Agra

Um 7.50 Uhr saßen die ersten schon wieder im Bus. Wir stiegen dann mit aller Ruhe ein, nahmen uns die hintersten Plätze und wechselten uns ab, damit jeder Mal für ein Stündchen alleine sitzen und die Füße ausstrecken konnte. Nach 2,5 Stunden gab es die erste Pause, wo diejenigen, die zugunsten eines längeren Schlafes auf ihr Frühstück verzichtet hatten, dieses zu überteuerten Preisen nachholen konnten und es dann auch zähneknirschend getan habe. Nach weiteren 2,5 Stunden waren wir in Fatephur Sikrit angekommen. Die Neuen stürzten sich sofort in Richtung Kassenhäuschen, um ja alles von dem Palast zu sehen. Wir „Alten“ waren da schon ein bisschen Fort geschädigt, haben den Palast links liegen gelassen und sind dafür auf nackten Füßen in der Moschee herumgetappst. Am Stand hinter den Gebäuden gab es noch einmal etwas Kühles zu trinken und dann ging es wieder in den Bus. Nach einer Stunde Busfahrt haben wir unter Murren angehalten und uns zeigen lassen, wie Edelsteinplättchen geschliffen und anschließend in Marmorplatten als Intarsien eingelegt werden. Wir hatten alle keine Lust, nach der langen Busfahrt noch etwas zu besichtigen, aber es war super interessant und nur die heftig hohen, aber wohl gerechtfertigten Preise haben uns abgehalten, etwas als Andenken mit nach Hause zu nehmen. Dann ging es wieder in den Bus und nach ca. 10 min. hatten wir unsere Dependance für 2 Nächte in Agra erreicht. Welche Überraschung! Ein prunkvoller Bau in weißem und schwarzem Marmor. Die Zimmer hatten westl. Charakter. Es war ruhig und zur Begeisterung aller, war neben dem Hotel “Pizza Hut”. Also wird auch das Abendessen westl. Charakter haben.
Wir haben uns um 17.45 in der Lobby verabredet, um dann von der Dachterrasse eines kleinen Hotels in der Nähe den Sonnenuntergang am Taj Mahal zu sehen. Ein absolut romantischer Anblick.
Anschließend waren wir mit Babs, Axel, Andi und Nicola zum Essen verabredet. Die Kerle hatten dann doch gekniffen, aber uns hat es geschmeckt. Den Abend habe ich mit Heiko gemütlich auf unserem Hotelzimmer bei kühlem Bier und HBO verbracht. Lange haben wir nicht ausgehalten, denn wecken ist für 5.00 Uhr geplant.

Die Neuen

Heute ist der 1. Tag, an dem wir mit insgesamt 17 Leuten einen Tagesausflug machen wollen. Treffen ist um 9.00 Uhr vor dem Bus. Siehe da, 10 min. vor Abfahrt saßen die Neuen schon drin! Fensterplätze für alle!
Zuerst ging es zum Amber Fort. Zum Glück war es für uns das Letzte, denn für alle der Rajasthan-Gruppe stand fest, dass wir uns vor dem Fort in Agra drücken werden. Anschließend ging es in einen Juwelierladen, wo uns vorher noch erklärt wurde, wie mit den alten Schleifsteinen die Edelsteine geschliffen werden. Wir haben den Besuch in erster Linie deshalb gemacht, um Kishan einen Gefallen zu tun. Denn er bekommt als Busfahrer eine Kleinigkeit, wenn er eine Gruppe in einen solchen Laden bringt. Egal, ob etwas gekauft wird oder nicht. Nach der Geschäftsbesichtigung mussten 14 Leute noch 20 min. auf unsere Shoppingmonster warten, weil diese noch unbedingt in den Stoffladen nebenan gehen mussten. Damit waren die Fronten endgültig geklärt!
Anschließend waren wir noch bei den Maharaja Grabmälern. Ganz nett.
Wieder im Hotel angekommen gab es ein ausgesprochen dekadentes Highlight: Mit dem Taxi zu MC D. Für jeden gab es eine Maharadscha – Combo, bestehend aus einem Maharadscha-Chicken-Burger, Pommes und Cola mit Eiswürfeln. Ein kurzes Zögern bei den Eiswürfeln war schon da – aber dann siegte die Gier nach einem kalten Getränk. Egal, dann sitzen wir eben den Rest des Tages auf der Toilette. Zum krönenden Abschluss biss noch jeder in die von Nicola spendierte Apfeltasche. Himmlisch, dieser Zimtgeschmack.
Der fast schon erwartete Durchfall setzte nicht ein und so bin ich am Nachmittag mit Dunja, Nicola und Gudrun noch auf unserer private kleine Shopping-Tour gegangen und haben uns traumhaft schöne Stoffe gekauft. Ich will mir zu Hause aus meinem eine Bluse basteln, mal sehen, wie lange es dauert und wann sie fertig sein wird.
Um 17.30 sind Axel, Andi, Dunja, Nicola, Babs und ich ins Kino gegangen. War das schön!! Es wurde ein indischer Film (natürlich in indischer Sprache) gezeigt. Titel? Keine Ahnung, irgendwas mit .. und er liebt sie doch. Der Film dauerte 3 Stunden. Nach 1,5 Stunden war Pause, theoretisch hätten wir die Möglichkeit gehabt zu gehen, aber dann hätten wir nie in unserem Leben erfahren, ob sie sich bekommen oder ob es ein Film ohne happy end ist.
Auf der Rikscha-Rückfahrt waren wir uns einig, dass wir uns noch nie einen so grottenschlechten Film angesehen haben. Alle Handlungen waren 20min. im Voraus zu erahnen und vor besonders wichtigen Momenten (also 10 – 15 x pro Stunde) erklang ein durchdringender Gong. Noch besser aber war das Publikum an sich, bei lustigen Szenen wurde herzhaft gelacht, das kam uns ja noch bekannt vor, bei spannungsgeladenen Szenen wurde hörbar die Luft von allen Anwesenden angehalten und bei einer Klopperei wurde mitgekämpft und der Gute lautstark angefeuert. Ob wir überhaupt was von dem Film verstanden haben? Aber sicher doch, es war wie ein Stummfilm, nur mit (indischer) Sprache, aber eben alles so übertrieben dargestellt, dass keinerlei Zweifel an dem gesprochenen indischen Worten aufkommen konnte.
Im Hotel hatte sich Heiko die Zeit zuerst mit Gudrun + Lutz vertrieben und anschließend ein Schwätzchen mit dem Nepali-Kellnern auf unserer Terrasse gehalten. Lange sind wir nicht mehr aufgeblieben, die gewaschene Wäsche musste noch ordentlich gefaltet in die Rücksäcke verstaut werden und für Morgen früh war Abfahrt um 8.00 Uhr angesagt.

Jaipur

Nach und nach kamen alle zum Frühstück, so dass wir pünktlich um 9.00 Uhr losziehen konnten. Nach einer heillosen Fahrt durch turbulenten Verkehr, bogen wir in eine kleine Straße ein. Plötzlich war es ruhig um uns herum, kein Verkehr, kein Hupen, kein Lärm. Am Wegrand wurde es immer grüner und an Sträuchern blühten sogar Blumen. So etwas hatte ich das letzte Mal in Delhi vor 10 Tagen gesehen. Am Fuße des Tempels wurden die beiden Autos stehen gelassen, erst ein Teechen geschlürft und dann ging es zu Fuß weiter. Die Tempelanlage war aus dem 16. Jahrhundert und so sah sie beim ersten Blick auch aus. Erst als wir näher herankamen, erkannten wir, dass sie nicht so ungepflegt war, wie es zuerst den Anschein hatte. Ein Inder erklärte uns in recht manierlichem Englisch die Anlage und führte uns dann zu einem heiligen Mann, der in einer Art Kapelle für Ordnung sorge und uns einen orangen good luck Punkt auf die Stirn setzte. Geld wollte er erstaunlicher Weise nicht von uns haben, da er uns als Gäste angesehen hat.
Leider hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen der 20.000 Affen gesehen. War wohl schon zu spät und den Tieren daher zu heiß. Wieder auf dem Rückweg zu unseren Taxen stellten uns dann aber doch ca. 50 Affen. Ich bin von einem älteren Exemplar angegriffen worden, aber Heiko wurde umschwärmt wie sonst nur von Mücken. Wir verteilen die mitgebrachten Kekse und machten viele Fotos.
Zurück an der kleinen Teebude, gab es erneut ein Fotoshooting. Zuerst von uns als Gruppe, aber dann wollten alle anderen indischen Gäste auch mit auf ein Foto, so dass es gerade zu einem Gedränge vor dem alten Taxi, das uns als Hintergrund dienen sollte, kam.
Zurück über den ruhigen Weg und die hektischen Straßen kamen wir, nach einem weiteren Stopp an einer Tempelanlage, den unserer Fahrer vorgeschlagen hatte, geschafft im Hotel an. Jetzt war es die richtige Zeit für ein kühles Getränk. Dann trennten sich die Wege in Richtung Pool oder Bettchen. Um 17.00 Uhr hatten wir uns mit Dunja verabredet. Mit dem Taxi fuhren wir zum Neharagarh Fort, bzw. zum Fuß des Berges, auf dem es liegt. Der heftig steile Anstieg rentierte sich aber, denn wir wurden mit einem tollen Rundumblick auf Jaipur und einem klasse Sonnenuntergang belohnt. Nachdem wir dort oben gesessen haben, bis wir wirklich nichts mehr erkennen konnten, beschlossen wir, die Rikscha-Fahrer zu ignorieren und den Rückweg zum Hotel zu Fuß anzutreten.
Nach kurzer Zeit hatten sich jedoch ca. 70 Kinder um uns versammelt. Keine Ahnung, wo die auf einmal herkamen. Sie riefen uns ständig hello, hello zu.
Leider kannte Dunja den Rückweg im Dunkeln nicht so genau, zu guter Letzt hatten wir uns verlaufen. Da standen wir nun, umringt von schreienden Kindern, belächelt von den am Straßenrand stehenden Erwachsenen. Ein junger Mann zeigte uns dann den richtigen Weg durch die verwinkelten Gassen, in denen sich rechts und links von den Straßengräben die Kühe und Schweine zum Schlafen gelegt hatten. Es war heftig, die Dunkelheit, die lärmenden Kinder, der Gestank und dann fingen die Kinder auch noch an, mit Steinen nach uns zu werfen und uns mit Tritten zu attackieren. Wegen der am Rande stehenden Erwachsenen trauten wir uns nicht, ein Kind zu schnappen und zumindest kräftig zu schütteln.
So fand der Ausklang des ansonsten tollen Abends in bedrückter Stimmung statt.

Zugfahrt

Alle standen pünktlich um 4.30 vor dem Hotel. Kishan brachte uns zum Bahnhof und fuhr mit unserem Gepäck direkt weiter. So hatten wir nur unseren Tagesrucksack dabei. Wenn ich jedoch geahnt hätte, was mich am Bahnhof erwartet, dann hätte ich die Fahrt im Bus vorgezogen.
Bereits vor dem Bahnhof stank es heftigst nach Urin. Zu dieser Uhrzeit nicht unbedingt der Duft, den ich brauche. In der Bahnhofshalle lagen mind. 50 Personen in Decken gehüllt auf dem Boden und schliefen. Es sah aus wie ein großer Schlafsaal. Jetzt wurde mir auch klar, warum es vor dem Bahnhof so stank, denn Toiletten hatte ich nicht gesehen und Pipi muss ja jeder mal. Auch auf dem Bahnsteig lag hie und da noch eine schlafende Person. Auch hier stank es ganz entsetzlich und zwischen den Gleisen sahen wir massenhaft Ratten umherhuschen und nach etwas Essbaren suchen.
Als dann Tee angeboten wurde und alle eifrig das Angebot wahrnahmen, konnte ich mich nur schütteln. Allein die Tatsache, dass ich auf den dreckigen Bahnsteig gefallen wäre, hielt mich von einem Ohnmachtsanfall ab. Erst im Zug ging es mir besser.
Im Zug hatten wir unsere Bank zuerst für uns alleine, aber dann drängten immer mehr Inder in unser Abteil und ganz zögerlich nahm eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn neben Heiko Platz. Während die Mutter möglichst unauffällig versuchte, uns zu beobachten, starrte das Kind Heiko wie ein neues Weltwunder an.

Im Hotel angekommen, das ein ehemaliger Maharadscha-Palast war, waren wir erst enttäuscht über das Zimmer, dass uns zugewiesen wurde. Das Himmel-Bettchen war ca. 1,40 breit, was uns nicht störte, aber nur ca. 1,80 lang. So haben wir dann den Manager nach einem anderen Zimmer gefragt und auch sofort eins für lange Menschen bekommen. Hier standen zwei Betten ohne Fußteil, also genau richtig. Vor unserem Zimmer hatten wir eine kleine Terrasse, auf der wir es uns sofort gemütlich machten. Die anderen aus der Gruppe waren in einem Nebentrakt untergebracht, hier waren die Zimmer wesentlich kleiner und sehr dunkel.
Um 12.00 Uhr kamen die Neuen, die den Rest der Reise mit uns verbringen sollten. Von unserem Sitzplatz hatten wir eine prima Übersicht und so hatten die Anderen bald ihre Spitznamen weg: Gerd (Ruge), Birgit (die Farblose), Kerstin (die Abgefressene), Christa (die Lufttrockene), Günter (Hutzelchen), Marlene blieb Marlene, denn der Name passte ausgezeichnet und dann waren da noch Karin und Bernd, ein Ehepaar aus Berlin.
Nach einem kurzen ersten gemeinsamen Ausflug durch Jaipur zum Palast der Winde, war es uns schnell klar, dass wir mit so einer Horde nicht durch die Gegend ziehen werden. So seilte sich die „Rajasthan-Gruppe“ schnell ab und führte die weitere Stadtbesichtigung in Eigenregie durch. Wir gingen zum Observatorium, wo Nicola und ich Stinki kennen gelernt haben, ein kleines ca. 2jähriges Mädchen, auf das der Name wirklich passte.
Anschließend haben wir uns noch bei einem Straßenhändler niedergelassen, der auf sympathische Weise sehr geschäftstüchtig war, uns Stühlchen herbeiholte und mit kühlen Getränken versorgte. Die Rückfahrt haben wir mit Nicola, Axel und Andi in einem Tuk-Tuk zurückgelegt. Die beiden Jungs saßen hinten, entgegen der Fahrrichtung und unterhielten sich mit den anderen Verkehrsteilnehmern. Nicola und Heiko plauderten rechts und links mit anderen Fahrrad- und Tuk-Tukfahrern. Meine Aufgabe, vorne sitzend, war es, den Fahrer bei Laune zu halten.
Nach kurzem Besuch am Pool und kleiner Siesta, war Treffen zum allgemeinen Kennen lernen auf der Dachterrasse angesagt. Da sich die Neuen an der rechten Tischhälfte und wir uns an der linken Tischhälfte niederließen, hätten wir uns das auch sparen können. Eigentlich wollten wir uns für den Rest des Abends im Garten versammeln, aber der wurde von einer Horde von Rotel-Leuten blockiert. So hat Dunja uns sieben (Andi schwächelte) kurzerhand zu sich auf ihre kleine Dachterrasse eingeladen. Dort konnten wir in Ruhe lästern und der Plan für den morgigen Tag ausgeheckt: Affentempel, Basar und Aufstieg zum Fort. Die Taxen wurden für 9.00 Uhr bestellt.

Jodhpur

Heute geht es nach Jodhpur. Es sind ca. 330 km, für die wir mind. 6 Stunden einplanen müssen. Pünktlich um 7.30 Uhr versammelte sich alles im Bus und es ging los. Nach ca. 2 Stunden gab es einen Halt zum Tee trinken und Chapati essen.
Womit keiner gerechnet hat, auf einmal stießen wir auf den, mitten in der öden und kargen Gegend rechts und links von der Straße jährlich stattfindenden Kamelmarkt. Sofort hielten wir an und mischten uns unter die Inder.
Das nennt man Glück gehabt. Es war ein Genuss für Augen und Ohren. An beiden Seiten der staubigen Straße wurde alles, aber auch wirklich alles angeboten, was man in einem indischen Haushalt so braucht. Angefangen von Bettgestellen, über Höckerchen, zu bunten Teppichen und Tüchern. Besonders angetan hatte es uns der Stand, an dem es Rosinen, Nüsse und Fliegen im Mischungsverhältnis 1:1:1 zu kaufen gab und der Inder, der mit einem Gerät, das aussah wie ein umgebauter Rasierapparat mit langer Nadel neben der staubigen Straße hockte und sein Handwerk (Tatoos) bei regem Zuspruch ausübte. Kostenlos bekam man hier Hepatitis A, B, C und D und garantiert noch verschiedene andere Krankheiten.
Die anschließende kurzweilige Fahrt, während der wieder viel gelacht wurde, endete gegen 14.00 Uhr in Jodhpur, wo wir in dem Hotel wieder ein entzückendes Zimmer mit Blick auf den begrünten Innenhof bekamen. Um 15.00 Uhr wollten wir Richtung Fort aufbrechen, ein bisschen verzögerte sich die Abfahrt, weil Nicola noch auf ihr Sandwich warten musste.
Am Fort angekommen, haben wir wieder einen Guide genommen, der uns die Örtlichkeiten erklärte. Leider uferte er mit seinen Ausführungen zu sehr aus. Er erklärte uns die Anlage todernst und nicht mit dem Körnchen Humor des letzten Guides. Nach 2 Stunden des Umherwanderns und Zuhörens hatten wir nur noch einen Gedanken: Trinken und zwar viel und schnell. Wir hatten uns mit Nicola als erste abgesetzt, dann stießen auch Axel und Andi zu uns in die Cafeteria. Nach 2 Litern köstlichstes Bisleri war der größte Durst vorerst gestillt. Dann kam der nächste Gedanke: Hunger. Nach einem kurzem Fotostopp am Palast des jetzigen Maharadschas ging es zurück zum Hotel und direkt in den Garten, wo wir gut gegessen und getrunken haben. Heute hatten wir uns alle schon um 20.00 Uhr verabschiedet, denn dank Dunja geht es morgen mit dem Zug und nicht lt. Programm vorgesehen mit dem Bus nach Jaipur.

Jaisalmer 2

Gegen 6.00 Uhr wurde ich von Mückenschwärmen geweckt, die in der Nacht bereits Heiko ausgesaugt hatten. Dem Armen ging es immer noch nicht besser. Des Öfteren musste er in Nacht das Klöchen aufsuchen. Da wir beide nicht mehr schlafen konnten, sind wir aufgestanden und haben uns nach dem Waschen vor unsere Hütte gesetzt und auf den Sonnenaufgang gewartet.
Sofort wurde uns auf einem silbernen Tablett Tee in angeschlagenen Tassen serviert. Wir konnten schon nachempfinden, wie die Engländer sich gefühlt haben mussten. Kurze Zeit später kam auch Axel, der auch eine Horrornacht hinter sich hatte, aus seiner Hütte und schielte sehnsüchtig auf unseren Tee. Kaum das er die Frage: „Wie seid ihr denn an den gekommen?“ ausgesprochen hatte, wurde auch ihm das ersehnte Heißgetränk serviert. Nach und nach kamen alle aus den Hütten, alle mit den gleichen Erlebnissen. Nach dem Frühstück, wo Heiko einen Toast „pur“ zu sich nahm, ging es per Bus, der freudig begrüßt wurde, zurück nach Jaisalmer. Bei Gudrun machte sich der Kamelritt am deutlichsten bemerkbar, die Arme hatte sich den Hintern wund gescheuert. Es hielt sie aber nicht davon ab, tapfer weiter zu lächeln.
Im Hotel angekommen, zog Heiko es vor, in erreichbarer Nähe zur Toilette und den Anti-Durchfallmittelchen zu bleiben. Wir anderen fuhren in die Stadt, um das dortige Fort zu besichtigen und natürlich ein paar Havelis. Beim letzten streikten Nicola und ich aber. Wir waren der Meinung, uns für den Rest unseres Lebens genug alte Herrenhäuser angesehen zu haben. Daher zerstreute sich nun die Gruppe. Ich machte mit Gudrun und Lutz noch die Gassen unsicher, verknipste einen weiteren Film, damit Heiko auch ja nichts verpasste und wir kauften uns zum Schluss und als Erinnerung an das wirklich schöne Städtchen Jaisalmer einen auf Seide handgemalten Elefanten. Die anderen gingen entweder direkt zurück zum Hotel oder ließen sich die Hände mit Henna bemalen.
Zum Abendessen wurden wir heute von Kishan eingeladen. Es soll Chicken-Curry geben. Die Einladung ist – wie uns Dunja versicherte – eine besondere Auszeichnung. Dies mache Kishan nur bei Gruppen, die er mag und die lustig seien. In meiner Naivität war ich der Meinung, er kocht das Essen in der Hotelküche und wir essen im Restaurant. Umso größer war mein Erstaunen, als wir uns alle im Bus versammelten. Kishan hatte die Fahrerkabine zu einer Garküche umfunktioniert. Besteck und Geschirr bekamen wir – wohl durch die Hintertür – von einem Hotelkellner gebracht. Es war ein super tolles Essen, in einer ungewöhnlichen Atmosphäre. Eine Mordsgaudi war es, wie wir, die Teller auf den Knien balancierend, das Essen in uns hineinschaufelten und registrierten, dass noch vereinzelt Hühnerfedern im Gang lagen. Demnach konnte das Federvieh, was wir gerade verspeisten, vor gar nicht langer Zeit noch fliegen.
Die schmutzigen Teller und das Besteck wurden nach unserem Mahl wieder von dem Kellner in das Hotel zurück geschmuggelt. Wir hatten in der Zwischenzeit die Korbstühle von den Rasenflächen geholt, sie vor dem Bus aufgestellt, den Super-Koch-Busfahrer dazu geholt und der taute nun richtig auf. In seinem gebrochenem Englisch erzählte er Geschichten von seinen Anfängen als Fahrer, wo er immer die falschen Orte angefahren ist, da er seine Fahrgäste nicht verstanden hat und er nicht lesen und schreiben konnte. Er konnte so herzlich über seine Fehler lachen, dass er uns alle ansteckte.
Auch die Tatsache, dass er nicht schon übermorgen in Jaipur eine neue Frontscheibe bekommen konnte, weil diese auf dem Transportweg von Delhi nach Jaipur kaputt gegangen war, konnte seine Laune nicht trüben. So ist er gezwungen, an seinem nächsten freien Tag in Jaipur nach Delhi hin und nach Reparatur wieder zurück zu fahren, denn er wollte uns als Gruppe auf jeden Fall bis zur nepalesischen Grenzen begleiten.

Die Wüste

Heute beginnt unser Kamelabenteuer!
Um 9.00 Uhr brachte uns Kishan ca. 30 km weit in die Wüste Thar Richtung Pakistan, wo die Tierchen schon auf uns warteten. Fix wurden die Kamele verteilt, jeder bekam eins. Der Driver setzte sich hinter uns und schon ging es los. Am Anfang war es aufregend und es war schon schwierig, sich einigermaßen dem Passgang anzupassen. Nach 1 ½ Stunden, die mir wie eine halbe Stunde vorkamen, gab es den Luxus von kaltem Wasser und kalter Cola. Bei 40 Grad im Schatten, aber wo ist in der Wüste schon Schatten, ein Genuss. Da haben wir aber auch schon den großen Fehler begangen und ruck-zuck einen Liter kaltes kühles Nass in uns hineingegossen. Kurze Zeit später gluckerte es schon verdächtig in Magen und Gedärm. Nach weiteren 1 ½ Stunden, die teilweise nicht gerade Hintern schonend im Trapp geritten wurden, hieß es Lunch Time.
Für uns war ein riesiges weißes Laken unter den einzigen großen Baum der Wüste gelegt worden. Alle, total erschöpft, haben sich erst einmal auf den Bauch gelegt. Lecker Essen wurde uns zubereitet und wir bekamen wieder kalte Getränke, die wir in uns hinein schütteten. Gegen 15.30 Uhr mussten wir wieder auf die Viecher. Dabei tat uns allen der Hintern doch noch so weh! 1 Stunde noch, so wurde es abgemacht und gaaanz langsam. Zum Glück haben sich die die jungen Kameltreiber auch daran gehalten.
Im Camp angekommen, gab es zur Begrüßung feuchte kühle Tücher. Jetzt wussten wir: Wenn die Tücher gekühlt werden konnten, dann wird es mit dem Bier auch so sein. Gezischt hat es und verdient haben wir es uns auch!
Dann haben wir wieder lustige Geschichten erzählender Weise zusammen gesessen. Der von Heiko mitgebrachte Whiskey wird sein übriges getan haben, denn zum Schluss haben wir auch noch zusammen gesungen. Aber Hasi baute langsam ab… Das gute Abendessen hat er ganz ausgeschlagen und er nippte nur noch an seinem Bisleri.
Die Nacht in der Hütte war heftig. Eine Affenhitze, wo es doch immer heißt, dass es in der Wüste kalt wird, wenn die Sonne untergeht. Für die Wüste Thar gilt das nicht!! Wir hätten es den Indern gleich machen sollen und die Betten vor die Hütten gestellt.

Jaisalmer

Nach einer unruhigen Nacht, in der es abwechselnd nach Kloake und Müllhalde stank und aufgrund der im Zimmer befindlichen Mücken nicht die angenehmste war, stand es auf der Mückenstichscala 7 : 0 für mich. Um 7.30 war der Bus bereit, um uns in 6 Stunden Fahrt in das 300 km entfernte Jaisalmer zu bringen.
Nach kurzer Fahrt machte es aber „klong“ und die Frontscheibe des Busses hatte 1.000 Risse. Nach ca. 500 Metern platzte sie ganz weg und die Scherben fielen in die Führerkabine. Zum Glück wurde keiner verletzt. Kishan, unser Fahrer, ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Die Scherben wurden aus dem Bus gefegt, er wickelte sich einen Turban und er und sein Helfer Balbier bekamen zum Schutz vor dem Fahrtwind Sonnenbrillen von uns geliehen. Da die Fahrerkabine noch zusätzlich durch eine Glastür von dem Fahrgastraum getrennt war, hatten wir keinerlei Beeinträchtigungen. So ging die Fahrt ohne Frontscheibe weiter, eine Sache, die bei uns undenkbar ist.
In unserem herrlich ruhig gelegenen Hotel gab es eine Verschnaufpause. Um 17.00 Uhr waren wir alle wieder abfahrbereit. Zuerst ging es zu einem künstlich angelegten See und dann zum sunsetpoint. Einen schönen Sonnenuntergang gab es bei den Chathis (alten Herrschergräbern) zu bestaunen und zu fotografieren.
Wieder im Hotel gab es Abendessen, zu dem der Kellner mit seiner Langsamkeit, Dummheit und den Slapstickeinlagen für dermaßen Heiterkeit sorgte, dass Heiko, der kurz ins 2 Etagen höher gelegene Zimmer gegangen war, um Autan aufzutragen, uns noch hat grölen hören können.
Das einzige Getränk, das es gut gekühlt zu kaufen gab, war Bier und so wurde auch die späte Nacht vor dem Hotel feucht fröhlich. Hier wurden auch die ersten Werbekampagnen aus der Taufe gehoben. Sie reichten von Tuk-Tuk-The Game über Tuk-Tuk-Two zu „Bisleri löscht jeden Brand“. In dieser Nacht haben bestimmt alle gut geschlafen….

Bikaner

Direkt nach Toast-Jam-Tea-Frühstück fuhr der Bus in Richtung Bikaner. Mit Zwischenstopp zum Tee trinken kamen wir dort nach 5 Stunden Fahrt an. Kurze Verschnaufpause war jetzt angesagt.
Treffen war um 13.30 Uhr, wir wollen uns das Fort ansehen.
Dort angekommen, haben wir mit Hilfe eines Guides das eindrucksvolle Fort besichtigt. Besonders hat uns das Tor begeistert, an dem in ca. 3 Meter Höhe Stahlspitzen angebracht waren. Sie sollten verhindern, dass das Fort mit Hilfe von Elefanten gestürmt wird, in dem die großen Tiere das Tor mit der Stirn aufstießen. Auch eindrucksvoll und gleichzeitig für uns Europäer nicht zu verstehen, waren Handabdrücke neben dem Eingangstor. Deren Größe ließ auf Kinder im Alter von ca. 10 – 14 Jahren schließen. Von dem Guide erfuhren wir, dass die Ehefrauen eines verstorbenen Maharaja sich hier verewigten, bevor sie Ihrem toten Gatten auf den Scheiterhafen folgten. Offiziell ist dieser Brauch mittlerweile verboten, aber in den kleinen Dörfern lassen sich immer noch Frauen mit ihren Männern verbrennen. Sie werden dann auf der einen Seite zu einer Sahti (geht in Richtung heilige Frau), auf der anderen Seite fallen sie der Familie des toten Mannes nicht zur Last.
Nach Ende der Tour fuhren wir mit Motorradrikschas zu weiteren Havelis und zum Jain-Tempel. Mit einem der Fahrer ging es anschließend über den Markt. Ein buntes Treiben war hier in der engen Gasse und überall Kühe. Eine hat es sogar gewagt, Heiko anzugreifen, aber schnell kam ihm ein Händler zur Hilfe. Unser Führer war sichtlich stolz, Touris im Schlepptau zu haben. Er grüßte nach rechts und nach links. Wer hier für wen die Attraktion war, ist wohl klar.
Zurück im Hotel gab es ein geschmackvolles Abendessen. Den Abend haben wir dann mit Andi und Axel auf der Dachterrasse ausklingen lassen. Am Anfang war der Himmel noch klar und wir konnten den Sternenhimmel bewundern, doch dann kam der Smog und der Himmel färbte sich gelb. Es stank nach Auspuffgasen und wer weiß was noch.

Mandawar

Nach einem kleinen, aber feinen Frühstück ging es mit dem Bus in das Dorf Mandawar. Dort angekommen, führte uns ein Guide durch die verschiedenen alten Herrenhäuser, auch Havelis genannt. Diese Havelis haben 2 ineinander übergehende Innenhöfe, von denen besonders der 2. kunstvoll bemalt wurde. In den zweiten Innenhöfen lebten die Frauen, die keinerlei Zutritt zum Leben hatten und damit sie sich etwas unter „Auto“, „Boot“ oder „Flugzeug“ vorstellen konnten, wurden diese Sachen an die Wände gemalt. (Ein Scheiß-Leben). Teilweise waren die Malereien noch erstaunlich gut erhalten.
In kühlen und überdachten Innenhof des Maharadscha – Palastes, der zu einem Hotel umgebaut war, gab es nach Abschluss der Führung etwas Kühles zu trinken. Dann wurde das Dörfchen auf eigene Faust erobert. Auf nicht befestigten Straßen spielt sich hier das Familienleben ab.
Die Aufgabe die wir uns stellten, war es, für den Abend etwas zum Essen zu besorgen, denn wir wollten nicht wieder ein Buffet-Essen. Wir wussten nicht, was wir gekauft haben. Alles läuft unter dem Namen Samosa, es ist eine vegetarisch gefüllte Teigtasche, die in Öl ausgebacken wird. Wird es essbar sein? Zur Not hatten wir uns noch süße Baffies und Bananen gekauft und natürlich literweise stilles Wasser der Marke „Bisleri“.
Den Rückweg zum Hotel traten wir dann mit Lutz und Gudrun zu Fuß an. Durch die pralle Mittagshitze war es zunächst kein Vergnügen, zumal wir auch die Länge des Weges nicht abschätzen konnten. Nach kurzer Zeit kam aber auf einer Anhöhe unser Hotel in Sicht. Mit dem Ziel vor Augen, war es dann auch nicht mehr so anstrengend. Nach einer kurzen Rast in unserem Zimmer gingen wir zum Pool, der extra für uns acht gefüllt wurde. Hier verbrachten wir mit quatschen und lesen einen faulen Nachmittag.
Auffällig war, dass just zu dieser Zeit eine ohnehin korrekt geschnittene Hecke bearbeitet werden musste und verblühte Blätter aus den Hibiskusbüschen gepflückt wurden. Dunja klärte uns auf: Obwohl Touristen hier bekannt sind, ist es für die Bevölkerung ein Erlebnis, hellhäutige Menschen zu sehen, die sich nur in Badehose oder Badeanzug bekleidet in die Sonne legen.
Die am Straßenrand erstandenen und zum Transport in Zeitungspapier verpackten, Snacks haben sich als sehr gut schmeckend herausgestellt. Da aber aufgrund der Wärme der Hunger schneller gestillt war, als wir beim Einkauf dachten, blieb noch so viel übrig, dass auch Axel und Nicola noch satt wurden. Die Beiden planten, am Abend ins Dorf essen zu gehen.
Eigentlich wollten wir dem faulen Nachmittag einen ebenso faulen Abend folgen lassen, aber nach dem Motto „gemeinsam sind wir stark“, haben wir uns dann doch aufgerafft und sind alle bis auf den schwächelnden Andi, der zurück im Hotel blieb, ca. 20 min. zu Fuß ins Dorf gegangen.
Im Hellen brachen wir auf. Kurz vor dem Dorf sahen wir einen Baum, in dem sich mind. 10 männlich Pfaue bereits zur Nachtruhe begeben hatten. Uns wurde jetzt erst klar, dass die Viecher tatsächlich fliegen können. Im Dorf angekommen, fanden wir uns auf einmal in einer Hochzeitsfeier wieder, die ähnlich ablief, wie ein Rosenmontagszug. In einem mit Blumenketten geschmückten Wagen fuhr der Bräutigam und in einem anderen die Braut, gezogen von je einem Ochsengespann durch die Dorfstraße. Es wurde getrommelt und getanzt. An alle Dorfbewohner wurde süßer Reis verteilt, auch wir bekamen ihn zu essen und konnten das Angebot, mitzutanzen, gerade noch abwehren. Nachdem uns der Rummel dann doch zu viel wurde, machten wir uns auf den Rückweg. In einem wunderschön angelegten Innenhof eines Hotels machten wir Rast und spülten uns mit Bier und Lime-Soda den Staub der Straße aus unseren Kehlen. Dank der mitgeführten Taschenlampen fand unsere kleine Gruppe den mittlerweile dunklen Weg zu  unserem Hotel  gut zurück, wo wir in geselliger Runde die restlichen Süßigkeiten verteilten und noch 2 Stündchen in dem Laubengang vor unseren Zimmern saßen und plauderten. Gegen 22.30 Uhr gingen wir in die Zimmer, denn Morgen sollte um 7.30 Uhr Abfahrt sein.