Wecken 7.30 Uhr, Frühstück 8.00 Uhr, Abfahrt 8.30 Uhr, Fettnäpfchen 8.35 Uhr
Mit an Bord hatten wir einen Guide, der uns auf dem Weg nach Ubud drei Sehenswürdigkeiten zeigen und erklären sollte. Ich hielt den kleinen Kerl zunächst für einen Kofferträger. Als dieser mich anranzte und durch Gesten zu verstehen gab, ich solle ihm aus dem Weg gehen, zische ich ihn (freundlich lächelnd, ich wollte mein Gesicht ja nicht verlieren) laut auf deutsch an: “Pass auf Du kleiner Wicht, ich lasse mir jetzt gleich auf der Stelle Flügel wachsen und schwebe von dannen.”
Dann begann der vermeintliche Kofferträger mit seiner Vorstellung —— auf deutsch! Upps, er versteht die deutsche Sprache, ja klasse. Ich sah Heiko an, der natürlich alles mitbekommen hatte und rund um den Kopf grinste. Aber bereits nach dem zweiten Satz wurde mir klar, dass ich mich nicht entschuldigen muss. Der erste Satz begann mit den deutlich und klar und ohne Akzent ausgesprochen Worten: “Ich freue mich im Namen von xxxx begrüßen zu dürfen”. Beim zweiten Satz fragte ich mich, welche Sprache spricht der Kerl, oder besser, versucht er zu sprechen? Jedes 3 – 4 Wort könnte ein deutsches sein. Dazwischen waren englische und holländische Wörter und die Lücken füllten Wörter in einer von mir nicht zu identifizierenden Sprache. Ein paar Sätze lang hörte ich noch zu und konnte auch den Sinn erraten, aber auf die Dauer war mir das zu anstrengend und ich habe lieber aus dem Fenster gesehen. Den anderen ging es genau so. Ich glaube nicht, dass überhaupt einer zugehört hat.
Plötzlich stoppte der Bus. Gab es was zu sehen? Rechts und links der Straße standen Bäume und Sträucher, aber nichts besonderes! Dann kam die Erklärung unseres Guides, die sich übersetzt ins reine Deutsch so anhörte:” Wir machen jetzt eine Pause, der Fahrer muss pinkeln. Wenn Sie wollen können Sie jetzt auch pinkeln”. (Das Wort “pinkeln” hat er wirklich gesagt.)
Dieser Satz wird zu einer meiner liebsten für den Rest der Reise, das beschloss ich sofort.
Die Fahrt ging nach dieser kleinen Unterbrechung weiter auf einer kleinen Straße hoch hinauf in die Berge. Der erste (planmäßige) Stopp war an einem Berg mit See. Auch hier hatten wir wieder Glück mit dem Wetter, allerdings stürzten sich die Souvenirverkäufer auf uns wie Fliegen auf einen Haufen Schei……
Dann ging es zum Muttertempel Balis, dem Besakih. Etwas mehr hatte ich mir darunter schon vorgestellt. Die Anlage, obwohl erst ein paar hundert Jahre alt, machte einen verwahrlosten Eindruck. Überall lag Müll herum und die Statuen waren verwittert und mit Moos überzogen. Mir fielen die indischen Tempelanlagen ein, die seit über 1.000 Jahren stehen und weit besser in Schuss waren.
Der letzte Stopp war bei einer alten Gerichtshalle, hier war wenigstens die Gartenanlage gepflegt. Allerdings war ich nicht mehr bereit, dem Kauderwelsch des Guide zu folgen, daher bin ich alleine durch die Anlage gelaufen und habe das für mich Wissenswerte im Reiseführer gelesen.
Klar bin ich erholt, ich hatte mich schließlich wortlos umgedreht und bin ohne einen Kommentar von mir zu geben gegangen. Vor ein paar Wochen hätte ich dem Guide noch ein paar Takte gesagt. Auf englisch versteht sich, damit ich sicher sein konnte, er kann dem Sinn meiner Worte folgen.
Kurze Zeit später kamen wir in Ubud an, unserer letzten Station auf Bali. Hier sollten wir 4 Tage bleiben. Wie schon so oft, machte das Hotel einen guten Eindruck. Die Hotelzimmer hatten keine Nummern, sondern waren mit Namen bezeichnet. Zu jedem Zimmer gehörte eine kleine Terrasse und ins Zimmer führte eine winzig kleine Tür. Alles schön und gut. Den Schock bekam ich, als ich im Zimmer war. Es roch extrem muffig, die Wände mussten vor langer, langer Zeit mal weiß gewesen sein und das Bad war schlichtweg eine dreckige Zumutung. Hier bleibe ich nicht vier Nächte! Das stand für mich sofort fest. Belüften konnte man das Zimmer, in dem man die Tür auflässt. Die Fenster waren kleine Ausbuchtungen in Schießschartengröße und unterhalb der Decke angebracht. Zwar waren sie mit kunstvoll geschnitztem Holz verziert, aber ohne Glas und ohne Mückennetz. Um unser eigenes Mückennetz anzubringen, hätten wir vorher den Ventilator demontieren müssen.
Heiko und ich saßen auf unserer kleinen Terrasse und gaben unserer Unlust freien Lauf, als Gudrun und Lutz, die im ersten Stock ihr Zimmer hatten, die Treppe herunter kamen. Gudruns Gesicht sprach Bände und als sie sagte, dass ihr Zimmer nach Pisse stinken würde, ist Heiko mit ihr an die Rezeption gegangen.
Nach kurzer Besichtigung der besseren Zimmer und heftigem Feilschen, zogen Heiko und ich, Gudrun und Lutz und auch Michaela und Anja für je 10 €/Nacht um.
Geradezu ein Palast war unser neues Zimmer. Großes marmorgefliestes Bad mit herzförmiger Badewanne, ein 2,40 x 2,40 großes Himmelbett mit Moskitonetz, Platz zum Tanzen (wenn man wollte), Fernseher, Kühlschrank und leiselaufender Klimaanlage. Dann aber der Balkon. Wunderschön mit breiter Marmorbrüstung, einem Tisch, zwei Stühlen und einer großen aus Holz geschnitzten Bank mit passendem Tisch davor. Vom Balkon aus konnten wir direkt in den Dschungel sehen. Klar, dass sich unsere Laune sofort besserte.
Als nächstes schoben wir los, um Bier, Softdrinks und Knabbereien für abends einzukaufen. Rechst und links der Straße reihte sich Künstleratelier an Künstleratelier, hier gab es die herrlichsten Sachen, meist aus Holz geschnitzt, zu kaufen. Aufatmend erspähte Heiko auch einige Geldautomaten. Jetzt steht einer kleinen Shoppingtour am nächsten oder übernächsten Tag nichts mehr im Wege.
Abends waren wir mit Gudrun und Lutz lecker essen. Ich hatte eine Pizza mit der genialsten Mischung, die man sich vorstellen kann. Neben den üblichen Belag wie Käse, Schinken, Champignons, Salami war auch Banane, Ananas und Anchovis. Da ich die Pizza direkt auch noch mit extra Knoblauch bestellte, gab es bei jedem Bissen eine neue Geschmacksexplosion.
Am Pool tranken wir zum Abschluss des erfolgreichen Tages ein herrlich gekühltes Bierchen.