Bukittingi 2

Ausschlafen war heute die Devise. Erst um 8.30 Uhr frühstückten wir und dann ging es mit unserem Bus zum Königspalast.
Der ursprüngliche Palast wurde im Unabhängigkeitskrieg zerstört, aber originalgetreu wieder aufgebaut.
Die Fahrt wurde auch wieder von Fotostopps und einer kleinen Wanderung unterbrochen. Ich glaube, ich habe jetzt schon zuviele Bilder von zu vielen Reisfeldern- und terrassen gemacht, aber sie sind auch immer wieder zu schön, um sie nicht zu knipsen.
Wir besichtigten eine Kaffeemühle, die eigentlich Kaffeemörser hätte heißen müssen. Mit Wasserkraft wurde vor der kleinen Hütte ein Rad angetrieben, dass wiederum vier Mörser im Hütteninneren antrieb. Auf diese Weise wurden die Kaffeebohnen “gemahlen”. Aber egal, welche Bezeichnung nun die richtige ist: der Duft, der uns schon von weitem entgegenkam, war umwerfend. Sofort hatten alle Kaffeesüchtigen, die sich im Urlaub mit Tee begnügten, Sternchen in den Augen.
Am Palast waren bereits Horden von Schulklassen unterwegs, die Kinder machten für uns Langnasen aber immer respektvoll Platz. Das ging aber nur so lange gut, wie wir uns bewegten, um uns den wirklich schönen Palast anzusehen. Als wir uns auf ein Mäuerchen in den Schatten setzten, kamen zuerst zaghaft sieben Mädchen an und fragten, ob sie mit uns Fotos machen durften. Ohne zu ahnen, was geschehen würde, sagten wie “ja”.
Damit war aber der Bann gebrochen. Der Palast war ab diesem Moment für die Einheimischen so was von egal und wir fühlten uns wieder wie Filmstars.
Etliche volle Filmrollen später, fuhren wir vergnügt und auch ein bisschen stolz und eitel zurück nach Bukkitingi.

Langhaus während der Rundfahrt

Der Nachmittag war “frei”. Trotzdem gingen wir alle zusammen zum Aussichtspunkt der Stadt und genossen die spektakuläre Sicht auf den Canyon. Auch hier gab es wieder Autogrammwünsche zu erfüllen. Nur mit Mühe habe ich mich zurückhalten können, um nicht mit Di, Lady, Buckingham Palace, London, zu unterschreiben.
Anschließend trabten wir mit Anja und Georg weiter zum Wahrzeichen der Stadt, einem großen Glockenturm und stürzten uns dann in das Getümmel des Basars. Bereits nach kurzer Zeit war uns das Gewimmel aber zu viel und wir nahmen eine “Abkürzung” zum Hotel.
Da Anja und ich uns aber in den Kopf gesetzt hatten, im Hotel eine Wassermelone zu essen, liefen wir kreuz und quer durch die Gassen, kamen dann zu einem Markt und sahen dort einem Mann zu, der in einer Minute ein Hühnchen schlachtete, rupfte und zerlegte. Kurz bevor uns allen schlecht wurde, bogen wir drei ab – Georg hatten wir unterwegs verloren – und liefen ……… in die falsche Richtung.
Erst spät kamen wir im Hotel an, dafür aber mit einer riesigen Wassermelone. Die Melone zerlegten wir auf unserer Dachterrasse, luden Lutz und Gudrun noch dazu ein und schwätzten, bis es Zeit zum Abendessen war.

Als nächtliches Bonbon hatte Veronica uns Karten für einen Tanz der Einheimischen besorgt. Heiko hat direkt dankend abgelehnt, er verbringt lieber den Abend mit seinem Buch.
Bei Abendessen machten Gudrun und Veronica lange Gesichter, denn ihre bestellte Pizza kam auch nach 1,5 Stunden nicht. Wir waren eben in Sumatra und nicht in Italien. So mussten beide hungrig den Abend überstehen.

Die Tanzdarbietung war – na ja ganz nett. Es war eher die Darbietung einer Laienspielgruppe zu sehr gewöhnungsbedürftiger Musik. Trotzdem gingen die 100 Minuten Programm erstaunlich schnell um.
Im Hotel saß Heiko gemütlich mit Bierchen und seinem Buch an der Bar. Zwar waren wir alle müde, aber ohne Absacker wollte keiner von uns ins Bett.
So wurde es nach Mitternacht, bis meine Ohren das Bettlaken berührten.

Bukittingi 1

Wecken um 7.00 Uhr
Nach einem gemütlichen Frühstück ging es weiter mit dem Bus nach Bukittingi.
Der erste Stopp der heutigen Tour war bei der größten Koranschule Indonesiens. Sie wird in der Form eines Internates geführt. Jeder Schüler hat seinen eigenen Bungalow in der Größe einer Hundehütte, die so eben für einen deutschen Schäferhund ausgereicht hätte. Aber, sie sind ja nicht zum Vergnügen, sondern zum Lernen hier.
Weiter ging es auf einer wunderschöne Strecke immer am Fluss Bawangidas entlag. Wir hatten das Glück, einen Goldwäscher bei der Arbeit zu beobachten. Sein “Fang”, den er uns stolz präsentierte, betrug ca. 1 Gramm Gold pro Tag. Wie heißt es so schön? Zuviel zum Sterben, zuwenig zum Leben? Dafür musste der arme Mann den ganzen Tag bis zu den Oberschenkeln in gebückter Haltung im doch recht kalten Wasser stehen und Kies sieben.

In mitten eines herrlichen Gartens lag das Restaurant, das wir zum Mittagessen ansteuerten. Es gab Ananaspfannkuchen und eine Millionen Mücken. Da Heiko neben mir saß, hatte ich damit aber keine Probleme und konnte es mir schmecken lassen.
Dann kam die Äquatorüberquerung, wo die Fotoapperate wieder bis zu Erschöpfung arbeiteten.
Nach diversen Fotostopps erreichten wir ein Gebiet, wo es die größte Blume der Welt geben soll. Sie wächst 9 Monate – blüht aber nur 4 Tage, dafür hat die Blüte dann aber auch einen Durchmesser von ca. 1,5 Metern.
Einen Mann, den wir am Straßenrand nach der Blume fragten, meinte, wir könnten Glück haben und gegen eine geringe Bezahlung erklärte er sich bereit, uns zu ihr zu führen. Die Frage, ob wir für den Weg unsere festen Wanderschuhe anziehen müssen, verneinte er.
Also machten wir uns in unseren Treckkingsandalen auf den Weg. Zuerst ging es durch ein Dorf, dann meilenweit durch Reisfelder und zum Schluss hoch hinauf in den Dschungel. Er führte uns über umgestürzte Bäume und auf rutschigen Steinen über Bachläufe. Ganz zum Schluss mussten wir noch ca. 15 Meter steil auf einen Hügel hinauf, wo es keinerlei Haltemöglichkeiten gab. Der Guide kletterte wie ein Affe vor, kam zurück und sprach die verhängnisvollen Worte: “Sorry it´s close”.
Da stand ich nun voller Erwartung! Schnaufend, schwitzend und mit schlammverkrusteten, nassen Füßen (die Wanderschuhe waren ja im Bus). “Ich bring ihn um, den kleinen Wichser!” war meine lautstarke Reaktion. Gudrun, die vor lauter Anstrengung schon kurz vorm Heulen war, dachte wohl das Gleiche. Dann aber ging Georg den Hügel hoch. Er berichtete von 1 verblühten, 2 kleinen und 1 halb aufgeblühten Blüte, die wohl schon die Größe eines Kürbisses hatte.
Heiko war es, der sich erbarmte und den Hügel erklomm, um für uns die Fotos zu machen, denn ich wäre diese steile Felswand nie im Leben wieder heil heruntergekommen. Mein Gatte mache es einigermaßen elegant, es wäre auch alles nicht so schlimm gewesen, WENN ER WANDERSCHUHE UND KEINE HELLE HOSE ANGEHABT HÄTTE!!!


Ermattet und dreckig wie Schweine, die sich im Schlamm gesuhlt haben, saßen wir nach dem Rückmarsch wieder im Bus. Der Führer bekam übrigens nur die Hälfte des vereinbarten Preises, in meinen Augen noch zuviel. Eigentlich hätte er mich zur Strafe zurück tragen müssen.

Nach 15 Minuten Fahrt waren wir im Limas, unserem Hotel in Bukkitingi angekommen.
Was freute sich der Mensch der hoteleigenen Wäscherei, dass er endlich etwas zu tun bekam. Ich allerding hege so meine Zweifel, ob aus Heikos Hose jemals die Flecken wieder herausgehen.
Am Abend haben wir dann noch lecker gegessen, nach Hause gemailt und bis kurz vor Mitternacht an der Hotelbar zusammen gesessen.

Bunter Abend

Wecken um 5.45 Uhr. Frühstück um 6.15
Beim Frühstück hatten wir, trotz der frühen Stunde, schon so viel Spaß, dass sich das Personal bestimmt gefragt hatte, was wir für Drogen eingenommen haben.
Vielleicht war es Galgenhumor? Ein anstrengender Tag stand uns bevor: Die halbe Stunde Fahrt mit dem Boot wieder rüber zum anderen Ufer war noch lustig, aber dann kam eine 12stündige Busfahrt.
Logisch haben wir sie überstanden. Die Fahrt mit Besichtigungen von Kakao- Kaffee- und Ananasplantagen, Kaffee/Tee-Stopps und diversen Nickerchen unterbrechend, verging die Zeit relativ schnell.
Wir fuhren den ganzen Tag auf dem Trans-Sumatra-Highway. Eine Straße mit 1 1/2 Fahrspuren und mit dem beschissensten Straßenbelag (wenn überhaupt einer da war), den ich je gesehen habe.
Zur Entschädigung für die lange Fahrt war das Hotel wie ein Palast. Klar, so etwas geht auch nicht ohne Wehmutstropfen: Die Stadt war durch und durch muslimisch, daher das Bier im hoteleigenen Restaurant entsprechen teuer. In den umliegenden Lokalen gab es überhaupt keinen Alkohol zu kaufen. Gut, dass wir uns während eines Stopps mit Bier eindeckten und unsere Mitreisenden zum “rheinischen Abend” auf unser Hotelzimmer einluden. R.s kannten das schon aus Indien, der Rest nahm zuerst zögernd, dann aber begeistert den Vorschlag an.

Die Mitreisenden erfahren die Geselligkeit der Ruhrpottler

Während wir im Restaurant aßen, standen die Bierflaschen also – in Ermangelung einer Minibar – vor der Klimaanlage, damit sie auf Trinktemperatur kamen.
Nach 23.00 Uhr sind die letzten unserer kleinen Gruppe gegangen und daher behaupte ich, dass es allen gut gefallen hat.

 

Samosir

Heiko war bereits um 5.30 Uhr wach. Gnädig lies er mich bis halb acht schlafen. Zum Frühstück gegen 8.30 Uhr trafen wir uns nach und nach. Dann gingen wir aber getrennte Wege: Schorsch, Gudrun und Lutz mieteten sich Mopeds; Anja und Veronika ließen sich von Roy (dem Sänger aus dem Bamboo) per Boot die Insel zeigen. Wir wollten sehen, wie weit wir zu Fuß kommen.
Zuerst taperten wir, vorbei an vielen kleinen Läden, Restaurants und Hotels, in Richtung Tombok. In punkto Tourismus muss hier vor den Terroranschlägen auf Bali richtig was los gewesen sein. Im Moment sind vielleicht nur 30 andere Touristen auf der Insel. Trotzdem riefen uns die Händler ein freundliches “Hello” oder “Good morning” zu und versuchten nicht, uns dazu zu bewegen, etwas zu kaufen oder sich ihre Waren nur an zu sehen.
In Tombok selbst, war es wie im Basar von Istanbul – nur ohne Touristen. Ich weiß nicht, wie die Menschen, deren frühere Einnahmequelle der Tourismus war, jetzt leben können.
Wir sahen uns das Königsgrab und ein paar Steinfiguren an: nicht gerade prickelnd. Dann liefen wir weiter zum nächsten Ort Amorosi: auch da wollten wir uns ein Königsgrab, eine alte Versammlungsstätte und einen Steintisch ansehen, wo früher die Verurteilten geköpft wurden. Nach der Hinrichtung aß man den mit Büffelfleisch gekochten Körper. Aber wir hatten den Abzweig nach Amorosi um ca. 3 km verpasst! Also wieder zurück.
Langsam aber sicher hatte ich keinen Bock mehr auf Laufen, die Sonne schien immer heißer und Durst hatte ich auch wie Sau. An meiner Lustlosigkeit änderte auch die wunderbare Gegend um mich herum nichts mehr.
In meinem Kopf manifestierte sich der Gedanke, dass die Miete eines Mopeds oder von zwei Fahrrädern eine bessere Entscheidung gewesen wäre.

Nach ca. 20 Kilometern und 6 Stunden Fußmarsch kam endlich das Bamboo in Sicht. Heiko lockte mich schon seit mindestens 2 Stunden mit der Aussicht auf eine kühles Bierchen und einem Avocadosalat als Stärkung.
In “unserer” Kneipe trafen wir auch Anja und Veronica, deren Bootstour bereits zu Ende war, na ja, es war inzwischen auch schon 16.00 Uhr. Der Wirt fragte uns, ob wir am Abend wieder kämen, er würde dann für uns frischen Fisch kaufen. Als wir seine Fragen bejahten, schob er auch direkt los in Richtung Hafen.
Auf dem Weg ins Hotel, es war zum Glück nur noch ein Fußweg von 5 Minuten, fielen wir auf einmal einer Horde von ca. 10jährigen Mädchen in die Hände. Wir mussten Autogramme geben und jede ließ sich mit uns fotografieren. Ob sie uns mit jemanden verwechselten? Lag es an Heikos Körpergröße, an meiner Haarfarbe? Ich weiß es nicht, wir kamen uns jedenfalls vor wie Superstars und genossen die Autogrammstunde. Sogar meine Füße taten nicht mehr weh.

Der Fisch, der Abends frisch gegrillt wurde, war super gut, gleiches galt auch für den anschließend genossenen Sumatra-Sunrise. Spätestes nach dem dritten Glas sah man wirklich die Sonne aufgehen. Auf diese Weise mit der nötigen Bettschwere versehen, machen wir uns mit den R.s auf den Heimweg.
Wir vier fanden aber noch einen wunderschönen Platz an der Uferpromenade und ließen uns Whiskey und heimischen Obstler schmecken. Ca. 1 Stunde später erschienen Anja und Veronica. (Georg war den ganzen Abend nicht zu sehen). Die beiden regten sich über Roy auf, der wohl vergeblich versucht hat, die beiden anzubaggern …

Busfahrt

Um 5.45 Uhr erklang bereits das freundliche “Good Morning” unseres menschlichen Weckers. Die zweite heiße Nacht war überstanden. Gestern, kurz vor dem Einschlafen, hatten wir noch ein Erlebnis der dritten Art: Als ich unser offenes Bad betrat, um vor dem Schlafengehen noch einmal die Toilette auszusuchen, damit ich nicht in der Nacht durch das Moskitonetz über dem Bett zu Fall gebracht werde, was starrte mich in ca. 3 Meter Höhe an?? Die größte und fetteste Spinne, die ich je in meinem Leben gesehen habe und auch hoffentlich nie mehr sehen werde! Selbst aus der Entfernung, war sie noch Handteller groß. Es war ein Exemplar mit dicken Beinen, ob behaart, konnte ich nicht erkennen, aber ich behaupte mal: ja sicher.
Nun war guter Rat teuer. Ich musste aufs Klo, die Spinne saß in nicht zu erreichender Entfernung genau an der Wand, der ich beim Pipi machen den Rücken zudrehe. Verkehrt herum aufs Klo? Mit Taschenspiegel pullern? Ohnmächtig zusammen brechen? War mir alles zu blöd.
Also rief ich Heiko, der auch erst einmal schlucken musste. Er hat dann die Spinne während meines Geschäftchens im Auge behalten und ich habe es bei ihm genauso gemacht.
Heute morgen war die Spinne weg. Sicherheitshalber bin ich aber auch ohne Brille ins Bad gegangen.
Etwas verpennt saßen wir kurz nach 6.00 Uhr am Frühstücktisch. Je nach Gusto gab es Nasi Goreng, Bananapancake, Nudelsuppe oder Obstsalat.

Dann ging die Busfahrt, die bis 18.00 Uhr dauern sollte los. Veronica versprach, dass viele Stopps eingelegt würden, die die Fahrt unterbrechen und damit es nicht langweilig werden sollte.
So wurde es auch gemacht: Der 1. Stopp war in an einem chinesischen Tempel, in dessen Innenbereich Glasvitrinen aufgestellt waren. In den Vitrinen befanden sich Urnen und ein Passbild des Verstorbenen hing jeweils davor. Eben die chinesische platzsparende Version eines Friedhofes.

Dann gab es noch eine kleine Kaffeepause und auf Wunsch aller, war zum Mittag echtes indonesisches Essen (Padang) angesagt.
Aber unsere Gesichter wurden immer länger, als wir sahen, was uns aufgetischt wurde. Fischköpfe, die einen angrinsten; Mägen und Därme; Nierchen, Trockenfisch usw.. Angewidert verließen Gudrun und Lutz sofort den Tisch, wir haben aber gute Miene zum bösen Essen gemacht und uns das herausgepickt, was wir mochten. So gab es für Heiko Gado-Gado (Gemüse in Erdnusssoße) und für mich Schalentiere. Auch Anja und Georg (vor allem Georg) haben sich tapfer um die o.g. Speisen herum gegessen und sind dann mit uns schnurstracks zum Obstmarkt gegangen, um den restl. Hunger mit frischer Ananas zu stillen.
Gut bei dem Padang Essen ist, dass nur das bezahlt werden muss, was auch gegessen wurde, also fiel die Rechnung im Lokal nicht sonderlich hoch aus …..

So gestärkt fuhren wir weiter in ein Batang-Dorf, was nicht unbedingt der Brüller war, es war uns hier zu schmutzig und verkommen, dafür hat uns aber der in der Nähe befindliche Königspalast um so besser gefallen.
So langsam näherten wir uns dem Dörfchen, wo uns das hoteleigene Boot nach Tuk-Tuk auf die Insel Samosir brachte. Die 45 Minuten Überfahrt erfolgte hinein in einen traumhaften Sonnenuntergang.


Unser “Hotel Toledo” war spitze. Eine weitläufige Anlage, direkt am See gelegen und unsere Zimmer hatten alle Seeblick.

Abendessen gab es heute im Restaurant “Bamboo”. Unten auf der Speisekarte stand: Wenn Sie Musik haben wollen, dann fragen Sie danach. Wir wollten und fragten.
Nach 15 Minuten war ein Viertel des Lokales leergeräumt (außer uns waren eh keine anderen Gäste da), um so Platz für 5 Männer zu schaffen, die uns mit Gesang und Gitarrenspiel unterhielten. Der Sumatra-Sunrise, ein Getränk aus Arrak und Zitronensaft, tat sein übriges, um den Abend zum Erlebnis zu machen.

Morgen kann jeder das tun, wozu er Lust hat, daher ist es nicht schlimm, dass ich die letzten Worte gegen Mitternacht zu Papier bringe, denn morgen kann ich so lange schlafen, wie ich will!

Waldmenschen

Wecken um 6.00 Uhr, Frühstück um 6.30 Uhr.
Das war eine heiße Nacht, abgekühlt hat es nicht, jedenfalls habe ich es nicht bemerkt. Wie schön ist da eine laue Dusche. Um überhaupt einschlafen zu können, habe ich so lange an Winter und Schneestürme gedacht, bis es mir endlich gelang.
Zum Frühstück gab es vorweg 1/4 Ananas. Süß und saftig, wie sie sein sollte. Nach Toast und Ei kam auch schon unser Guide Benny, der uns durch den Dschungel führen sollte. Bis auf Gudrun, die leider Probleme mit ihren Füßen hatte, waren alle Feuer und Flamme und total aufgeregt.

Zuerst ging es mit Benny einen fast bequemen Fußweg entlang durchs Dörfchen, dann setzten wir in kleinen Booten über den Fluss. Im Anfangsbereich des Nationalparks gelangten wir an eine Plattform, wo Orang Utans mit Milch und Bananen gefüttert werden, damit sie ausgewildert werden können. Häh? Auswildern, also wieder an das Leben im Dschungel gewöhnen und dann füttern?
Die Erklärung kam von Benny: Irgendwann ist den Affen das zwar bequeme, aber eintönige Essen zu langweilig und sie gehen selber in den Dschungel, um andere Früchte und Blätter zu fressen. Jetzt machte es auch für uns einen Sinn. Ob wir tatsächlich welche sehen werden? Von Rainer wusste ich, dass er damals umsonst auf die Waldmenschen, wie Orang Utan auf deutsch heißt (Orang = Mensch; Utan = Wald), gewartet hat.
Aber dann kamen sie!! Große, kleine und Mütter mit ihren Kindern.
Nachdem wir der Fütterung eine Zeitlang zusahen und mir der Zeigefinger vom ständigen Fotografieren schon drohte anzuschwellen, ging es aber richtig in den Dschungel. Es ging auf die heftigste Art und Weise den Berg hoch. Wir mussten über Bäume und Baumwurzeln klettern und uns an Lianen festhalten, wenn es wieder ein Stückchen bergab ging. Es war so, als wenn ich mein Büro verlassen will und dazu den geraden Weg über Stuhl, Tisch und Schrank nehmen würde.


Zwischendurch sahen wir immer wieder wilde Orang Utans, die uns misstrauisch beäugten. Nach 3 Stunden und bis auf die Unterhose durchgeschwitzt kamen wir wieder im Hotel an.
Ein Bintang (einheimisches Bier), das hatten wir uns nun redlich verdient. Nach einer kurzen Pause zog es Heiko und mich über die Hängebrücke in Richtung Dorf, die erste Email wollte geschrieben werden.

Auf unserer Terrasse sitzend, lesend und mit den anderen über das grandiose Dschungelabenteuer quatschend, vertrieben wir uns den Nachmittag bis zum Abendessen. In dieser Zeit machte das Sandmännchen bei mir einen Zwischenstopp und ich beschloss, mich für ein paar Minuten oder vielleicht auch ein halbes Stündchen hinzulegen. Gesagt, getan, das Bett dichtete ich mit des Moskitonetz ab und war fast eingeschlafen, als ich Lärm hörte.
Ich dachte, wer denn auf die bekloppte Idee kommt, mitten im Dschungel ein Moped zu reparieren, als dann noch ein vermeidlich zweiter kaputter Auspuff zu hören war, bin ich der Sache auf die Spur gegangen und habe das Rätsel schnell gelöst: Es waren nur zwei kinderfaustgroße Käfer, die den Weg ins Bad – aber nicht wieder herausgefunden haben und den Höllenlärm verursachten. So konnte ich mich dann beruhigt meinem Schönheitsschlaf hingeben.

Während des Abendessen konnten wir nicht aufhören, uns gegenseitig zu erzählen, wie toll die Orang Utans, Schmetterlinge, Bäume und was noch alles gewesen war. Um 22.00 Uhr ging es wieder auf die Terrasse, auf den “Gute-Nacht-Whiskey”.

Ankunft

In Singapur ist es jetzt 10.00 Uhr vormittags und wir haben 30 Minuten Aufenthalt, die wir natürlich für ein Zigarettchen nutzen wollen. Also, raus aus dem Flieger.
Der Gang zum Flughafengebäude ist auf 18 Grad heruntergekühlt und alle Passagiere müssen an einem Wärmebildmonitor vorbei. Sobald ein Passagier Temperatur, sprich Fieber hat, wird er direkt aus dem Verkehr gezogen und muss auf die Quarantänestation. Zum Glück konnten wir alle passieren und irrten auf dem riesigen Flughafen von Singapur auf der Suche nach einer Insel der Glückseeligkeit herum. Am entgegengesetzten Ende, kilometerlange Laufbänder weit, haben wir dann eine gefunden, die Zeit reichte nur für einen Glimmstängel und schon hechteten wir wieder zurück.
Dann ging es in den Flieger nach Jakarta, diesmal aber nur noch für 1,5 Std.

In Jakarta gab es das erste Chaos! Heiko und ich waren uns sicher, dass unser Gepäck nicht bis nach Medan, Sumatra, durchgecheckt wird, da Medan kein internationaler Flughafen ist, der Rest der Gruppe war aber anderer Meinung, da sie eine entsprechende Information in Amsterdam bekommen hätten..
Es wurde diskutiert: Gehen wir direkt ins Flugzeug oder warten wir aufs Gepäck? Wir behielten Recht und das Ende vom Lied war: boarding time: 11.30 Uhr, Start: 12.00 Uhr, wir im Flieger mit hängenden Zungen und Durst genug für ´nen six Pack Bier um 11.56 Uhr.

Nach weiteren 2 Stunden Fliegerei hatten wir endlich unser Ziel erreicht: Medan. Ein kleiner Bus, mit Platz genug für 6 Personen (davon für drei mit je einer Doppelsitzreihe), wartete schon auch uns. Die 3,5 stündige Fahrt verging erstaunlich schnell. Wir machten unsere ersten Fotostopps bei einer Dorfhochzeit und einer Palmölplantage. Die Plantagenfelder, wenn man sie so bezeichnen kann, begleiteten uns auf gut zwei Stunden Fahrt. Palmen rechts und links vom Straßenrand, so weit das Auge reichte.
Dann, fast versteckt im Dschungel, kam unser Hotel in Sicht. Der Busparkplatz lag vor einem Fluss und das Hotel – über eine Hängebrücke zu erreichen – dahinter. Sofort stürmten 25 – 30 Jugendliche (fast) den Bus, in der Hoffnung, sich mit dem Tragen eines Gepäckstückes etwas Taschengeld zu verdienen.
Über die Hängebrücke ging es, an einem kleinen Dörfchen vorbei, zum Hotel. Wir würden die besten Zimmer bekommen, versprach Veronica und Recht hatte sie. Unser Doppelbett stand auf einer gefliesten Empore, hatte ein Moskitonetz (und Heiko sofort glänzende Augen); der Brüller war aber das nach oben offenen Gartenbad. 2/3 war Dschungel, ein Waschbecken, ein Klo und ein Etwas, was aussah, wie ein Duschkopf, der an der Wand hing. Daneben ein Regler, was wohl bedeutet: Wasser an oder aus. Kein warmes Wasser? Der Gedanke durchzuckte mich und: Kalt duschen? Die Haare waschen? Meine Befürchtungen waren aber umsonst, zwar kam kein heißes Wasser, aber auch kein kaltes, es war eher lau. Bei der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit sogar sehr, sehr angenehm.

Um 19.30 Uhr trafen wir uns zum Essen im Hotel-Restaurant. Es war ein großer Bereich ohne Wände mit Tischen und Stühlen, nur mit einem Rattan-Bambusdach gegen evtl. Regengüsse geschützt. Ein Tisch war besetzt, wie sich herausstellte mit einer 20 Personen zählenden Reisegruppe von Djoser Holland. Für 80 Cent/Person schlugen wir uns die Mägen voll. 0,7 l Bier kostete 1,50 €. Es wurde ein billiger Abend.

Jetzt sitzen wir auf unserer Terrasse, trinken noch einen Absacker und lauschen der Dschungelmusik: Grillen, Kröten, Geckos und ich weiß nicht was noch alles.

Der Flug

Papa holt uns pünktlich um 7.15 Uhr ab. Am Duisburger Bahnhof drückt er Heiko noch einen 50-Taler-Schein in die Hand, damit wir uns am Flughafen noch ein Glas Champagner und diese “langen holländischen Frikadellen” kaufen konnten.
Der Duisburger Bahnhof füllte sich mit Chinesen, Vietnamesen oder Japanern. Sofort wurde es laut und gab uns einen Vorgeschmack auf den Urlaub.

08.55 Uhr, wir sitzen im Zug nach Amsterdam. Hier gibt es “Hörfunk”. Das Pärchen, das hinter uns saß, unterhielt sich so laut, jedes Wort war gut zu verstehen. Der Kerl schwätzte in einer Tour: er war schon überall, hat alles schon gemacht, wusste alles besser und das mit seinen 32 Jahren, einer Ex-Frau und einer 4-jährigen Tochter. Es ging soweit, dass ich kurz davor war, mich umzudrehen, um dem Mädel zu sagen, sie soll die Finger von dem Typ lassen.

Das Einchecken am Flughafen ging schnell und problemlos. Leider gab es aber keine Plätze mehr an einem Notausgang. So hoffen wir, dass wir nun doch Glück haben und sich keiner neben uns setzt. Wir hätten dann eine 3er Reihe für uns alleine.
Im Duty-free tauschten wir den Taler-Schein vom Papa gegen Zigaretten und Whiskey. Jetzt sitzen wir in einer Insel der Glückseeligkeit (Raucherzone) und warten auf R.s …….. und da tapert auch schon Lutz an uns vorbei. Mit großem Hallo wurde er von uns begrüßt.
Er führte mich zu Gudrun, die in einer endlosen Schlange stand, um die Bordkarten für den Flug Amsterdam-Jakarta zu bekommen. Mit ihr warteten auch die anderen. Der Rest der kleinen Gruppe hatte sich, einschließlich der Reisebegleiterin Veronica, bereits in Frankfurt kennen gelernt. Sie, Anja und Georg machten einen netten, wenn auch sehr zurückhaltenden Eindruck. War ich zu impulsiv und stürmisch auf sie zugegangen??
Von Gudrun erfuhr ich, dass in Jakarta für die kurze 3-wöchige Tour nur zwei Personen noch zu uns stoßen werden. Also sind wir insgesamt acht, was hoffen lässt.

Im Flugzeug hatten wir tatsächlich einen Platz zwischen uns frei. Nach einem ruhigen und ereignislosen Flug, den ich mit schlafen, lesen, schlafen, Bier holen und wieder wegbringen verbracht habe, landeten wir nach 12 Stunden in Singapur.

Kurz davor

In 3 Wochen und 2 Tagengeht es endlich los!!!!!!!!
Wir müssen uns jetzt nur noch überlegen, wie viel Geld wir mitnehmen, ob wir wieder mit Rucksack oder mit Koffer/Trolley reisen und wann wir mit der Lariameinnahme beginnen.

Lt. Katalog von Djoser werden 125,– € Taschengeld/Woche/Person benötigt. Um auf Nummer sicher zu gehen, werden wir wohl mit 150,– € rechnen. Zwar haben wir in Indien/Nepal – trotz des Fluges auf eigene Kosten – den von Djoser genannten Wochenbetrag nicht erreicht, aber dort gab es auch nicht viel, was sich gelohnt hätte zwischendurch zu kaufen, bzw. war super billig.
Unser Taschengeld werden wir so aufteilen, dass wir ein Drittel in bar mitnehmen und den Rest als Travellerschecks. Bei der Währung werden wir wohl den Dollar wählen, da es lt. Internetberichten in den kleinen Städten nicht oder nur schwer möglich ist, Euros zu tauschen.

Rucksack oder Koffer/Trolley? Am 13.05.03 treffen wir uns mit einem Kollegen, der die Tour mit Djoser 2001 gemacht hat. Er wird uns hoffentlich einiges berichten können. Im Gegenzug ist er an unseren Bildern und Erzählungen über Indien/Nepal interessiert, da er diese Reise für nächstes Jahr ins Auge gefasst hat.

Die Malariaprophylaxe beginnen wir am 11.05.03, wir haben dann noch Zeit, ggfls. auf ein anderes Mittel zu wechseln, falls wir Lariam nicht vertragen sollten.
Im Djoser Katalog steht, dass die Reise 14 Tage vor Antritt abgesagt werden kann, wenn sich nicht genug Teilnehmer (mind. 6 Personen) melden. Da wir am 25.05.03 fliegen, müsste die Absage am 11.05.03 schon erfolgt sein und wir brauchen nicht erst mit der Einnahme beginnen.
Aber bis dahin ist unser Briefkasten das begehrteste Objekt im Haus.

05.05.03 = keine Absage von Djoser.
06.05.03 = keine Absage von Djoser.
07.05.03 = Keine Absage von Djoser.
08.05.03 = keine Absage von Djoser, aber eine Reisewarnung der WHO im Internet vor Reisen nach Taiwan. Ein Blick in die seit dem 22.04.03 von mir geführte Statistik zeigte, dass es in Taiwan bislang weniger Verdachtsfälle und weniger Tote als in Singapur gibt.
Also wurde mit dieser Meldung die Reisebande kurz aufgemischt. Gudrun scheint nun doch etwas besorgt zu sein. Per Mail teilt sie mir mit, dass wohl hauptsächlich ihre Kollegen versuchen, ihr den Urlaub mies zu machen. Ich gab ihr den Rat, etwas zu mogeln und einfach zu behaupten, dass der Trip nach Singapur gestrichen wird. So haben wir das bei meinen Eltern auch gemacht und seit dem ist zu Hause wieder alles ok.
09.05.03 = Post von Djoser mit den Tickets!! Trallala und hopsasa, es sind insgesamt 6 Personen, die den ersten Teil der Reise mitmachen. Fix griff ich zum Telefon und rief Rüdigers an.
Sie waren auch gerade dabei, die Post aufzumachen. Neben unseren vier Namen auf der Liste sind noch zwei weitere Teilnehmer dabei. Ein Mann und eine Frau. Gudrun erklärte, dass die den Mann kennen würde, er war schon mit den beiden in Thailand unterwegs. Es wird also immer besser.
Als wir uns die Tickets näher betrachteten, stellten wir fest, dass wir von Frankfurt nach Amsterdam und dann weiter nach Jakarta fliegen werden.
Wie oft haben wir deswegen mit Djoser telefoniert? 3 mal? Oder noch öfter? Hatten wir nicht erklärt, dass wir nicht von Frankfurt nach Amsterdam fliegen wollten, sondern direkt in Amsterdam den Flieger besteigen werden? Hatten wir nicht erklärt, dass wir deshalb kein rail and fly zum Frankfurter Flughafen brauchen? Hatten wir nicht erklärt, dass für uns Amsterdam schneller zu erreichen ist als Frankfurt?
Am heutigen Montag will Heiko auf jeden Fall versuchen, den Flug von Frankfurt nach Amsterdam in einen Flug Düsseldorf-Amsterdam umzubuchen, gleiches natürlich auch für den Rückflug. Da wir bei dieser Aktion bereits bei Djoser gescheitert waren, wird Heiko sich direkt bei KLM, die die Flüge für Garuda nach Amsterdam durchführt, erkundigen. Zur Not düsen wir zum Flughafen Düsseldorf und tauschen dort die Tickets um.

Der Anruf bei KLM und Garuda Frankfurt ergab, dass eine Umbuchung von Frankfurt – Amsterdam in Düsseldorf – Amsterdam nicht möglich sei, da Düsseldorf zu nah an Amsterdam liege und entsprechende Flüge daher nicht von KLM angeboten werden. Heiko wurde aber darauf hingewiesen, dass der Flug Frankfurt – Amsterdam auf jeden Fall offiziell von Djoser storniert werden muss, da ansonsten alle Anschlussflüge von Seiten KLM und Garuda frei gegeben werden, wenn wir beide in Frankfurt das Flugzeug nicht besteigen.
Weiterhin war zu erfahren, dass das Flugzeug fast ausgebucht sei, mit den erhofften drei Plätzen für zwei Personen wird wohl nichts werden.
Nachdem Heiko Djoser auf diese Regelung aufmerksam machen musste (!!!!!), versprach die Mitarbeiterin des Reiseunternehmens sich darum zu kümmern und zurück zu rufen.
Bin mal gespannt, wann das sein wird, denn anschließend wollen wir uns – sicher ist sicher – bei Garuda erkundigen, ob die Aussage auch stimmt und gleich eine Sitzplatzreservierung vornehmen lassen. So können wir sicher sein, dass wir, da das Einchecken bei uns ja später als bei denjenigen, die von Frankfurt fliegen, erfolgt, nicht einer Reihe 12 den Mittelplatz und der andere Reihe 16 Mittelplatz zugewiesen bekommt.

Nach einer telefonischen Erinnerung, erfolgte dann auch am Dienstag gegen Mittag der zugesagte Rückruf. Jetzt wird Heiko bei Garuda anrufen, sich die Aussage über die Stornierung bestätigen lassen und die Sitzplatzreservierung durchführen. Es war mal wieder eine schwierige Geburt! So langsam aber sicher mache ich mir meine Gedanken, ob ich tatsächlich noch einmal mit Djoser verreisen will.

Eine Anfrage bei der Bahn ergab, dass ein Ticket für zwei Personen von Duisburg nach Amsterdam und zurück ohne Zugbindung, also ohne Rabatte, 118,80 € kostet. Billiger geht es doch wohl kaum.
(Das rail and fly ticket über Djoser gekauft, hätte übrigens 75,- € pro Person gekostet.)

So, die Sitzplätze sind auch reserviert. Die Sitze sind 3 – 4 – 3 angeordnet. Wir haben 43 J und 43 K. Das sind Fensterplätze. Heiko spekuliert ja noch auf Plätze am Notausgang, aber ob das klappt?

Der Abend des 13.05.03 stand unter dem Motto “Indonesien – Bilder”.
Um 18.00 Uhr standen wir bei Rainer auf der Matte und um 22.00 Uhr haben wir uns verabschiedet. Dazwischen lagen 4 Stunden mit Bildern, Bildern und noch einmal Bildern. Der gute Mann hatte über 900 Photos gemacht und uns den gesamten Reiseverlauf ausführlichst erzählt, einschließlich der Beschreibung des an dem jeweiligen Tag eingenommenen Essens.

Noch in der Nacht schwirrte mir der Kopf, ich hatte Schwierigkeiten alles zu sortieren und so fiel die Zusammenfassung, die Gudrun am Mittwoch bekam zwar umfangreich, aber doch sehr chaotisch aus.
Aber es fruchtete, denn kurze Zeit später erklärte Gudrun, dass nun auch bei ihr das Reisefieber steigen würde.

Um 7.44 Uhr klingelte am Freitag, dem 16.05.03 bei mir im Büro das Telefon. Es war Gudrun.
Das konnte nichts gutes bedeuten, war sofort mein erster Gedanke, als ich hörte, wer mich anrief. Und richtig, ich hatte leider Recht. Gudrun berichtete, dass sie krank geschrieben sei.
Seit der Rückkehr aus Rom hat sie Schmerzen in den Füßen. Zuerst führte sie es auf die lange Busfahrt und die viele Lauferei in Rom zurück. Doch auch nach Tagen wurde es nicht besser. Gestern war es wohl so schlimm, dass sie nicht mehr laufen konnte und die Füße violett angeschwollen waren.
Ein Arztbesuch brachte die Diagnose, dass es sich evtl. um Rheuma handeln könnte. Genaues konnte er aber auch nicht sagen. Das Ergebnis der Blutprobenuntersuchung erfährt sie am Montag. Wenn es Rheuma ist, dann hofft sie es, mit Tabletten bis zum Urlaub und auch während des Urlaubs in den Griff zu bekommen. Wenn es sich nicht um Rheuma handelt, dann muss sie ins Krankenhaus und damit hätte sich der Urlaub für die Beiden erledigt.

Also hoffen wir auf Rheuma, so merkwürdig wie es sich anhört und telefonieren am Montag wieder miteinander.

Am Montagnachmittag hatte ich schon ein mulmiges Gefühl, als ich die Telefonnummer von Gudrun wählte.
“Wir fahren mit”, war aber sofort die erlösende Antwort. Die Diagnose des Arztes hat sich durch die Blutuntersuchung bestätigt, Gudrun wird für die Dauer des Urlaubes mit Tabletten ausgerüstet und auch von Seiten des Arztes spricht nichts gegen den 5wöchigen Indonesien Aufenthalt.

Zu Hause stapeln sich mittlerweile die Sachen, die in die Tasche bzw. den Rucksack sollen: Medikamente, Bücher, Sonnenmilch und natürlich auch das eine oder andere Hemd und was man und frau sonst noch zum Anziehen braucht. Auf die Mitnahme von Filmen wird in diesem Urlaub verzichtet, da wir nur die Digitalkamera und ein paar Speicherkarten mitnehmen. Hoffentlich kann die Kamera die hohe Luftfeuchtigkeit ab und die Bilder werden meinen Ansprüchen gerecht.

Heute Morgen kam Heiko mit zwei Hosen über den Arm und dem Satz: “Die wollen auch mit und die wollen vorher noch gewaschen und gebügelt werden” auf den Lippen an. Klar, ich hatte schon vor Wochen angefangen zu predigen, lege die Sachen raus, die noch gewaschen werden müssen.
(Nicht, dass man meint, bei uns liegen die Sachen ungewaschen im Schrank)

Warum sind Männer – eine kurzer Erfahrungsaustausch mit meiner Freundin hat es bestätigt – denn so? Warum sind sie der Meinung, dass Hosen im Urlaub (Dschungel!) gut riechen müssen und vor dem Einpacken (Rucksack!) auch noch mit einem Bügeleisen konfrontiert werden müssen??
Ich glaube nicht, dass es hierfür eine Antwort gibt.

Jetzt ist es nur noch einmal arbeiten gehen und den Rest von heute überstehen!
Da hatte ich doch gestern 2 Stunden meines Lebens mit einer Besprechung in Sachen neue Gebühren bei meinem Chef verbracht. Gerade präsentierte er mir stolz seine diesbezügliche Aufstellung. Die Hälfte fehlt, der Rest ist falsch. Gespeichert hat er es nicht, aber drei mal ausgedruckt.
Auf meine gebrüllte Reaktion “Sie machen mich wahnsinnig” grinst er mich an und geht weg.
Ich bin um meinen Schreibtisch getobt, wie Rumpelstilzchen ums Feuer.
Ich glaube, jetzt bin ich wirklich urlaubsreif!

Der letzte Arbeitstag. In 3 Stunden ist es geschafft. Der Schreibtisch ist leer gearbeitet, die Pflege der Blumen in Auftrag gegeben.
Pinkfarbene Zettel, wer was wann und wie machen muss, sind verteilt. Gleich bringe ich noch die entliehenen Bücher wieder in die Bücherei. War es das? Habe ich was vergessen? So sehr ich mir auch den Kopf zerbreche – im Moment fällt mir nichts mehr ein.
Die Gedanken schwirren mir auch nur so durch Kopf, was ich ZU HAUSE noch alles erledigen will und muss. Vor allem steht die Aktion “Rucksack packen” auf dem Programm. In den vergangen Wochen habe ich alles zusammen getragen und erst einmal in einer großen Reisetasche verstaut. Entgegen der vorläufigen Planung kommt sie nicht zum Einsatz. Sie ist einfach zu groß. Hätte ja auch nie gedacht, dass uns so etwas passieren wird. Aber, wir beide haben festgestellt, dass weniger auf dieser Art von Reisen eben mehr ist.

Die letzten Stunden vor dem Abflug werden genutzt, um die Nachbarn zu informieren, dass wir für längere Zeit nicht da sind und für Nicole und Ulrich werden ein paar Zeilen getippt, damit auch mit Kater Sammy alles klar geht.

So, und nun noch ein mal schlafen und dann geht es endlich in den langersehnten Urlaub.

SARS

Oje, die Nachrichten über die neue Form der Lungenentzündung (SARS) nehmen bedrohliche Formen für uns Urlauber an. Nach den Hinweisen der WHO sollen Urlauber in Singapur einen leichten Mundschutz tragen. Die deutsche Botschaft in Jakarta teilt auf ihrer Internetseite mit, dass manche Fluglinien Passagiere nicht mehr befördern, wenn sie bereits leichte Anzeichen eines Schnupfens haben und auf den Flughäfen gehe es dann ohne wenn und aber in Quarantäne.

Auf eine indonesische Quarantänestation habe ich ja nun überhaupt keine Lust und beim Tragen eines Mundschutzes beschlägt mir immer die Brille.
Zwar habe ich nicht vor, mir eine Erkältung im Urlaub zu zulegen, aber weiß man es??

Auf jeden Fall hat Heiko uns für den 07.04.2003 einen Termin bei unserem Gesundheitsamt geholt. Neben den Auskünften zur Malariaprophylaxe, werden wir uns dann einmal genaue Information über SARS geben lassen.

Auch Gudrun fragte auch schon per Mail an, ob wir uns Gedanken über den Zwischenstopp Singapur machen müssten. Mit ihr bin ich so verblieben, dass wir den Termin beim Gesundheitsamt abwarten und dann entscheiden, was wir machen werden.
Falls Singapur nicht stattfinden sollte und davon ist im Moment auszugehen, tut mir vor allem Lutz leid. Der Gute ist schon Feuer und Flamme, hat die Stadt schon im Geiste erobert und wird heftig enttäuscht sein ….. und …. die arme Frau Sippel, sie wird den Tag verfluchen, an dem sie uns auf der Messe kennen gelernt hat! Zu Hause werde ich auf jeden Fall einmal unseren Altlas befragen, ob evtl. ein anderer Zwischenstopp in Frage kommt.

Der planmäßige Zwischenstopp ist, eher unfreiwillig wg. Zwischenlandung zum Auftanken, eine Stadt mitten in Saudi-Arabien. Aufgrund der angespannten Lage in dieser Region werden wir wohl froh sein, wenn die Tanks wieder gefüllt und wir auf dem Weiterflug sind und wir keine Übernachtung dort haben.

Am 07.04.03 hatten wir dann die Beratung in unserem Gesundheitsamt.
Besondere Impfungen brauchen wir nicht mehr, die vorhanden sind noch ausreichend. Zu Thema Malaria haben wir erfahren, dass nur in Sumatra eine Ansteckungsgefahr bestehen würde und die anderen Insel bedenkenlos ohne Prophylaxe bereist werden können. Na ja, Heiko, der Mückenmagnet, wird Lariam wohl die ganze Zeit über nehmen und noch 4 Wochen nach Ende des Urlaubs. Für mich wird das Ende der Larinameinnahme mit dem Abflug von Sumatra beginnen.
Interessant fand ich den Rat der Ärztin, dass man auf Sumatra immer geschlossenen Schuhe tragen solle, auch in den Hotelzimmern. Sie wusste von Leuten zu berichten, die in ihren Hotelzimmern von Vipern gebissen wurden. Gut, dass ich schon leichte Trekkingschuhe erworben habe, für Heiko müssen wir dann noch auf die Pirsch gehen.

Zu der Lungenseuche angesprochen, meinte die Ärztin, dass die Krankheit im Moment sehr hochgespielt würde. Erst auf konkretes Befragen, ob sie denn nach Singapur fliegen würde, antwortete sie mit einem klaren “nein, um Gottes Willen, wo denken Sie hin?”.
Folgenden Tipp hat sie uns aber noch augenzwinkernd mit auf den Weg gegeben: Das beste Mittel gegen einen verdorbenen Magen oder Durchfall wäre ein Schluck Whiskey, der vor jedem Essen getrunken wird.

Wieder zurück im Büro mailte ich den Inhalt des Gespräches kurz Gudrun, wir knicken Singapur jetzt wohl und bleiben 3 Tage länger auf Lombok.

Hatte ich wirklich gedacht, dass die Planung unserer kleinen 4 Personengruppe einfach sei?
Gudrun mailte mir am 09.04., dass nach Informationen von Frau Sippel, die in der Zwischenzeit – wer kann es ihr verübeln? – leicht angenervt scheint, auch eine kurzfristige Umbuchung vor Ort möglich sei.
Im Klartext heißt dass: Gudrun und Lutz halten an dem ursprünglichen Reiseverlauf fest und wollen die letzten 3 Tage in Singapur verbringen und entscheiden erst kurz vor Ende des Urlaubs, ob sie das Rückflugticket umbuchen.

Das ist mir viel zu durcheinander. Flexibilität und spontane Entscheidungen hin und her, aber nicht mit Unbekannten wie Garuda etc.
Tausend Fragen ziehen mir durch den Kopf: Was ist mit einer evtl. Verlängerung des Hotels auf Lombok; was mit der Umbuchung der Unterkunft auf Bali; was ist, wenn es keinen “passenden” Rückflug gibt und sich die Flugzeit wegen diverser Zwischenstopps von 13 auf 20 und mehr Stunden erhöht? Internet Reiseberichten zufolge, ist das gerade bei Garuda nicht ausgeschlossen.
Heute Abend wird auf jeden Fall der Vogtsche Krisenstab tagen. Letztendlich hat Heiko ja die Entscheidungsgewalt über den Urlaub 2003. Es kann also spannend werden ……………

Nach kurzer (!!!) Diskussion kamen wir dann am Abend zu dem Ergebnis, dass wir die Entwicklung von SARS bis Ende April/Anfang Mai im Auge behalten wollen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass die Krankheit von Kakerlaken übertragen wird, ist ein Ende der Ausbreitung eh nicht abzusehen und wir werden bereits von Deutschland aus umbuchen.
Wenn ich bedenke, dass Djoser 4 Anläufe gebraucht hat, um die rail + fly Tickets von der Rechnung zu stornieren, könnten 3,5 Wochen für eine Umbuchung knapp werden.

Das nicht nur ich verrückte Träume habe, sondern auch Gudrun, bewies die Mail, die sie mir am 14.04.03 ins Büro schickte. Gudrun träumte, dass wir uns in Sumatra für ein Vier-Bett-Zimmer entschieden hätten. Während abwechselnd immer einer Wache schiebt und nach Schlangen Ausschau hält, liegen die anderen drei nackt, nur mit Wanderschuhen bekleidet, im Bett.
Da werden wir im Urlaub bei der ersten Zimmerverteilung wieder unseren Spaß haben und spätestens dann werden uns die anderen Mitreisenden für ein bisschen bekloppt halten.

Über Ostern habe ich, bei herrlichem Wetter im Garten liegend, das Buch von Vicky Baum “Liebe und Tod auf Bali” geradezu verschlungen. Und jetzt befällt mich eine leichte Unruhe, die man auch “Reisefieber” nennen kann.
In genau 33 Tagen (22 Arbeitstagen) sitzen wir hoffentlich schon im Flieger und düsem unserem nächsten Abenteuer entgegen.
Eingebunden in Nicolas Ostergrüße war die Mitteilung, dass Indonesien ein wundervolles Land sei und es uns dort garantiert gut gefallen wird. Ach, könnte nicht schon morgen der 25.05.03 sein?

Um 20.03 Uhr kam am Sonntag, dem 27.04.03 der Anruf von Gudrun, dass sie und Lutz nicht nach Indonesien fliegen werden.
Heiko nahm das Gespräch entgegen, so bekam ich nur Bruchstücke mit. Nach Ende des Telefonates klärte er mich auf: Im Flughafen von Jakarta waren 2 Bomben explodiert. Dadurch geradezu panisch beunruhigt, wollen R.s die Reise nicht mehr antreten. Bislang hatten wir noch nichts davon gehört, daher machte Heiko mit den beiden aus, dass wir uns erst einmal im Internet erkundigen und am Montagabend wieder telefonieren werden.

Weder auf den Seiten des Auswärtigen Amtes noch auf denen des deutschen Botschafters in Jakarta war etwas über die Anschläge zu lesen.
Nur im indonesischen Internetforum stand etwas. Am Donnerstag der vergangenen Woche explodierte eine Bombe in der Innenstadt von Jakarta und eine zweite am Wochenende in einem amerikanischen Schnellrestaurant im Flughafen Jakartas. Beim ersten Anschlag wurde niemand verletzt, beim zweiten immer hin 11 Personen.

Da Heiko und mir die Entwicklung von SARS viel mehr Gedanken bereitet, als zwei Bömbchen und damit für uns nur der Zwischenstopp in Singapur auf dem Spiel steht, war für uns recht schnell klar, dass wir beide auf jeden Fall fliegen werden.
So werden wir es auch heute Abend Gudrun und Lutz am Telefon sagen. Ob die beiden mitkommen werden? In ein paar Stunden bin ich schlauer.

Abends klärte sich dann die Lage zum Wohlgefallen aller auf.
Lutz und Gudrun waren nur erschrocken, da NTV heftige Bilder zeigte und da muss wohl eine mehr oder weniger schwere Panik bei den Beiden ausgebrochen sein.
Auf jeden Fall haben sie noch eine Nacht darüber geschlafen und fliegen nun doch mit. Nach dem Motto “alles wird gut”, habe ich ihnen viel Spaß für ihren kurzen Trip nach Rom gewünscht. In knapp vier Wochen sind wir bereits gemeinsam unterwegs!