteilt und warten nun auf eine Antwort.
Parallel dazu informierte ich die Münchner Jungs über unsere gemeinsame Urlaubsplanung und bat Nicola und Dunja, sich zu überlegen, ob eine von beiden Lust hat, uns als Vertreterin von Djoser zu begleiten.
Dunja wollte sich direkt per mail erkundigen, auf eine Antwort von Nicola müssen wir noch warten, sie ist z.Zt. für Djoser in Südafrika auf Tour.

Der Streik findet nun zum Glück nicht statt, also spricht nichts mehr gegen den Termin 24.05. Als ich dies Gudrun per mail mitteilte, kam prompt auch eine Antwort, wie schön das doch wäre und der Zusatz “glaubt nicht, dass wir Euch auf Lombok alleine lassen.”
Kreisch!! Die beiden planen offensichtlich, die Verlängerungswoche auch mit zu machen. Prima, dann kann ich abends mit Gudrun evtl. aufkommendes Heimweh im Alkohol ertränken und die beiden Jungs müssen zu sehen, wie sie uns dann ins Bettchen bekommen.

Auch dieser Gedanke zischt mir durch den Kopf und bringt ein breites Grinsen zu Tage: Wenn wir vier nicht gerade kleine, schmächtige und untergewichtige Personen, verteilt auf 2 Mopeds und versehen mit Helmen, die uns aussehen lassen wie Calimero aus Palermo, über Lombok düsen, bilden wir bestimmt eine der Hauptattraktionen auf der kleinen Insel.

Am 16.01. kam eine Mail von Dunja mit direkt zwei schlechten Nachrichten. Zum einen übernimmt sie in ein paar Tagen eine Tour durch Burma, kann daher also in Köln bei der Djoser Reisemesse nicht dabei sein, zum anderen ist die Tour Indonesien ab 24.05. bereits vergeben, auch hier werden wir sie nicht sehen.
Nach ihren Angaben werden die Indonesien Touren von Leuten geführt, die dort auch wohnen. Um auf das positive Denken zurück zu kommen: Wenn unsere Reisebegleitung nicht die letzte taube Nuss ist, werden wir bestimmt viele Insider Tipps bekommen, wie schon zuvor von Dunja in Indien/Nepal.

Andi hat sich per Mail gemeldet! Er teilte mit, dass er zwar auf der einen Seite gerne mit uns in Urlaub gefahren wäre, auf der anderen Seite ist er immer noch auf Jobsuche, schreibt in dem ausgesuchten Zeitraum Klausuren und möchte seinen nächsten Urlaub nicht wieder in einem asiatischen Land verbringen. Ob Axel sich schon gemeldet hätte, wollte er wissen.
Natürlich nicht. Langsam gebe ich auch die Hoffnung auf und muss Lutz zustimmen, der sagte: “Von dem hören wir nichts mehr”.

Wohin?

Von den Berliner und den Rüdigers haben wir ganz liebe Karten zum Weihnachtsfest bekommen.
Sofort stellte sich bei mir das schlechte Gewissen ein, denn eigentlich wollte ich ja auch den Indien Trupp mit Karten beglücken. Berlin bekam so verspätet noch einen Brief und die Rüdigers habe ich kurz nach Neujahr angerufen.

Während des Telefonates erklärte mir Gudrun, dass an dem Plan, nach Indonesien zu fahren, festgehalten wird und dass sich als Abflugtermin der 26.04.03 heraus kristallisierte. Oh, sofort wurde ich neidisch!!
Der Drang nach einem konkreten Reiseplan verfestigte sich weiter, als der arme Postbote uns den Djoser Katalog brachte. Arm war der Jung, weil wir den aktuellen Katalog nicht ein, sondern viermal bekamen. (Typisch Djoser)

Ich schlug Heiko das Spiel vor: “Ich blättere den Katalog durch und Du sagst stopp und das Land, was aufgeschlagen ist, da fahren wir hin.” Um meine Laune nicht zu verschlechtern, spielte er mit.
Beim 1. Versuch landete ich bei Indien – Nepal und beim zweiten beim Iran. Mit dem Kommentar “sch… Spiel” brachen wir erfolglos ab.

Es drängt

Nun haben wir also ein Problem: In Indonesien werden Bomben geworfen und in Südafrika (wir spielten in der Zwischenzeit mit dem Gedanken, Nicola nach Südafrika zu begleiten) trauen sich in den größeren Städten noch nicht einmal die Einheimischen bei beginnender Dämmerung auf die Straße. Eine Bekannte wurde bei dem Besuch eines Visitor-Centers in der Nähe von Kapstadt überfallen und ausgeraubt und die VHS Düsseldorf bietet ab sofort keine Reisen nach Südafrika mehr an.

Da Heiko sich mit seiner Wahl, welches Land wir 2003 mit unserer Anwesenheit beehren werden, unendlich Zeit lässt, bin ich natürlich schon hektisch: Wie kann ich nach dem bekannten Verfahren einen Urlaub planen, wenn ich nicht weiß, wohin es geht?

Irgendwann kam Heiko mit der Idee, Deutschland sei auch ganz schön…. Grundsätzlich hat er da Recht, aber mir steht dann doch nicht der Sinn, als Jahresurlaub 3 Wochen im Allgäu die Gegend zu erwandern. Und so wurde die Hektik bei mir größer und größer.

Besser nicht?

Am 12.10.2002 trafen wir uns mit Nicola, der amtierenden Königin der Herzen 2002, in Köln.
Unser Kampfzwerg hatte sich beworben; sie wollte bei Djoser Reisebegleiterin werden, überstand das Vorstellungsgespräch erfolgreich und war nun aus Freiburg angereist, um sich auf einem Seminar von ihrem neuen Arbeitgeber fit machen zu lassen. Nicola hatte auch schon die erste Gruppe zu geteilt bekommen, sie fliegt am 06.01.2003 nach Südafrika.

Wir plauderten in einem indischen Restaurant mit hervorragender Küche vier Stunden über Indien und Nepal und lachten dabei zum Entzücken der anderen Gäste oft laut und herzlich.

Auf der Rückfahrt hörten Heiko und ich im Autoradio nur noch die Worte „Bali, Bomben und über 100 Tote“.

Am nächsten Tag verfolgten wir mit Entsetzten die Fernsehberichte über die Terroranschläge auf der Insel Bali. Mittlerweile war die Rede von 186 Toten, vielen Verwundeten und Vermissten.

Ein paar Stunden später gab das Auswärtige Amt die Mitteilung per Internet durch, dass von Reisen auf die Insel Bali abgeraten wird. Die Warnung wurde in den nächsten Tagen noch auf gesamt Indonesien erweitert. Es erfolgte der Aufruf, dass sich Deutsche, die sich auf einer der vielen indonesischen Inseln aufhalten, so schnell wie möglich nach Hause kommen sollten.

In diesen Wochen liefen die e-mail-Drähte zwischen Gudrun und mir heiß.
Was sollen wir machen? Kneifen wir oder zeigen wir Mut und Gelassenheit?

Entscheidung

Mit Gudrun besteht nach wie vor ein reger Mail-Kontakt. Wir wurden uns schnell einig, dass wir 2003 gemeinsam verreisen wollen, falls sich unsere Reiseziele als identisch herausstellen sollten, so gut haben wir uns auf der Indien-Nepal-Tour verstanden.

Nach kurzer Überlegung war für Heiko und mich bald klar, dass unser Ziel für 2003 “Indonesien” heißen soll. Wir wollten wieder mit Djoser fliegen und nach kurzer Katalogrecherche stand für uns das Abflug-Datum 24.05.2003 fest.

Beiläufig erwähnte ich dies gegenüber Gudrun und was sagte sie?
Dies sei genau das Ziel und das Datum, dass sie und ihr Mann sich auch ausgesucht haben.
Also schien einem weiteren gemeinsamen Urlaub nichts mehr im Wege zu stehen.